Jäckel, Kurt
Kurt Jäckel (21.2.1904 Breslau – 28.6.1937 Bern); Sohn eines Obergerichtsvollziehers in Breslau
Verf. | Frank-Rutger Hausmann |
Romanische Philologie, bes. französische Literatur d. 19. u. 20. Jahrhunderts
Evangelische Realschule I u. Benderoberrealschule; 1922 Abitur; 1922-25 Stud. Naturwiss. u. Mathematik Breslau; 1925-31 Stud. Neuere Sprachen (Carl Appel; Hermann Breuer), Germ. u. Philos. Breslau; 15.7.1931 Prom. (Fritz Neubert) Breslau; 1933-34 LA f. Romanistik; 1934 wegen „jüdischer Versippung“ (Ehe mit d. Tochter des Dermatlogen Geheimrat Prof. Josef Jadassohn) entl.; Winter 1934 Umsiedl. nach Zürich; 23.3.1936 Habil. Zürich; PDoz. f. franz. Literaturgesch. Philos. Fak. I; 1936-37 Vorlesungen. [In einigen Quellen wird der 29.6. als Todestag angegeben].
Richard Wagner in der franz. Literatur [Teildruck], 2 Bde., Breslau 1931-32 (Diss.); Bergson et Proust. Eine Untersuchung über die weltanschaulichen Grundlagen von „A la recherche du temps perdu“, Breslau 1934.
„Wissenschaftlich hatte sich Kurt Jäckel ohne Frage ausreichend qualifiziert, ausschlaggebend für die Anerkennung war neben der ,Bergson‘-Schrift das umfangreiche Werk über Wagner, dessen Erweiterung um einen dritten Band der Autor plante, aber nicht mehr vollenden konnte. In Frankreich würdigten Kritiker wie Lichtenberger, Baldensperger und Van Tieghem seine Veröffentlichungen auf dem Gebiet der modernen französischen Literatur, ,Ouvrage remarquable‘, urteilt letzterer in der ,Revue de Synthèse‘, ,extrêmement nourri de faits et d’idées; il atteste un esprit mûr et pénétrant […] qui domine son sujet‘.Wenn das wissenschaftliche Fortkommen nun auch eine gewisse Basis erhalten hatte, so dürfte doch das Leben für den jungen Romanisten in der Schweiz alles andere als ungetrübt gewesen sein. Im ausführlichen befürwortenden Habilitationsgutachten war ausdrücklich auf den Umstand hingewiesen worden, daß der ausländische Kandidat in Zürich lediglich wissenschaftlich arbeiten wolle, also nicht in berufliche Konkurrenz zu Schweizer Romanisten trat. ,Aber es handelt sich für Kurt Jäckel […] nur darum, überhaupt einen Ausgangspunkt für seine wissenschaftliche Karriere zu haben‘, so schreibt Theophil Spoerri, ,die Lebensbasis wird ihm dadurch geschaffen, dass er hier in Zürich bei seinem Schwiegervater wohnen kann‘“ (Strobach-Brllinger, 1994, 531-532).
Theophil Spoerri, „Privatdozent Dr. Kurt Jäckel, 21.2.1904 bis 28.6.1937“, Univers. Zürich. Rektoratsreden u. Jahresberichte. Bericht über das akad. Jahr 1937/38 (1938), 54-55 (Nekrolog mit P); Strobach-Brillinger, in: Christmann / Hausmann, Deutsche und österr. Romanisten, 1989, 286-287; Dies., „Kurt Jäckel (1904-1937). Erinnerung an einen vertriebenen Romanisten“, in: Baum, Lingua et Traditio, 1994, 529-538.