Breymann, Hermann Wilhelm
Hermann Wilhelm Breymann (3.7.1843 Oker, Ortsteil von Goslar – 6.9.1910 Bad Reichenhall), Sohn eines Hüttendirektors
Verf. | Frank-Rutger Hausmann |
Anglistik; Romanistik, bes. Sprachwissenschaft u. ihre Didaktik; Reformpädagogik
Schulbesuch Blankenburg / Harz, Braunschweig u. Lüttich (Athénée), Stud. d. Alt- u. Neuphilol., bes. Rom., Göttingen, Marburg (Ludwig Lemcke), Bonn (Friedrich Diez) u. Paris (École des Chartes bei Gaston Paris), Manchester; 18.11.1868 Prom. Göttingen (Theodor Müller); 1.10.1875 Hauslehrer London u. Manchester, Lecturer Victoria College, Manchester; 1876 o. Prof. f. Rom. u. engl. Philologie München u. zugl. Vorstand d. neueren Abt. d. Sem. f. neuere Sprachen u. Lit.; 1890-92 auch für germ. Philologie; 1892-1910 ausschließl. f. Rom. Philogie; Dekan u. Senator; 31.12.1907 GehHofrat; ab 1906 aus Gesundheitsgründen meist beurlaubt; Vertreter der neueren Sprachen im Obersten Schulrat München; Oberschulrat; Ministerialkomm. bei Absulotorialprüfungen (Abitur).
Träger d. Verdienstordens vom Hl. Michael.
Hrsg. (m. Emil Koeppel u. Josef Schick): Münchener Beiträge zur romanischen und englischen Philologie, 1890f.
Introduction aux deux livres des Machabées. Traduction française du XIIIe siècle, Göttingen 1868 (Diss.); Jean de Journy, la dîme de pénitence, altfranzösisches Gedicht, verfaßt im Jahre 1288, aus einer Hs. d. British Museum zum ersten Mal hrsg., Stuttgart 1874; On Provençal Poetry in ancient and modern times, London 1875; Sprachwissenschaft u. neuere Sprachen, München 1876; Friedrich Diez, sein Leben, seine Werke und deren Bedeutung für die Wissenschaft, München 1878; Wünsche u. Hoffnungen betreffend das Studium der neueren Sprachen an Schule u. Universität, München 1885; Die phonetische Literatur von 1876 bis 1895, Leipzig 1897; Die neusprachliche Reformliteratur: eine bibliographisch-kritische Übersicht, Leipzig 1905f.; Calderón auf dem Theater, 1904, Calderónstudien, I. Teil: die Calderónliteratur, München 1905 (unvollendete Calderón-Bibliogr.).
„Breymanns Bedeutung für die Münchener Universität lag vor allem in seiner engen Vertrautheit mit den Fragen des Schulunterrichts und der Schulreform und in seiner diesbezüglichen Rolle als Verbindungsglied zwischen Ministerium und Fakultät. Wohl aufgrund seiner pädagogisch-organisatorischen Fähigkeiten in dieser Hinsicht erhielt Breymann die Auszeichnung des Verdienstordens vom Hl. Michael und die Ernennung zum Geheimen Hofrat. Auch als Wissenschaftler konnte sich Breymann profilieren – von Bedeutung sind vor allem eine kritische Handausgabe der Werke Marlowes (1885-89) und eine kritische Calderonbibliographie (1905). Der Entfaltungsspielraum für den wissenschaftlichen Bereich war gewachsen, nachdem der didaktische Auftrag des Lehrstuhls mit den Maßnahmen der von Müllerschen Schulreform an Gewicht verloren hatte und in zunehmenden Maße an das Lektorat abgegeben wurde. Im Laufe dieser Entwicklung wurde der ursprünglich als neuphilologische Ausbildungsprofessur konzipierte Lehrstuhl auf eine rein wissenschaftliche Aufgabe zurückgeführt“ (Seidel-Vollmann, 1977, 210).
Heinrich Schneegans, Nachruf, ZfeU 9, 1910, 529-540; Chr. Rühl (Hrsg.), Zum Gedächtnis an den Geheimen Hofrat Hermann Breymannn, München 1911; Vollmann, Die romanische Philologie, 1977, 275, bes. 211f.; 225-235; Christmann, „Programmatische Texte“, 1986, 656-668, bes. 664-668; Haenicke / Finkenstaedt, Anglistenlexikon, 1992, 47-48; Michael Augustin Riedl, Hermann Breymann – Aspekte eines Gelehrtenlebens im Kontext der neusprachlichen Reformdiskussion, Phil. Diss. München 2004.