Änderungen

Wechseln zu: Navigation, Suche

Morf, Heinrich

47 Byte hinzugefügt, 11:13, 4. Nov. 2016
<blockquote>„Vossler hat einmal sehr schön den Unterschied zwischen Stuben- und Reiseromanisten geprägt. Für Morf trifft dieser Unterschied nicht zu. Morf war beides: Auf dem Katheder der große Forscher und der feine Künstler, hat er doch immer wieder auf Reisen, bald in Spanien oder Rumänien, in Graubünden, Frankreich oder Italien, Anregungen und Material gesammelt, blieb er so in stetigem und unmittelbarem Kontakt mit der romanischen Welt, deren Erforschung seine Lebensarbeit galt. Morf war überhaupt ein Romanist, wie er so recht sein sollte; darum ist es auch schwer, etwa bei Morf zu entscheiden, ob er mehr Sprachforscher oder Literarhistoriker, ob er mehr Phonetiker oder Textkritiker war. Er war – heute etwas Unerhörtes! – überhaupt nicht Spezialist. Er war auf allen diesen Gebieten zu Hause wie selten einer, und er war auf allen diesen Gebieten eine gleich führende Autorität. Gründe des Lautwandels, Ursachen der Mundartengrenzen, Verhältnis von Vulgärlatein und Romanisch, Bildung der Schriftsprachen, syntaktische Fragen, Wortforschung, Lagerung und Geschichte der Wörter, das alles waren Gebiete, die er mit derselben zähen Ausdauer, mit derselben Universalität und seiner unvergleichlich scharfen sprachlichen Empfindung ebenso bahnbrechend gefördert hat, wie die zahlreichen Probleme mittelalterlicher und moderner Literaturgeschichte: Dante und Diderot, Cervantes und Ariost, Rousseau und M<sup>me</sup> de Staël, mittelalterliches Theater und Volkslied. Mit welcher tiefen Andacht und welcher unveränderten Ergriffenheit lauschten seine Hörer seinem Dante-Kolleg oder dem großen Kolleg über die französische Aufklärung! Welches feine Verständnis und künstlerisches Nachempfinden verrät seine Gesamtdarstellung der romanischen Literaturen in Hinnebergs ,Kultur der Gegenwart‘ (1909)! Offenbart sie nicht am besten die große Gabe des Verfassers, die großen Strömungen und Zusammenhänge zu erfassen und mit universaler Meisterhand auseinander zu entwickeln?“ (Rohlfs, 1921, 261).
</blockquote>
[http://schuchardt.uni-graz.at/id/person/2233 HSchA Nr. 07493–07529]; Erhard Lommatzsch, ASNSpr 142, 1920, 78–94; Gerhard Rohlfs, ZrP 41, 1921, 259–263; Gustav Roethe, „Gedächtnisrede […] auf Heinrich Morf“, SB d. Preuss. Akad. d. Wiss. 1921, 1. Halbbd., 521–528 [30. Juni 1921]; LexGramm 1996, 651–652 (Jakob Wüest/Anne Poitrineau); W. Th. Elwert, NDB 18, 1997, 100–102; Marc-René Jung/GL, hls (online); Storost, 300 Jahre, 2001, II, 447, bes. I, 292–300; Tognoli, „Präuniversitäre Romanistik“, 2001, 58–75; Lotz, „Disserationsgutachten“, 2001, 76–99; Richard Trachsler, „Heinrich Morf (1854–1921). Le bâtisseur déchu“, in: Bähler/Trachsler, Portraits, 2009, 141–175 (P); Fryba-Reber, Philologie et linguistique romanes, 2013, 382, bes. 80–84, 119–123, 187–196.
[[Kategorie:Romanist]]
78
Bearbeitungen