Paepcke, Fritz

Aus Romanistenlexikon
Version vom 29. Februar 2016, 20:59 Uhr von Bohmann (Diskussion | Beiträge)

(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Fritz Paepcke (6.6.1916 Berlin – 18.2.1990 Budapest); Sohn des Oberingenieurs u. Fabrikdirektors Paul Paepcke (1886-1975)

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Übersetzungswissenschaft, bes. Französisch

1935/36 (mit Unterbrechungen) Stud. Rom. u. Klass. Philol. FWU Berlin; 1938-39 München u. Leipzig; 1939 Studienaufenthalt Rumänien; 1.9.1939-8.5.1945 Kriegsdienst als Dolmetschlehrer in Halle a. S., Leipzig u. Meissen; 1942-44 zeitweise abgeordnet als Dolmetscher in Paris; 1945-46 Aufenthalt in Frankenthal/Pfalz; 15.7.1947 Prom. (Hans Rheinfelder) München; Sept 1946-Sept. 1948 Leiter der Dolmetscherklasse Dolmetscher-Schule München; 1947/48-52 LA Phil. Theol. Hochschule Regensburg f. Rom. Sprach- u. Literaturwiss.; 6.5.1952 Lektor u. Leiter d. franz. Abt. Inst. f. Übersetzen u. Dolmetschen Heidelberg; 1964 Hauptlektor; 1965 AOR; 1966 Ruf als planm. ao. Prof. Gießen abgelehnt; 19.4.1966 HonProf. Heidelberg; 1971 ADir., 27.7.1977 WissRat u. Prof.; 1968/69 LA U Mannheim; 1978-82 C3-Prof. Inst. f. Übersetzen u. Dolmetschen; 1982 i. R., bis Ende WS 1982/83 Vertreter seiner eigenen Stelle; 1986 GProf. Eötvös József Kollégium Budapest.

1965 Chevalier dans l’Ordre des Palmes Académiques; 1981 Eötvös-Loránd-Medaille U Budapest; 1983 Große Medaille Jan II. Sobieski, Warschau; 1986 Große Plakette f. Kunst u. Wiss. des Eötvös József Kollégium Budapest.

Mitgl. DRV; Allgemeine Ges. f. Philos. in Deutschland; 1955 Vors. d. Dt.-Franz. Gesellschaft Heidelberg; 1957 Mitbegr. Institut français Heidelberg; 1976-86 Vizepräs. d. Bundesverbands der Dolmetscher u. Übersetzer e. V. (BDÜ); stellv. Vors. d. Ausschusses des Aus-, Fortbildungs- u. Prüfungswesens sowie d. Ausschusses f. Geschichte u. Theorie der Fédération Internationale des Traducteurs; bis 1986 ständiger Mitarbeiter von DIN (Normenausschuß Terminologie); verantwortlicher Redakteur des „Mitteilungsblatts für Dolmetscher und Übersetzer“; 1979 Wiss. Mitgl. f. Forschung u. Ausbildung im FB Übersetzungswiss. d. École Supérieure d’Interprètes et de Traducteurs d. Université de la Sorbonne Nouvelle (Paris III).

Imago linguae. Beiträge zu Sprache, Deutung u. Übersetzen. FS zum 60. Geburtstag v. F. P. Hrsg. v. Karl-Heinz Bender, Klaus Berger u. Mario Wandruszka, München 1977 (P; Schrift.-Verz., 661); Von der Kunst, Gedichte zu übertragen: Fritz Paepcke zum Gedächtnis. [Hrsg. von der Gesellschaft zur Förderung der Stefan-George-Gedenkstätte Bingen e.V.], Heidelberg 1991.

Die französische Nominalkomposition: ein Beitrag zur Ausdrucksweise der modernen Sprache, München 1946, masch. (Diss.); L’Art de bien traduire les communiqués militaires actuels, Leipzig 1941; Comment il faut se servir du téléphone. Grundzüge des öffentlichen u. militärischen Fernsprechwesens, Leipzig 1941; Quelques discours du maréchal Pétain. Reden u. Ansprachen zum französischen Wiederaufbau während des ersten Jahres der neuen Staatsführung, Leipzig 1941; Rationnement et ravitaillement. Die franz. Vorratswirtschaft, Rationierung von Verbrauchsgütern, Leipzig 1942; (gem. mit F. R. Brunner), Grundzüge der französischen Abfassung von amtlichen Verfügungen u. Bekanntmachungen, Leipzig 1942; Übersetzen u. Kategorien des geglückten Übersetzens, Schwerte 1981; Textvergleich. Hrsg. v. Klaus Berger, Tübingen 1986.

„Erstens: Paepcke ist derjenige, der die Grundkategorien einer Hermeneutik des Übersetzens im Rahmen der modernen Übersetzungswissenschaft festgelegt hat. Seine zahlreichen Aufsätze enthalten in nuce hermeneutische Fragestellungen in ihrer Anwendung auf das Phänomen des Übersetzens. […]

Zweitens: Paepckes Beitrag hatte seinerzeit einen innovativen Wert, weil er die Übersetzungsforschung an die hermeneutische Wende im Denken des 20. Jahrhunderts angeschlossen hat. Im Ausgang von der philosophischen Hermeneutik und insbesondere von den Schriften Hans-Georg Gadamers hat er der Übersetzungswissenschaft seiner Zeit neue Denkwege eröffnet, indem er ihren sprachwissenschaftlichen Horizont durchbrochen und den Übersetzer als Subjekt der Translation ins Zentrum seiner Überlegungen gestellt hat. […]

Drittens: Schaut man sich die Übersetzungstheorie Paepckes in ihren Teilaspekten an, so könnte man einwenden, sie genügt nur begrenzt den Wissenschaftlichkeitskriterien der gegenwärtigen Übersetzungsforschung. Sie beschäftigt sich mit allzu evidenten Aspekten des Übersetzens, die er in einer vorwiegend metaphorischen Sprache beschreibt. Betrachtet man sie aber in ihrer Gesamtheit und fragt man sich nach der Intention, die seinem Ansatz zugurnde liegt, so präsentiert sich uns ein anderes Bild vom Übersetzungsbeitrag Paepckes. Durch diese Verschiebung der Perspektive wird ersichtlich, was er seinerzeit zu sagen hatte und […] auch heutzutage noch zu sagen hat. Der Hauptbotschaft seines Beitrags – man dürfte den Übersetzer aus der wissenschaftlichen Betrachtung des Translationsvorgangs nicht ausschließen – kommt in der gegenwärtigen, dem Ideal des Methodischen, Systemhaften und Objektiven unterstellten Übersetzungswissenschaft eine besondere Aktualität und Stringenz zu“ (Cercel, 2009, 353-354).

Kürschner, LH 2, 689 (P); Hans Michael Speier, NDB 19, 1999, 754; Radegundis Stolze, „Wandeln zwischen den Welten“, in: Wolfgang Pöckl, Übersetzungswissenschaft – Dolmetschwissenschaft. Wege in eine Disziplin, Wien 2004, 361-368; Dies., Übersetzungstheorien. Eine Einführung, Tübingen 42005, 216-220; Hausmann, „Vom Strudel“, 2008, 427-428; Drüll, Heidelberger Gelehrtenlexikon 1933-1986, 2009, 452-453; Larisa Cercel, „Übersetzen als hermeneutischer Prozess. Fritz Paepcke und die Grundlagen der Übersetzungswissenschaft“, in: Dies. (Hrsg.), Übersetzung und Hermeneutik – Traduction et herméneutique, Bukarest 2009, 331-357.