Lewent, Kurt

Aus Romanistenlexikon
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Kurt Lewent (13.3.1880 Berlin – 13.6.1964 New York); Sohn des Kaufmanns Hermann Lewent (1841–1885)

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanist, bes. Altprovenzalisch (Altokzitanisch)

Ostern 1902 extern. Abitur Falkrealgymn. Berlin; 1901–1906 Stud. Rom. (Oskar Schultz-Gora; Adolf Tobler) u. Engl. Philologie (Alois Brandl; Wilhelm Dibelius) Berlin; 18.5.1905 Prom. (Tobler) Berlin; 15.5.1906 Examen pro facultate docendi; 1908 Oberlehrer am Dorotheenstädtischen Gymn. Berlin; im Ersten Weltkrieg Zensor in einem Lager f. franz. Kriegsgefangene; 18.1.1932 LA f. Altprov. u. Altfranz. FWU Berlin; 1935 aus rass. Gründen entlassen; 1941 Emigration in die USA; Tätigkeit in einem Anwaltsbüro; Forschungsmögl. u. LA (Associate Professor) Columbia Univ. New York.

Gedenkschrift (Kurt Lewent Memorial), Romance Philology 20, 1966–67, 389ff. [Yakov Malkiel, Dedication]; Benjamin Mather Woodbridge Jr., „An analytical Bibliography of the Writings of Kurt Lewent“, ebd. 391–403.

Das altprovenzalische Kreuzlied, Erlangen 1905 (Diss.; auch in: RF 21, 1908, 321–448; Reprint Genève 1976);  Bruchstücke des provenzalischen Versromans Flamenca, ausgew. v. K. L., Halle a. S. 1926;  Zum Jaufreroman, ZrP 48, 1928, 581–650;  Zum Inhalt u. Aufbau der Flamenca, ebd. 53, 1933, 1–86; Bemerkungen zur provenzalischen Sprache u. Literatur, in: Neuphilolog. Mitt. 38, 1937, 1–69;  Zum Text der Lieder des Giraut de Bornelh, Firenze 1938.

„L. war Schüler von Adolf Tobler, dessen Arbeitsweise und Themen er (vor allem im Bereich des Altokzitanischen, gelegentlich auch des Französischen) fortführte: Neben Texteditionen und philologischer Exegese (vor allem der Troubadourdichtung, aber z.B. auch des Flamenca-Romans) waren es Syntax und Stilanalyse sowie Wortschatzprobleme (Etymologien), die ihn in über 100 Arbeiten beschäftigten […]. In extremer philologischer Akribie, die jenseits aller sprachwissenschaftlichen Methodendebatten steht, setzte er sich mit literaturwissenschaftlichen Problemen auseinander (etwa um vorschnelle Interpretationen des trobar clus aufzubrechen, wie z.B. seine mustergültig gemeinte Edition eines Gedichtes von Guilhem Peire Cazal). Auch seine Rezensionen bestehen zum großen Teil aus der akribischen Diskussion philologischer Details […].

Während er nach seiner Emigration nur noch über altprovenzalische literarische Gegenstände publizierte (entsprechend seinem Lehrauftrag an der Columbia University), arbeitete er vorher auch noch zum Französischen, vor allen Dingen im Anschluß an die Arbeiten seines Lehrers Tobler. Dabei wandte er sich ausdrücklich gegen ,kulturkundliche‘ Ausdeutungen von Sachverhalten, die für ihn rein sprachstrukturell zu erklären waren, wie z.B. die Proprialisierung von guerre ,Krieg‘ in artikellosem Gebrauch wie avant-guerre/après-guerre im zeitgenössischen Kontext unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg […]“ (Maas, 2010, 473–474).

Yakov Malkiel, RPh 13, 1960, 441; Gunnar Tilander, RLiR 28, 1964, 468; W. Th. Elwert, NDB 14, 1985, 412–413; Strobach-Brillinger, in: Christmann/Hausmann, Deutsche u. österreichische Romanisten, 1989, 303–304; Hausmann, „Vom Strudel“, 2008, 803, bes. 265–266; Maas, Verfolgung Auswanderung, 2010, I, 473–474; Kössler, Personenlexikon.