Wandruszka (von Wanstetten), Mario
Mario Wandruszka (von Wanstetten) (9.8.1911 Znaim -17.3.2004 Anif b. Salzburg); Sohn des Hauptmanns Alois Wandruszka († 1916 a. d. italien. Front); Bruder des Historikes Adam Wandruszka (1914-1997)
Verf. | Frank-Rutger Hausmann |
Romanische Philologie, bes. Sprachwissenschaft (Sprachtheorie, Sprachtypologie, kontrastive Linguistik, Stilistik, Übersetzungswissenschaft)
1929 Matura Wien; 1929-30 Stud. Rom. u. Germ. Sorbonne, Wien, Aix-en-Provence; 1934 Prom. (Emil Winkler) Wien; 1938 Habil. (Winkler) Heidelberg; 1939 Doz.; 1939-45 Kriegsteilnahme, ab 1942 britische Gefangenschaft; 1952 apl. Prof. Heidelberg; 1956-71 o. Prof. Tübingen; 1957-58 Dekan; 1971-81 o. Prof. Salzburg; Dr. h. c. Paris-Sorbonne.
Officier de la Légion d’Honneur; Officier dans l’Ordre des Palmes académiques; 1971 korr. Mitgl. Österr. Akad. d. Wiss.
Interlinguistica. Sprachvergleich u. Übersetzung. FS für Mario Wandruszka zum 60. Geburtstag. Hrsg. v. Karl-Richard Bausch u. Hans-Martin Gauger, Tübingen 1972 (Schrift.-Verz.); Europäische Mehrsprachigkeit. FS zum 70. Geburtstag von Mario Wandruszka. Hrsg. v. Wolfgang Pöckl, Tübingen 1981 (Schrift.-Verz.); Wege in der Sprachwissenschaft. Vierundvierzig autobiographische Berichte. FS für Mario Wandruszka. Hrsg. von Hans-Martin Gauger u. Wolfgang Pöckl, Tübingen 1991; Sprachvergleich u. Übersetzungsvergleich: Leistung und Grenzen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Hrsg. v. Jörn Albrecht u. Hans-Martin Gauger. Mario Wandruszka zum 90. Geburtstag, Frankfurt a. M. 2001.
Nord u. Süd im französischen Geistesleben, Jena 1939; Wille u: Macht in drei Jahrhunderten französischer Schau, Stuttgart-Berlin 1942; Angst u. Mut, Stuttgart 1950, 1981; Haltung u. Gebärden der Romanen, Tübingen 1954; Der Geist der französischen Sprache, Hamburg 1959 u. ö.; Strukturen unserer Sprache, Bad Godesberg 1969; Sprachen vergleichbar u. unvergleichlich, München 1969; Wörter u. Wortfelder, Tübingen 1970; Interlinguistik: Umrisse einer neuen Sprachwissenschaft, München 1971; Die Mehrsprachigkeit des Menschen, München 1979; Die europäische Sprachengemeinschaft, Tübingen 1990, 1998; Wer fremde Sprachen nicht kennt …‘ Das Bild des Menschen in Europas Sprachen, München 1991.
„Es ist nützlich, die Sprachgesetze zu ergründen; es ist reizvoll, zu sehen, wie Temperament und Laune sie durchbrechen‘. Diese Worte eines bedeutenden Romanisten [=Karl Jaberg] scheinen sich gut in die Problematik von Mario Wandruszkas Lebenswerk zu fügen: Gewiss hat er, ,der in der Welt der Sprache nichts mehr liebt[e] als die Kapricen ihrer Varietäten und Variationen‘ [=Harald Weinrich], das Regelhafte, Messbare im Leben der Sprache als grundlegend anerkannt, dem sich die strukturalistischen, später die generativistischen Strömungen der Linguistik zuwandten; nur hat ihm ,die Monotonie der Stukturen‘ nicht genügt, und man konnte – nach anfänglicher Abwendung durch die Sprachwissenschaft – feststellen, dass diese ,heute wieder zu seinem weitherzigeren Sprachverständnis‘ zurückgefunden hat. Dieses hat sich in einer Fülle von Aufsätzen und in mehreren viel beachteten Büchern niedergeschlagen […]. Der typische Wandruszka-Weg zur Erkenntnis der Sprache – die sich zugleich als System und Asystem darstellt, als Sammlung von Analogien und Anomalien, als Mangel und Überangebot – zeigte sich im multilateralen Übersetzungsvergleich. Dieser war freilich nur einem Sprachenkenner von exzeptioneller Begabung möglich; ein Gratulant hat Wandruszka einmal attestiert, seine Kenntnis von Französisch, Italienisch und Spanisch habe sich bis zur ,Spionsreife‘ entwickelt“ (Mayrhofer, 2003/04, 461-462).
Kürschner, LH 1994, 1, 990 (P); Manfred Mayrhofer, Almanach d. Österr. Akad. d. Wiss. 154, 2003/04, 461-466 (P).