Ulrich, Jakob (Jacob, Giacomo)

Aus Romanistenlexikon
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Jakob (Jacob, Giacomo) Ulrich (23.9.1856 Waltalingen, Kt. Zürich – 5.9.1906 Zürich); Sohn des Lehrers Jakob Ulrich

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie, bes. Rätoromanisch u. Italienisch (Texteditionen)

1876-77 Stud. indoeuropäische Sprachwiss., Rom. Philol. u. Angl. Paris (Gaston Paris; Arsène Darmesteter [ihm ist die Diss. gewidmet] u. Michel Bréal [ÉPHÉ]), Zürich u. London; 1879 Prom. (Heinrich Schweizer-Sidler) Zürich; 1880 Habil. Zürich; Hilfslehrer am Gymnas.; 1884 ao. Prof. Zürich; 1901 o. Prof. (Nachf. Louis Gauchat).

Die formelle Entwicklung des Partizipium praeteriti in den romanischen Sprachen, Winterthur 1879 (Diss.); Engadinische Chrestomathie, Texte, Anmerkungen, Glossar, Halle a. S. 1882; Oberländische Chrestomathie, Texte, Anmerkungen, Glossar, Halle a. S. 1883; Rhätoromanische Texte, Halle a. S. 1883; I Due Primi Libri Della Istoria di Merlino, Bologna 1884; Altitalienisches Lesebuch, XIII. Jahrhundert, Halle a. S. 1886; Altoberengadinische Lesestücke, Zürich 1898; Robert de Blois, Sämtliche Werke, 3 Bde., Halle a. S. 1889-1895; Italienische Volksromanzen, Leipzig 1902; Der engadinische Psalter des Chiampel, Halle a. S. 1906 [u. zahlreiche andere Texteditionen älterere Texte].

„Das philologische Interesse überwog bei ihm das einseitig linguistische, und so stehen im Mittelpunkt seiner zahlreichen Publikationen die Textausgaben; im Zusammenhang damit ergaben sich ihm etymologische und lexikologische Untersuchungen und Sammlungen, die ihn den Plan zu einem vergleichenden Wörterbuch der romanischen Sprachen fassen liessen. Dem Ostschweizer lag von den romanischen Idiomen die rätische Sprache und ihre Literatur besonders nahe; ihr galt auch die letzte Arbeit des Unermüdlichen.

Vieles und Grosses hatte der Verstorbene stets im Sinne; aber sein seltsam unstetes Naturell, gereizt noch durch bittere Lebenserfahrungen, wollte ihn nicht bis zum hohen Ziele tragen, das ihm in seinen besten Stunden vorschwebte. Das schmale Mass von persönlichem Glücke, bei dem der Gelehrte sich zu bescheiden pflegt, ist ihm versagt geblieben. Einsam und arm, von wenigen gekannt, von vielen verkannt, beschloss Jakob Ulrich sein arbeitsames Leben“ (Barth, 1907, 635).

Alberth Barth, Nachruf, NZZ 27./28.11.1906; Paul Meyer, „Jacob Ulrich“, Romania 35, 1906, 624-625; Albert Barth, „Jacob Ulrichs Schriften“, RF 20, 1907, 635-640; LRL I,2, 960 (Peter Stein / Otto Winkelmann); Ricarda Liver, hls (online); Fryba-Reber, Philologie et linguistique romanes, 2013, 117-118.