Köhler, Erich

Aus Romanistenlexikon
Version vom 14. Februar 2016, 14:22 Uhr von Bohmann (Diskussion | Beiträge)

(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Erich Köhler (9.3.1924 Langenau, Württ. – 3.6.1981 Freiburg i. Br.); Sohn des Bahnsekretärs Heinrich Köhler

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie, bes. Literaturwissenschaft u. Mediävistik

Seit März 1942 Kriegsdienst; Sept 1942-Okt. 1944 Lazarettaufenthalt; 1944-49 Stud. Rom. (Eduard v. Jan; Philipp August Becker), Angl. u. Philos. Leipzig; 1.9.1948-30.9.1950 Wiss. Hilfsass. U Leipzig (Entlassung aus polit. Gründen); Febr. 1949-Sept. 1950 Kandidat der wiss. Lehre u. Forschung am Volksbildungsminist. d. DDR; 22.5.1950 Prom. (Werner Krauss) Leipzig; Jan.-Okt. 1951 freier Journalist „Ulmer Nachrichten“; seit Nov. 1951 Verw. einer Wiss. Assistentenstelle U Hamburg; Febr. 1953-Aug. 1956 Wiss. Assist. Rom. Sem. Hamburg; 1955 Habil. (Hellmuth Petriconi) Hamburg; 16.7.1955 DDoz; 27.2.1958 o. Prof. Heidelberg; 1960-68 Geschäftsf. Vors. im Kuratorum des Dolmetscher-Instituts Heidelberg; Abgelehnte Rufe 1962 Hamburg; 1966 Bonn; Johns-Hopkins-University Baltimore (Maryland),Yale (New Haven, Conn.), Cornell (Ithaca, New York); Febr.-Mai 1967 GProf. Yale; 1964-65 Dekan Phil. Fak. Heidelberg; 1970 o. Prof. Freiburg; 1964-66 Vorsitzender d. DRV.

1967 o. Mitgl. d. Akad. d. Wiss. Heidelberg.

Begr. u. Hrsg. RZLG 1977f.; Mithrsg. Grundriß d. romanischen Literaturen d. Mittelalters, 1968f.

In memoriam Erich Köhler. Romanistische Zs. für Literaturgeschichte 8, 1984.

Antrittsreden Heidelberg, 2009, 280- 284; aktualisiert K. Köhler, in: Romanistik als Passion 3, 2014, 157-166 (P; Auswahlbibl.).

Zur Geschichte des altprovenzalischen Streitgedichts, Leipzig 1950, masch. (Diss.); Ideal u. Wirklichkeit in der höfischen Epik: Studien zur Form der frühen Artus- u. Graldichtung, Tübingen 1956, 1974, 2003 (auch ital. u. franz.) (Habil.-Schr.); Marcel Proust, Göttingen 1958, 1967, 1994; Madame de Lafayettes „La Princesse de Clèves“: Studien zur Form des klassischen Romans, Hamburg 1959; Esprit u. arkadische Freiheit: Aufsätze aus der Welt der Romania, Frankfurt a. M. [u.a.] 1966; Der literarische Zufall, das Mögliche u. die Notwendigkeit, München 1973 (auch franz.); Vermittlungen: Romanistische Beiträge zu einer historisch-soziologischen Literaturwissenschaft, München 1976; Literatursoziologische Perspektiven. Gesammelte Aufsätze. Hrsg. v. Henning Krauß u. Dietmar Rieger, Heidelberg 1982; Vorlesungen zur Geschichte der französischen Literatur. Hrsg. v. D. Rieger u. H. Krauß, 11 Bde., Stuttgart 1983-87.

„Die Offenheit und Entwicklungsfähigkeit des Köhlerschen Denkmodells bei gleichzeitiger Resistenz da, wo die Geschichtlichkeit von Gegenstand und Methode in Gefahr ist, zeigt sich auch im Kontakt mit der Systemtheorie Luhmanns, mittels derer, im Kontext der Arbeit am Grundriß, das bisherige Erklärungsmodell vom Sitz im Leben der Gattungen vorangetrieben und heuristisch noch leistungsfähiger gemacht werden sollte. Reduktion von Weltkomplexität, Anpassungsdruck bei steigender sozialer Komplexität, Stabilisierung durch Steigerung von Eigenkomplexität, inhärente Tendenz zur Stabilisierung, Autoregulierung, negative und positive Rückkoppelung sind die insbesondere von Luhmann entlehnten Termini, um die vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution an Fallbeispielen vorgeführte und souverän beherrschte Gattungsentwicklung begrifflich besser zu fassen und deren innere Stabilität wie ihren Wandel zu erklären. […]

Kontinuität bei gleichzeitigem Neueinsatz zeigt sich auch in der Auseinandersetzung mit der Semiotik. Was in den Thesen als Mittel und Material bezeichnet wurde, wird in der sozio-semiotischen Analyse von Lamartines ,L’Isolement‘ nun einer genauen Fassung zugeführt. Die in dieser Analyse avisierte Textsoziologie auf semiotischer Grundlage bzw. Diskurskritik als semiotischer Dimension der Ideologiekritik, bereichert Köhlers bisherige Verfahren insofern, als mittels der Annahme einer soziolektalen Struktur der Sprache und ihrer Hierarchisierung im Text das Problem der Vermittlung nun auch unterhalb der Gattungsebene angegangen werden kann“ (Krauß / Thoma, 1994, 640-641).

Nerlich, „Romanistik u. Antikommunismus“, 1972, 299-302; Rainer Hess, „Literatur und Gesellschaft. Zum Tode des Freiburger Romanisten und Literatursoziologen Erich Köhler“, Badische Zeitung (6.6.1981), auch: Freiburger Universitätsblätter 73, 1981, 6-8; Hans Martin Gauger, Freiburger Universitätsblätter 83, 1984, 83-86; Henning Krauß / Heinz Thoma, „Die Rolle Erich Köhlers in der Methodendiskussion nach dem Zweiten Weltkrieg“, in: Baum, Lingua et Traditio, 1994, 633-641; Gabriele Müller-Oberhäuser, in: Nünning, Metzler Lexikon Literatur- u. Kulturtheorie, 2001, 311-312; Wirbelauer, Die Freiburger Philosophische Fakultät, 2006, 952; Drüll, HGL 1933-1986, 2009, 345-346; Romanisches Seminar Freiburg, homepage (Geschichte, mit P).