Seidenstücker, Johann Heinrich Philipp

Aus Romanistenlexikon
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Johann Heinrich Philipp Seidenstücker (21.8.1765 Haynroda, Eichsfeld – 26.5.1817 Soest); Sohn des Gastwirts, Metzgers u. Dorfrichters Johann Philipp Seidenstücker

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Pädagoge; Fremdsprachendidaktiker

1779 Lateinschule Gandersheim; Martineum Braunschweig; 9.2.1785 Stud. Theol. u. Philol. U Helmstedt; 1785 Lehrer f. Griech., Latein u. Hebr. Pädagogium Helmstedt; 9.1.1789 2. Kustos Universitätsbibl. Helmstedt; 18.7.1789 Prom. (De excolenda triplici memoriae forma); 2.8.1791 Bibl.-Adjunkt; 8.7.1796 Rektor Lippstadt; 8.10.1810 Rektor Archigymn. Susatense (Soest); 1815 Schuldir.

Elementarbuch zur Erlernung der französischen Sprache, 2 Teile, Dortmund 1811-1812.

„Er [= Seidenstücker] bezieht sich in seinem Unterricht und in seinem Elementarbuch […] auf Meidinger und will (besonders im 2. Teil) synthetisch die Sprache durch die Kenntnis der Grammatik lernen lassen, doch zieht er nicht erst nach einem grammatischen Grundkurs, sondern von Anfang an authentische französische Texte heran. Für den Grundkurs entwirft er ein dreistufiges Vorgehen: zunächst präsentiert er den Schülern ein Glosser mit dem neuen grammtischen Phänomen und dem Lektionsvokabular, sodann eine Serie von französischen Sätzen, die das grammatische Problem illustrieren und von den Schülern auswendig gelernt werden; intuitiv soll der Schüler über eine Reihe von Modellsätzen die grammatische Struktur erfassen, erst dann isolierte deutsche Sätze übersetzen wie bei Meidinger; aber im Unterschied zu diesem hat er bereits vorher authentische französische Sätze gelernt. Das zweite Lernniveau ist durch größere Abstraktion und Textnähe charakterisiert: er stellt die neue Regel vor, wobei der Schüler das Funktionieren der Regel im Kontext eines umfassenderen Paradigmas erkennt, bevor er in einer deutsch-französischen Übersetzung nachweist, dass er die Regel verstanden hat. Zum Schluss werden authentische französische Texte gelesen, die der Wiederholung, der Belehrung und dem Vergnügen dienen.

Die synthetische Vermittlungsmethode Meidingers wird also weiterentwickelt und für den Schulunterricht angepasst“ (Kuhfuß, 2014, 517).

Paul Zimmermann, ADB 33, 1891, 630-632; Wendt, Enzyklopädie, 1909, 52-53; Kuhfuß, Eine Kulturgeschichte, 2014, 517-519.