Rothe, Wolfgang
Wolfgang Rothe (11.1.1920 Danzig-Oliva – 11.12.1974 Münster); Sohn des Architekten Walter Rothe u. der Helene geb. Manke
Verf. | Frank-Rutger Hausmann |
Romanische Philologie, bes. Sprachwissenschaft
1937 Abitur Realgymn. Danzig; 1940 Dipl.-Bibl.; 1941-46 Wehrdienst u. Kriegsgefangenschaft; 1946 Stud. Angl. u. Germ. Rostock, ab Oktober 1947 auch Rom. u. Vgl. Sprachwiss.; 1951 Diplomex. Rom. u. Angl.; 1951 Wiss. Assist. Rostock; 27.5.1952 Prom. (Rudolf Brummer) Rostock; 1958 wegen versuchter Republikflucht zu sechsmonatiger Gefängnishaft verurteilt; 1965 Habil. (Harald Weinrich) Kiel; 1966 DiätDoz. Kiel; 1968 o. Prof. Münster; 1974 o. Prof. Düsseldorf.
1967 Straßburg-Preis d. Freiherr-vom-Stein-Stiftung (für die Habil.-Schr.).
Die Korbbezeichnungen in den französischen u. provenzalischen Dialekten, Rostock 1952, masch. (Auszug in: Wiss. Zeitschr. d. Univ. Rostock II,4, 195f.); Einführung in die historische Laut- u. Formenlehre des Rumänischen, Halle a. S. 1957; Strukturen des Konjunktivs im Französischen, Tübingen 1967; Phonologie des Französischen. Einführung in die Synchronie und Diachronie des französischen Phonemsystems, Berlin 1972.
„Seine 1957 erschienene ,Einführung in die Historische Laut- und Formenlehre des Rumänischen‘ bildet darüber hinaus ein charakteristisches Bindeglied zu den verschiedenen Themenkreisen, denen er sich im folgenden zugewandt hat: das Rumänische als Forschungsgegenstand, dem er bis zuletzt eine Fülle kritischer und stets fundierter Rezensionen widmete, das Vulgärlatein als historische Ausgangsbasis der unterschiedlichen romanischen Idiome, Phonologie und Morphosyntax als zentrale Themen seiner weiteren wissenschaftlichen Tätigkeit. Die Beschäftigung mit morphosyntaktischen Fragen, die sich aus seiner frühzeitigen Berührung mit der strukturalen Sprachwissenschaft und insbesondere mit dem von ihm hoch geschätzten Tesnière nahezu zwangsläufig ergab, fand ihren ersten Höhepunkt in der 1967 erschienenen, mit dem Straßburg-Preis der Stiftung F.V.S. ausgezeichneten Habilitationsschrift ,Strukturen des Konjunktivs im Französischen‘.
Längst war ihm, der romanistische Sprachwissenschaft ursprünglich als eine rein diachronisch orientierte Disziplin erlernt hatte, die streng synchronische Betrachtungsweise zur Selbstverständlichkeit, weil methodologischen Notwendigkeit geworden. Aber er blieb nicht bei dieser Beschränkung auf die Synchronie stehen. Synchronische Schnitte im Lateinischen, im Altfranzösischen und im Neufranzösischen lieferten ihm die im Titel genannten Strukturen. Hauptziel seiner Untersuchung aber waren die nur diachronisch faßbaren Strukturverschiebungen, und so konnte ihm gerade aufgrund der strengen methodologischen Trennung von Synchronie und Diachronie jene Synthese gelingen, die W. v. Wartburg Jahrzehnte zuvor theoretisch postuliert hatte“ (Höfler, 1975, 728).
CV; Manfred Höfler, ZrP 91, 1975, 727-730.