Schmitz Jr, Bernhard (Bernard)

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Bernhard (Bernard) Schmitz Jr. (3.4.1819 Hannover – 14.4.1881 Sanzkow b. Greifswald); Sohn des in Göttingen (1816-22) u. Berlin (1822-43) lehrenden Universitätslektors für Englisch, Dr. Bernhard Schmitz Sr.

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Neuere Sprachen, bes. Englisch u. Französisch

1839 Abitur Friedrich-Wilhelms-Gymn. Berlin; WS 1842/43 Prom. (August Boeckh?); 1843 Oberlehrerex. Berlin; 1843/43 Paris; 1844 Lehrer Neuere Sprachen Dorotheenstädtische Stadtschule Berlin; gleichz. Englischlehrer a. d. höheren Töchterschule; 4.12.1851 provisor. Lektor d. Neueren Sprachen Greifswald (zum 1.1.1852); 23.6.1854 Lektor; 30.4.1866 ao. Prof. f. die Neueren Sprachen (Engl., Franz., Ital., Spanisch); 1869 privates Seminar f. engl. u. franz. Sprache Greifswald.

Korr. Mitgl. d. Berliner Ges. f. d. Studium d. neueren Sprachen, 1872.

Encyclopädie des philologischen Studiums der neueren Sprachen. [Die Sprachwissenschaft überhaupt. Literarische Einleitung in das Studium der neueren Sprachen. Methodik des selbständigen Studiums der neueren Sprachen. Methodik des Unterrichts in den neueren Sprachen], Greifswald 1859, 2. verb. Aufl. mit Supplementen, Leipzig 1875–1881; Vergleichende Synonymik der französischen u. englischen Sprache mit Berücksichtigung des Lateinischen. Erster Teil: Französische Synonymik nebst einer Einleitung in das Studium der Synonyma überhaupt, Greifswald 1868, Leipzig 1877, 1883; Deutsch-französische Phraseologie in systematischer Ordnung nebst einem Vocabulaire systématique. Ein Übungsbuch für jedermann der sich im freien Gebrauch der französischen Sprache vervollkommnen will, Greifswald 1872, 271933; Französische Grammatik, Berlin 31876 (ursprüngl. Die französische Grammatik in möglichsten Vollständigkeit und Einfachheit, Berlin 1847).

„Die Ernennung des Professors SCHMITZ zum Ordinarius wurde seitens der Fakultät abgelehnt, da er die wissenschaftlichen Voraussetzungen für ein Ordinariat wohl nicht erfüllt hat. SCHMITZ wird allgemein als ein ausgezeichneter Lehrer der neueren Sprachen gerühmt, aber eine tiefere sprachwissenschaftliche Fundierung, wie sie angesichts der fortschreitenden Entwicklung der philologischen Disziplinen gefordert werden mußte, scheint ihm gefehlt zu haben. Trotzdem bleibt ihm das Verdienst, ,sich um die Begründung des Studiums der neueren Sprachen in hohem Maß verdient gemacht‘ zu haben“ (Brummer, 1956, II, 205-206).
„Insgesamt bietet Schmitz’ Encyklopädie zwar einen guten Überblick über die bisherigen Forschungen, wirkt in seinen (sic) Definitionen aber zu wenig differenziert. Schmitz’ Bemühungen auf dem neusprachlichen Feld gelten weniger einer Begriffserklärung von Linguistik und Philologie – diese gehen bei ihm ja ineinander über und bilden einen Einheitskomplex, den er nicht hinterfragt –, sondern vielmehr der Bereitstellung eines Curriculums für die Studierenden nach dem Vorbild der Altphilologie. Grundlegend für Schmitz’ Entwurf ist die Koppelung der beiden Bereiche Englische und Romanische Philologie. In der Encyclopädie wird der enge Zusammenhang zwischen den beiden Fächern bereits angedeutet, wenige Jahre später bekräftigt Schmitz in einer Studie über Die neuesten Fortschritte der französisch-englischen Philologie noch einmal seine Theorie unter Berufung auf die Parallele zum Zusammenhang der griechisch-römischen Sprache sowie auf das andauernde Adstratverhältnis Englisch-Französisch […]. Schmitz stellt sich damit gegen die einsetzende Spezialisierung, die eine Spaltung des Komplexes der europäischen Kultur (die Gesamtheit der geistigen Erzeugnisse deutscher, englischer und französischer Kultur) zur Folge hätte und somit in Schmitz’ Augen zu einer unvollständigen Erfassung des Gegenstands führen würde“ (Wolf, 2012, 241-242).

Wendt, Enzyklopädie, 1903, 450; KrJb 9, 1909, IV 27-30 [Ferdinand Heuckenkamp]; Brummer, „Überblick“, 1956, II, 205-206; Haenicke / Finkenstaedt, Anglistenlexikon, 1992, 280-281; Kalkhoff, Romanische Philologie, 2010, 237, 280, 281; Wolf, Kontinuität und Wandel, 2012, 239-243.