Schmidt, Friedrich Wilhelm Valentin
Friedrich Wilhelm Valentin Schmidt (16.9.1787 Berlin – 12.10.1831 Berlin); Sohn von Dr. Valentin Heinrich Schmidt (1756-1838), Mitdirektor des Köllnischen Gymnasiums in Berlin; Vater des Philologen Leopold Schmidt (1824-1892)
Verf. | Frank-Rutger Hausmann |
Romanist; Anglist; Komparatist; Bibliothekar
1806 Abitur Köllnisches Gymn. Berlin; 1806-09 Stud. Theol. Halle a. S.; 1818 Kollaborator am Kölln. Gymn., 1818 Professor; 9.1.1819 Habil. Berlin; 28.4.1821 ao. Prof. f. Literaturgesch.; 1822 im Nebenamt Kustos der Königl. Bibliothek.
Die Märchen des Straparola, Berlin 1817; Sammlung französischer Schriftstellen aus dem neunzehnten bis in das dreizehnte Jahrhundert zurück. Nebst einem Wörterbuch für die verschollenen alten Wörter; besonders in Beziehung auf den Zusammenhang der neueren Sprachen unter sich, u. mit der lateinischen ihrer Muttersprache. Für den gelehrten Unterricht, Berlin 1818; Ueber die Kirchentrennung von England. Schauspiel des D. Pedro Calderon de la Barca. Uebersicht des Inhalts, mit beurtheilenden Andeutungen über Hülfsmittel, Ausgaben, Uebersetzungen, Nachahmungen, Litteratoren, Sprache, Zeitfolge u. Quellen der Werke des Calderon [La Cisma de Ingleterra], Berlin 1819; Rolands Abentheuer in hundert romantischen Bildern. Nach dem Italiänischen des Grafen Matteo Maria Boiardo bearbeitet von Benedikte Naubert. Hrsg. v. F. W. V. Schmidt, 3 Bde., Berlin 1719-1820; Über die italiänischen Helden-Gedichte aus dem Sagenkreis Karls des Großen, Berlin-Leipzig 1820 (auch franz.); Über die Divina Commedia des Dante Alighieri, Berlin 1823; Petri Alfonsi Disciplina clericalis. Ein Beitrag zur Geschichte der romantischen Litteratur, Berlin 1823; Die Schauspiele Calderon’s dargestellt u. erläutert, aus gedruckten u. ungedruckten Papieren des Verfassers zusammengesetzt, ergänzt u. hrsg. von Leopold Schmidt, Elberfeld 1857.
„Noch im Jahre 1819 hat Friedrich Wilhelm Valentin Schmidt, der Schöpfer der vergleichenden Literaturforschung, der später als erster wirklicher Dozent für romanische Philologie an der Berliner Universität noch näher zu betrachten sein wird, in seiner bei den Universitätsakten liegenden Vita hinsichtlich seines Studienganges Bekenntnisse niedergelegt, die für den wissenschaftlichen Geist, unter dessen Walten die Entwicklung romanischer Sprachwissenschaft an unserer Universität vor sich ging, ausserordentlich bezeichnend sind. Er sagt: Per novem annos, quibus in Gymnasio Berolino-Coloniensi docendi munere fungebar, omnes fere horas subsecivas in perlegendis poetis recentioribus collocavi. Atque amor suscepti laboris paullatim crescebat. Veteres scriptores ipsos, praesertim Graecos, hactenus tantum tractabam quatenus inde lucis aliquid in recentioris poeseos originem redundare videretur. Poetas mediae et infimae aetatis, vetustiores Italicos, Francicos, Hispanicos, Anglicos, Germanicos auctores evolvebam, quatenus supellex litteraria et otium suppetebat, non eo, ut inde linguarum originem, progressum, nexum eruerem, sed ut poeseos illius nativae, indoctae quidem at vere popularis, abditos fontes investigarem et aperirem. Quibus studiis post litterarum restaurationem neglectis et fere contemptis, nunc demum per egregios aliquot artium statores sua dignitas reddita esse videtur. Dass unter diesen egregios artium statores die Häupter der romantischen Schule zu verstehen sind, ist natürlich nicht zu bezweifeln. Dass wir also innerhalb dieser Schule die Wurzeln der romanischen Philologie zu suchen haben, sagt uns hier einer ihrer ersten und vornehmsten Jünger, der es doch wissen musste, mit wünschenswerter Klarheit, und nicht minder deutlich verrät er uns die der Linguistik abgekehrte, rein literarische Richtung seiner Studien“ (Risop, 1910, 11-12).
Risop, Die romanische Philologie, 1910, 118, bes. 11-12, 23-31; Max von Waldberg, ADB 32, 1891, 14-16; Werner Brüggemann, „Zur deutschen Calderón-Forschung des 19. Jahrhunderts: Friedrich Wilhelm Valentin Schmidt, Leopold Schmidt u. Johann Abert“, Spanische Forschungen der Görresgesellschaft, R. 1: Gesammelte Aufsätze zur Kulturgeschichte Spaniens, Münster 25, 1970, 176-272; Kalkhoff, Romanische Philologie, 2010, 356.