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Tobler, Adolf

47 Byte hinzugefügt, 13:56, 4. Nov. 2016
<blockquote>„Toblers vehementer Protest gegen die seit der sogenannten ,Reformperiode des neusprachlichen Unterrichts‘ immer stärker werdenden Forderungen nach einer Abwendung von der Sprachgeschichte und einer Beschäftigung mit der nicht nur geschriebenen, sondern auch gesprochenen Sprache der Gegenwart ist Ausdruck eines Paradigmenwechsels, den der alt gewordene Gelehrte (dem die Gegenwartssprache im übrigen keineswegs unvertraut war) kaum aufhalten konnte. Vergleicht man Toblers programmatische Stellungnahmen zur Definition und zu den Aufgaben der romanischen Philologie mit der 1889 gehaltenen Zürcher Antrittsvorlesung seines Berliner Nachfolgers Heinrich Morf, dann treten die epistemologischen Verschiebungen deutlich hervor. Beklagt Tobler im selben Jahr, dass in den universitären Examina ,Mangel an wissenschaftlicher [d.h. sprachhistorischer] Durchdringung des Lehrgegenstandes durch Fertigkeiten im Sprechen und Kenntnis neuester Literatur ausgeglichen werden‘ dürfe, so vertritt Morf die These, dass der neusprachliche Unterricht ,nicht länger auf der antiquierten mittelalterlichen Sprachbetrachtung beruhen‘ dürfe, sondern ,sich auf die heutigen Anschauungen von der Natur der Sprache und des sprachlichen Geschehens gründen‘ solle: […] Es ist ein bemerkenswertes Beispiel für die Ungleichzeitigkeit des Gleichzeitigen, dass mit der fünf Jahre nach Toblers Tod erfolgten Publikation des ersten Faszikels des ''Altfranzösischen Wörterbuchs'' (1915) ein wesentlicher wissenschaftlicher Ertrag des sprachhistorischen 19. Jahrhunderts erst in einem Moment sichtbar wurde, in dem mit dem gewaltigen ''Atlas linguistique de la France'' (1902-1910) die dann in mehreren Schüben vollzogene Hinwendung der Romanistik zur synchronischen Sprachbetrachtung ihren das 20. Jahrhundert bestimmenden Weg nahm“ (Lebsanft, 2009, 94).
</blockquote>
[http://schuchardt.uni-graz.at/id/person/2867 HSchA Nr. 11706-11727]; Erhard Lommatzsch, Worte des Gedächtnisses für Adolf Tobler, Berlin 1910; Risop, Die romanische Philologie, 1910, 91-105; Heinrich Morf, Gedächtnisrede auf Adolf Tobler, Berlin 1911 (aus: SB der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften, 1911); Homeyer, Zumbini, 1982, 81-91; Doris Jakubec / ASCH, hls (online); LexGramm 1996, 920-921 (Hermann Krapoth); Franz Lebsanft, „Adolf Tobler (1835-1910): ,Der gesamte Reichtum der Menschennatur‘“, in: Bähler / Trachsler, Portraits, 2009, 61-95 (P); „Ursula Bähler, „Adolf Tobler (1835-1910). II: ,La philologie en contexte‘“, ebd.; 99-137; Wolf, Kontinuität u. Wandel, 2012, 359-378; Fryba-Reber, Philologie et linguistique romanes, 2013, 384, bes. 113-115, 184-188, 219-220.
[[Kategorie:Romanist]]
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