Schüle, Klaus
Klaus Schüle (24.2.1939 Tübingen – 12.2.2012 Bremen); Sohn von Dr. phil. Ernst Schüle u. Irmgard geb. Wagner, Tochter des Bauhausarchitekten Prof. Dr. Ing. Martin Wagner (1885-1957)
Verf. | Frank-Rutger Hausmann |
Romanische Philologie, bes. Didaktik u. Landeswissenschaft
Ab 1945 Freie Waldorfschule Tübingen; 7.3.1958 Abitur; 1958-60 Wehrdienst; 1960-67 Stud. Gesch., Politik u. Rom. Tübingen, Hamburg u. Paris (Diplôme d. Ecole Supérieure des Professeurs de Français à l’Étranger); 13.1.1967 1. StE. Hamburg; 1967-68 Assistant d’allemand Lycée Louis-le-Grand Paris; 28.8.1968-11.8.1969 Referendariat Studiensem. Rottweil; 11.08.1969 2. StE., StAss.; 1.10.1969-31.7.1970 Assistant d’allemand Lycée Henri IV Paris; LA École Supérieure du Bois; 1970-71 Lehrer Gymn. Tuttlingen; 1.2.1971-1.10.72 Beurl. aus d. Schuldienst an das Institut f. Film u. Bild in Wiss. u. Unterricht München; Übernahme d. Referats Fremdsprachen II (Franz.), Leitung des Projekts „Grundsituation d. Französischunterrichts“; 1.7.1974 Prom. U München; 15.2.1975-1.2.80 StR. Gesamtschule Bremen-West; 1.2.1978 LA PH Niedersachsen, Abt. Lüneburg; 24.4.1978-30.7.179 LA U Bremen; 1.2.1980-1.7.83 Lektor f. Dt. Dép. d’Allemand Université de Dakar; 1.7.1983 Rückkehr nach Deutschland; 1.10.1983-1.8.84 LA GH Kassel; 1.8.1984 Wiedereintritt in den Bremer Schuldienst; 1986-88 LA Hochschule Bremen;1.9.1989 LA U Bremen, FB 10 (Lehrstuhlvertr. franz. Sozialgesch. u. Fremdsprachendidaktik); 5..11.1999 HonProf. f. Fachdidaktik Französisch U Bremen.
Politische Determinanten u. Schwerpunkte im Deutschlandbild der französischen Résistance. Eine Untersuchung ihrer Einstellung zum Nationalsozialismus an Hand der Widerstandspresse, Bremen 1975 (Diss.); Politische Landeskunde u. kritische Fremdsprachendidaktik. Plädoyer für den fremdsprachendidaktischen Inhalt, Paderborn 1983; Kurs Fremdsprachendidaktik (Materialienband), 1987 (ersch. als Fortbildungsskript); Sprechen, Verstehen, Fremdverstehen. Unterrichtspraktische Beispiele u. wissenssoziologische Grundlagen interkultureller Kommunikation, 1988 (ersch. als Fortbildungsskript); Machen entwicklungspolitische Analphabeten die Lehrmaterialien der Dritten Welt? Subjektive und entwicklungspolitisch-ökonomische Aspekte von regionalen Lehrwerken, 1988 (ersch. als Skript); Navigator: Frankreich im Internet: neue Technologien u. Internetarbeit im Französischunterricht, Berlin 1999 u. ö. (gem. m. Matthias Walter); Paris: Die kulturelle Konstruktion der französischen Metropole: Alltag, mentaler Raum u. sozialkulturelles Feld in der Stadt u. in der Vorstadt, Opladen 2003; Paris: Die politische Geschichte seit der Französischen Revolution: vom Erfinden und Schwinden der Demokratie in der Metropole, Tübingen 2005; Die Pervertierung des internationalistischen Handelns, der Demokratie und der Menschenrechte, 2008.
„Klaus Schüle war ein Mann der Praxis. Als ehemaliger Französischlehrer hatte er es sich als Dozent in der Romanistik der Universität Bremen zunächst zur Aufgabe gemacht, gemeinsam mit den Studierenden möglichst authentische und adressatenbezogene Lehrmaterialien für den Französischunterricht zu entwickeln. Dazu benutzte er bereits früh visuelle Medien. […] Bereits sehr früh faszinierten ihn die Pariser Lebenswelten. Seine politische Überzeugung und sein Engagement für eine gerechtere Gesellschaft gaben die Themen vor, mit denen er sich beschäftigte: die kleinen Leute, das Paris der Menschen an den Rändern, die Abweichler und Außenseiter. Daraus entstanden seine etwas anderen Porträts Pariser Stadtbewohner, von denen einige auch für Unterrichtszwecke didaktisiert wurden. Er gehörte zu jener im Krieg geborenen Generation von Frankreichkennern, die ihre Ideale in Frankreich realisiert sahen und auf Frankreich projizierten, auf jede Abweichung davon aber umso kritischer reagierten. Trotz seiner Begeisterung für ,la douce France‘ und die revolutionäre Tradition der ,contestation‘ nahm Klaus Schüle deshalb auch die Schattenseiten der französischen Geschichte genau unter die Lupe. Dazu bot ihm sein mehrjähriger Aufenthalt als DAAD-Lektor im Senegal genügend Stoff. Seine Beobachtungen im postkolonialen Afrika flossen nicht nur in sein Frankreichbild ein, sondern waren auch Anlass für ihn, kritisch über Fremdsprachendidaktik im frankophonen Afrika nachzudenken“ (Gilzmer, 2012, 139-140).
Karen Struve, Nachruf, Romanistik.de (21.2.2012): Mechthild Gilzmer, Nachruf, lendemains 37, Nr. 148, 2012, 139-140; Auskünfte Frau Siglind Schüle-Ehrenthal.