Sandmann, Manfred

Aus Romanistenlexikon
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Manfred Sandmann (2.6.1906 Rosenberg, Westpreußen – 12.11.1980 Berkeley); Sohn des Brauereibesitzers Max Sandmann

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie, bes. Sprachwissenschaft (Syntax u. Sprachtheorie, historische Syntax u. Stilistik des Französischen u. Spanischen)

1924 Abitur Städt. Realgymn. Zoppot; 1924-28 Stud. Gesch. u. Rom. TH Danzig, Jena, Bonn; 14.11.1928 Prom. (Wilhelm Meyer-Lübke) Bonn; 1929-32 Schuldienst Danzig; 1932 Madrid, Austauschstudent; 1933-36 Assist. Centro de Estudios Históricos; 1936 London; 1937 Berlin; 1938 Vorlesungsreihe Bedford College, U of London; 1938-41 Assistant Lecturer French Dept. Glasgow; 1941-45 Lecturer; 1945 M.A. Edinburgh; 1949 D. litt. Edinburgh; 1950-60 Prof. of Modern Languages University College of the West Indies (Kingston, Jamaica); 1959 GProf. University of California, Berkeley; 1960-73 (full) Prof. of French and Romance Philology, Head of Dept. of French, Univ. of California, Berkeley; 1973 em.; 1968 GProf. Hamburg; 1974 Köln; 1974/75 München.

1953 Officier d’Académie; 1962 Chevalier de la Légion d’honneur; Palmes Académiques.

Le Gai Savoir. Essays in Linguistics, Philology and Criticism. Dedicated to the Memory of Manfred Sandmann. Ed. by Mechthild Cranston, Madrid 1983.

Die Bezeichnungen der Meise in den romanischen Sprachen, Bonn 1929 (Diss.); Subject and Predicate. A Contribution to the Theory of Syntax, Edinburgh 1954, Heidelberg 1979; Expériences et critiques. Essais de linguistique générale et de philologie romane, Paris 1973; Das Klangbild der französischen Sprache. Ein Vergleich mit dem Englischen, München 1976.

„Womit beschäftigt Sandmann sich in diesen Jahren [=Zweiter Weltkrieg] wissenschaftlich? Er verläßt die Thematik seiner Dissertation, die Onomasiologie – man wird die Schrift wohl als eine Art Pflichtübung bezeichnen dürfen – und wendet sich dem Gebiet zu, das seine Hauptstärke werden sollte, der Syntax. Ist die erste Arbeit noch einem Spezialproblem der historischen romanischen Syntax gewidmet, wobei die selbst gesammelten Beispiele dem Altspanischen entstammen und damit an Sandmanns Aufenthalt in Madrid erinnern, so zeigen die folgenden, daß (sit venia verbo) ,sich ein Charakter in dem Strom der Welt‘ gebildet hat: Sie gelten der Theorie der Syntax, und ihr Verfasser betritt mit ihnen ein Feld, in dem er berufen war, Forschungsrichtungen zu kombinieren, die bisher wenig Kontakt miteinander gehabt hatten, die historisch-vergleichende Grammatik junggrammatischer Prägung und die neueren europäischen, synchronisch orientierten Bemühungen um die Sprachtheorie, teilweise auch die amerikanische Linguistik.

Äußerer Grund für Sandmanns neue Arbeitsrichtung war die Schwierigkeit, in den Kriegsjahren philologische Fachliteratur zu beschaffen' […]. Aber es gab auch innere Gründe. Die Sprachtheorie hatte ihn schon immer angezogen. Und sein Lehrer Meyer-Lübke hatte die zu lösende Problematik klar erkannt und bereits 1899 geschrieben, daß ,unsere ganze Syntax einer eingehenden Umänderung bedarf, dass sie vor allem sich von den lateinischen Kategorien loslösen muss … Aber schwerer als einreissen ist neu bauen, und da stand ich nun vor der schwierigen Frage einer vollständigen Umgestaltung oder einer allmählichen. […]‘. Sandmann geht den ersteren Weg, eben zu einer ,vollständigen Umgestaltung‘, und greift dabei auf die beiden anderen oben genannten Forschungsrichtungen zurück, von denen Meyer-Lübke 1899 noch nichts wissen konnte. Es ist bezeichnend, daß sein erster einschlägiger Aufsatz Substantiv, Adjektiv-Adverb und Verb als sprachliche Formen, laut Untertitel ,Bemerkungen zur Theorie der Wortarten‘, gleich zu Anfang Bloomfield zitiert, daneben aus der neueren europäischen Theorie O. Jespersen, E. Otto, F. Slotty, Ch. Bally, K. Bühler, L. Hjelmslev, E. Cassirer, E. Koschmieder und schließlich K. Vossler, – auch dies charakteristisch für Sandmann, indem er die ästhetische Seite einbezieht“ (Christmann, 1986, 722-723).

Yakov Malkiel, „Two Berkeleyans: Manfred Sandmann (1906-1980) and George R. Stewart (1895-1980)“, RPh 35, 1981-82, 15; Christmann, „Zum Gedenken an Manfred Sandmann (1906-1980)“, ZrP 102, 1986, 721-728; Christmann, in: Christmann / Hausmann, Deutsche und österreiche Romanisten, 1989, 318-319; Hausmann, „Vom Strudel“, 2008, 811, bes. 243; Maas, Verfolgung und Auswanderung, 2010, I, 672-675.