Schlieben-Lange, Brigitte
Brigitte Schlieben-Lange (25.9.1943 Chieming-Stöttham – 14.9.2000 Frankfurt a.M.); Tochter des Nordgermanisten Wolfgang Lange (1915-1984) u. der Germanistin Annemarie geb. Seidel (1918-1989)
Verf. | Frank-Rutger Hausmann |
Romanische Philologie, bes. Sprachwissenschaft (Pragmalinguistik, Soziolinguistik, Geschichte der Sprachwissenschaft – romanische Sprachen)
1962 Abitur München; 1962-65 Stud. Rom., Germ. München; Rom., Allg. Sprachwiss. 1965-66 U Aix-en-Provence; 1966-70 Rom., Germ., Allg. Sprachwiss., Philos. Tübingen; 1970 1. StE. Franz., Dt.; 1970 Prom. (Eugenio Coseriu) Tübingen; 1970-74 Wiss. Assist.in (Hans Martin Gauger) Freiburg i. Br.; 1974-91 o. Prof. Frankfurt a. M.; 1991 o. Prof. Tübingen (Nachf.in von Coseriu).
o. Mitgl. Akad. d. Wiss. Heidelberg; Mitgl. Soc. de Ling. Romane; Soc. Ling. Eur.; Dt. Ges. für Sprachwiss.; Dt. Ges. für Semiotik (seit 1989 Vorstandsmitgl.); DRV (1977-81 Vorstandsmitgl.); DHV (seit 1989 Vorstandsmitgl.); Soc. Ling. Italiana.
Nach ihr ist benannt d. „Brigitte-Schlieben-Lange“-Preis für Katalanistik des DKV, 2002f.
Hrsg. Zeitschrift für Katalanistik (ZfK).
Antrittsreden Heidelberg, 2009, 771-774.
Kleine Schriften. Eine Auswahl zum 10. Todestag. Hrsg u. eingel. v. Sarah Dessì Schmid, Tübingen 2010 (Schrift.-Verz. 347-361).
Okzitanische u. katalanische Verbprobleme: ein Beitrag zur funktionellen synchronischen Untersuchung des Verbalsystems der beidenSprachen (Tempus und Aspekt), Tübingen 1971 (Diss.); Okzitanisch u. Katalanisch – Ein Beitrag zur Soziolinguistik zweier romanischer Sprachen, Tübingen 1971, 1973; Soziolinguistik. Eine Einführung, Stuttgart 1973, 1978, 1991, auch span. u. japan.; Linguistische Pragmatik, Stuttgart 1975, 1979, auch ital. u. span.; Traditionen des Sprechens. Elemente einer pragmatischen Sprachgeschichtsschreibung, Stuttgart 1983; Idéologie, révolution et uniformité de la langue, Sprimont 1996; „Idéologie“: zur Rolle von Kategorisierungen im Wissenschaftsprozeß, Heidelberg 1999, 2000.
„Ihr durch die Krankheit jäh abgebrochenes Leben war von einer enormen wissenschaftlichen Produktivität geprägt, die eine große Anzahl verschiedener Aspekte umfaßte: neben den Studien zum Katalanischen und Okzitanischen, mit denen ihre wissenschaftliche Laufbahn begann, hat sie sich mit verschiedenen Bereichen der Sprachtheorie beschäftigt und z.T. wegweisende Beiträge veröffentlicht; ihre Arbeiten setzen sich mit dem Französischen, dem Spanischen, dem brasilianischen Portugiesisch und vielen anderen Sprachen, u.a. sogar ihrem Heimatdialekt, dem Bairischen, auseinander. Als zentrales Gebiet ihrer Forschungsaktivität hatte sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend die Französische Revolution und die in ihrer Folge entstehenden sprach- und erziehungspolitischen Maßnahmen herauskristallisiert, die Idéologie und das grammatische Erziehungsprogramm der Écoles centrales. Wie Jürgen Trabant zutreffend festgestellt hat, war der Antagonismus zwischen dem Interesse für sprachliche Partikularität und für sprachliche Minderheiten auf der einen Seite und dem jakobinischen Sprachuniformismus auf der anderen das zentrale Spannungsgebiet, in dem Brigitte Schlieben-Langes Beschäftigung mit Sprache und den Sprachen angesiedelt war, und für beide Seiten brachte sie die für sie so prägende Sympathie und Begeisterung mit, mit deren Hilfe sie es vermochte, diesen Widerspruch nicht in einer einseitigen Parteinahme beantworten zu müssen, sondern als urmenschlichen Grundkonflikt zwischen Identität und Alterität betrachten zu können, der nicht als Nachteil gesehen werden durfte, den es abzuschaffen galt, sondern als Gegebenheit, die es zu gestalten galt“ (Kabatek / Stegmann, 2001, 7).
Kürschner, LH 2, 825-826 (P; Schrift.-Verz.); Christine Bierbach / Isabel Zollna / Gabriele Berkenbusch / Robert Lug, „Brigitte Schlieben-Lange (1943-2000)“, in: Romanistik als Passion 3, 2014, 241-264 (P; Auswahlbibliogr. 264); Peter Koch, „Nachruf Prof. Dr. Brigitte Schlieben-Lange“, ZrP 117, 2001, 724-731; Johannes Kabatek / Tilbert D. Stegmann, ZfK 14, 2001, 7-14; Wolfgang Raible, „Nécrologie. Brigitte Schlieben-Lange (1943-2000)“, RLiR 65, 2001, 633-34; Ders., Jb. d. Heidelberger Akad. d. Wiss. für 2000, Heidelberg 2001, 124-126; Romanistinnen.de.