Meidinger, Johann Valentin

Aus Romanistenlexikon
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Johann Valentin Meidinger (1.5.1756 Frankfurt a. M. – 17.12.1822 Frankfurt a. M.); jüngerer Bruder von Johann Nicolaus Meidinger (1752–1828)

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Lehrer des Französischen und Italienischen

Seit 1799 mit Genehmigung des Frankfurter Magistrats Privatlehrer f. Franz. u. Ital. ; die Gründung einer eigenen Sprachschule wurde im gleichen Jahr jedoch abgelehnt, da man soeben das „Etablissement et pension françoise en faveur d’un certain nombre de jeunes gens choisis de l’un et de l’autre sexe“ des Nicolas Hyacinte de Tavannes wegen schlechter Erfahrungen geschlossen hatte.

Practische Französische Grammatik wodurch man diese Sprache auf eine ganz neue und sehr leichte Art in kurzer Zeit gründlich erlernen kann, Frankfurt a. M. 1783, 391857; Praktische italienische Grammatik: wodurch man diese Sprache auf eine ganz neue und sehr leichte Art in kurzer Zeit gründlich erlernen kann, Frankfurt a. M. 1796; Erster Unterricht in der französischen Sprache für Kinder in Primairschulen, Leipzig 1823.

„Man muß sich freilich fragen, wie dieser Aufschwung der strikt kognitiven Grammatik-Übersetzungs-Methode Meidingers zu erklären ist. Sein zeitgenössischer Gegner Debonale sieht die Unwissenheit vieler unprofessioneller Sprachmeister, altphilologischer Französischlehrer und Theologen als Ursache im Hintergrund, die hier eine sichere, gelegentlich auch falsche Sprachnorm erhielten; der Anglist Konrad Macht […] stellt die apolitische Neutralität Meidingers in den Revolutionsjahren nach 1789 und den philologischen und abstrakten Charakter seiner Methode heraus, der dem deutschen Zeitgeist entgegenkam. Sicher darf man mit Caravolas […] als einen weiteren Grund insbesondere den günstigen Moment anführen, zu dem die Fremdsprachen den generellen Schritt zum Schulfach unternahmen. Meidingers Lehrmethode – die Erfindung eines privaten Sprachmeisters – wurde im Gymnasium des 19. Jh.s die Vermittlungsmethode, die dem Schulfach Französisch zugrunde lag; sie verbündete sich mit der neuhumanistischen Pädagogik, für die die kognitive Beschäftigung mit der Grammatik einer Sprache ihren Bildungswert ausmacht; sie eröffnete damit einen philologischen Zugang zur fremdsprachigen Literatur und zur intellektuellen Bildung einer sozialen Elite im Gymnasium. Ähnliche Entwicklungen gab es darüber hinaus auch in Italien und Spanien […]. Die Wertschätzung der Übersetzung im 18. und 19. Jh. ist also keineswegs auf den deutschsprachigen Raum begrenzt. Seit den ersten Texten des frühneuzeitlichen Französischunterrichts bietet die Übersetzung ganz pragmatisch einen einfachen und konkreten Zugang zum Fremdsprachenerwerb […]“ (Kuhfuß, 2014, 516–517).

Wilhelm Stricker, ADB 21, 1885, 199; Wendt, Enzyklopädie, 1909, 44–46; Kufhuß, Eine Kulturgeschichte, 2014, 509–517.