Seidel, Eugen
Eugen Seidel (4.7.1906 Jena – 12.12.1981 Berlin-Ost); Sohn des Werkmeisters Curt Seidel u. der Helene geb. Erler; Ehemann der Linguistin Ingeborg Seidel-Slotty
Verf. | Frank-Rutger Hausmann |
Allgemeine Sprachwissenschaft, bes. Rumänistik
1916-25 Reform-Realgymn. Jena; 1925 Abitur; 1925-28 kaufmännische Lehre Fa. Carl Zeiß Jena; 1928 Stud Vgl. Sprachwiss., Germ., Rom. u. Slaw. Jena, Prag u. Königsberg ; 28.2.1933 1. StE. Jena, anschl. Ref. an seiner alten Schule; 1933 Prom. Jena; ab 1932/33 LA Jena; 1933 Emigr. nach Prag, woher seine Frau Ingeborg Seidel-Slotty stammte; 1938 Emigr. nach Rumänien (Cluj-Klausenburg), Privatlehrer; 1946-47 Prof. f. Allg. Sprachwiss. Bukarest; Annahme d. rumän. Staatsangehörigkeit; 1947-50 o. Prof. f. Germ. Cluj-Klausenburg; 1950-55 Dir. d. Sektion f. Philol. Rumän. Akad. d. Wisss; 1955 Remigration in die DDR; 1959 o. Prof. HU Berlin (Wiederannahme der DDR-Staatsbürgerschaft); 1971 em.
Geschichte u. Kritik der wichtigsten Satzdefinitionen, Tübingen 1933 bzw. Jena 1935 (Diss.); Das Wesen der Phonologie, Kopenhagen 1943; Elemente sintactice slave în limba romînă, Bukarest 1958; Sprachwandel im Dritten Reich. Eine kritische Untersuchung faschistischer Einflüsse, Halle a. S. 1961.
„In dieser Zeit [=1942-44] arbeitete er an grammatiktheoretischen Fragen, die er durch die empirische Analyse der Verhältnisse im Rumänischen unterfütterte. Das gilt z.B. für eine größere Studie zum Artikel, bei der er systematisch die Funktion (Determination und Individuation) von den formalen Ausdrucksformen trennt. […] Dabei insistiert er auf methodisch kontrollierten strukturellen Analysen, indem er Relevanzpositionen, die einen möglichen Kontrast zulassen, von der Neutralisierung trennt (bis hin zur ,Grammatikalisierung‘ der Artikelmarkierung). In einem Folgeaufsatz diskutierte er die damalige Forschung (,Der gegenwärtige Stand der Artikelprobleme‘) mit einer Revision seiner früheren Kritik an LERCH. Dessen Leistung hat er später auch in einem Beitrag zu dessen Festschrift (,Rumänische Einzelzeiten zu LERCHs syntaktischen Arbeiten‘) gewürdigt, verbunden aber mit einer sehr deutlichen Kritik an LERCHs Neigung zu ,völkerpsychologischen‘ Ausdeutungen seiner Befunde, begründet in den entgegenstehenden Parallelen im Französischen und im Rumänischen (hier beim ,Heische-Futur‘)“ (Maas, 2010, 728).
Maas, Verfolgung und Auswanderung 1, 2010, 727-730; 730-732 (Ingeborg Seidel-Slotty); Ehlers, Strukturalismus, 2005, 592, bes. 441; Hausmann, „Vom Strudel“, 2008, 407-408.