Friedmann, Wilhelm Reginald
Wilhelm Reginald Friedmann (19.3.1884 Wien – 11.12.1942 Bedous, Dép. Pyrénées-Atlantiques); Sohn des Rechtsanwalts Ezechiel Friedmann u. dessen Frau Regina geb. Ostersetzer
Verf. | Frank-Rutger Hausmann |
Romanische Philologie, bes. Französische Literatur des 20. Jahrhunderts; altitalienische Literatur
1902 Abitur a. K. u. K. Staatsgymn. Wien; Militärdienst; 1903-07 Stud. Neuere Philol. Heidelberg, Wien, Paris, Rom u. Berlin; 1907 Prom. (Wilhelm Meyer-Lübke) Wien; 30.4.1910 Habil. (Adolf Birch-Hirschfeld) Leipzig; 1910-14 PDoz.; Lt. d. R. im K. u. K. Infanteriereg. 84; 27.10.1914 russ. Kriegsgefangenschaft; 1918 Flucht nach Wien; bis Kriegsende Dolmetscher im österr. Armeeoberkommando; bis Frühjahr 1919 in Bern Dolmetscher beim „Deutschösterr. Kriegsgefangenen- u. Zivilinterniertenamt”; 1920-29 Lektor f. Rom. Phil. a. d. Philologisch-Historischen Abt. der Phil. Fak. d. Univ. Leipzig; 1929-30 Lehrstuhlvertr. Greifswald; 1930 nichtpl. ao. Prof.; 1933 Entlass. gemäß § 4 des BBG; 1933 Emigr. nach Frankreich; Unterstützung durch das „Comité des savants“; Vorles. über ital. Philol. ÉPHÉ, Paris; publizist. Tätigkeit; Vorlesungen a. d. „Freien Deutschen Hochschule“ Paris; bei dem Versuch, die span. Grenze zu überschreiten, am 10.12.1942 v. d. Gestapo festgenommen; Freitod in d. Gestapo-Haft.
Altitalienische Heiligenlegenden. Nach der Hs. XXXVIII,110 der Biblioteca Nazionale Centrale in Florenz hrsg., Halle 1908 [Gegenstand der Diss. Wien]; Arnaut de Mareuil, hrsg., Halle a. S. 1910 (Habil.-Schr.); Die franz. Lit. im XX. Jhdt.. Eine Skizze, Leipzig 1914; Molières Leben u. Werke, Leipzig 1920; Dante, Leipzig 1921.
„Beruflich war er seit 1926 durch seine Lektorenstelle für Italienisch an der Universität Leipzig abgesichert, in Verbindung mit der wohl auch seine Bearbeitung einer italienischsprachigen deutschen Grammatik zu sehen ist. Sein wichtigstes Arbeitsfeld war aber die Vermittlung der gegenwärtigen französischen Kultur, wofür er 1927 an der Universität eine ,Deutsch-französische Studiengesellschaft‘ gründete, die regelmäßig französische Intellektuelle, vor allem Literaten, einlud. In dieser Zeit entfaltete er eine rege publizistische Aktivität, vor allem mit Beiträgen zu Frankreich im Leipziger Tageblatt […]“ (Maas, 2010, I, 212).
Christmann, in: Christmann / Hausmann, Deutsche und österreichische Romanisten, 1989, 276-277; Claudine Delphis, Wilhelm Friedmann (1884–1942), le destin d’un francophile, Leipzig 1999; Dies., Sächsische Lebensbilder 5, Stuttgart 2003, 133-146; Ronald Lambrecht, Politische Entlassungen in der NS-Zeit. Vierundvierzig biographische Skizzen von Hochschullehrern der Universität Leipzig, Leipzig 2006, 78-80 (P) [dort weitere Hinweise zu seiner Emigration]; Maas, Verfolgung und Auswanderung, 2010, I, 211-213; Bochmann / de Toro, „Romanistik“, 2009, 641-644 [Bochmann]; Professorenkatalog der Universität Leipzig / catalogus professorum lipsiensium (online) (P).