Jürgen Freiherr von Stackelberg (26.12.1925 Tengen – 3.2.2020 Göttingen), Sohn des deutschbaltischen Arztes, Malers und Erzählers Traugott von Stackelberg (1891-1970)
Verf. | Frank-Rutger Hausmann |
Romanische Philologie u. Vergleichende Literaturwissenschaft (bes. französische, frankophone, italienische, spanische und lateinamerikanische Literatur); Übersetzungen
Staatsschule Singen; Internat Salem; 1943 Abitur; 1943-44 Arbeitsdienst; 1944 Einberufung und Ausbildung zum Flugzeugführer in Schlesien; Ende 1944-46 englische Gefangenschaft, Übersetzertätigkeit; ab 1947 Studium Rom. u. Klass. Philol. Zürich, Freiburg, Paris (Sorbonne) u. Pisa; 1952 Prom. Freiburg i. Br. (Hugo Friedrich); 1959 Habil. Freiburg i. Br.; 1959 Priv-Doz. Freiburg i. Br.; 1964 o. Prof. Göttingen; em. 1990.
Officier des Palmes Académiques; Chevalier des Arts et des Lettres; Vors. DRV 1971-1974; Vors. Dt. Ges. f. allg. u. vergl. Lit.wiss 1981-87.
Jürgen von Stackelberg, Die Überwindung der Fremdheit. Memoiren eines engagierten Romanisten, Bonn 2005 (Abh. zur Sprache und Literatur; 159) (P); Ders., „Prima la musica, poi le parole – Erlebte Romania und gelebte Romanistik“, in: Klaus-Dieter Ertler (Hrsg.), Romanistik als Passion. Sternstunden der neueren Fachgeschichte, Bd. 1, Wien-Münster 2007, 603-618 (P; Auswahlbibliographie).
Wilhelm Graeber, Dieter Steland, Wilfried Floeck (Hrsg.), Romanistik als vergleichende Literaturwissenschaft. FS für Jürgen von Stackelberg, Frankfurt a. M. [u.a.] 1996 (P; Schriftenverzeichnis S. xi-xvii).
Studien zur Auseinandersetzung mit der modernen Technik in der französischen Literatur, Freiburg i. Br. 1952 (Diss. 14.7.1952); Tacitus in der Romania. Studien zur literatischen Rezeption des Tacitus in Italien und Frankreich, Tübingen 1960 (Habil.-Schr.).
„Aber die Neugier des geborenen Komparatisten hat ihn weit über die Grenzen der europäischen Romania hinausgeführt. Den Anstoß gab eine Reise durch mehrere Länder Lateinamerikas und die Begegnung mit Pablo Neruda, in dessen Gedichte er sich immer wieder mit Begeisterung vertieft hat. Lektüre und eigenes Erleben öffneten ihm die Augen für die problematischen Interferenzen zwischen der europäischen Kultur und außereuropäischen Kulturen. Sie haben ihn viele Jahre lang gefesselt, zunächst im Blick auf Aimé Césaire und die Négritude-Bewegung, dann unter Einbeziehung frankophoner Romanschriftsteller Schwarafrikas. Seine Studien dazu erschienen 1981 unter dem Titel Klassische Autoren des schwarzen Erdteils. Die französischsprachige Literatur Afrikas und der Antillen, und 1982 gab er ein Zeitschriften-Sonderheft zum Thema Probleme der Dekolonisation heraus, zu dem er außer der Einleitung einen Aufsatz über Simon Bolívar beigesteuert hat.
Im selben Jahr 1982 erschien jedoch auch der Band Französische Moralistik im europäischen Kontext (in der Reihe Erträge der Forschung). Es war das die Rückkehr zu einem Forschungsfeld, mit dem Jürgen von Stackelberg während der Arbeit an seiner Habilitationsschrift vertraut geworden war. Das Thema ,Tacitus in der Romania‘ hat natürlich Hugo Friedrich angeregt, der Autor des großen Montaigne-Buchs, aber es war Jürgen von Stackelberg alles andere als wesensfremd“ (Romanistik als vergleichende Literaturwissenschaft, S. viii).
Eckhard Wirbelauer (Hrsg.), Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920-1960. Mitglieder-Strukturen-Vernetzungen, Freiburg / München 2006, 1005-1006; Laudatio von apl. Prof. Dr. Wilhelm Graeber anlässlich des 90. Geburtstags von Herrn Prof. em. Dr. Jürgen von Stackelberg (https://www.uni-goettingen.de/de/stackelberg%2C+j%C3%BCrgen+von%2C+prof.+em.%2C+dr.+/60124.html); BnF Data (https://data.bnf.fr/fr/12023261/jurgen_von_stackelberg).