Rechel-Mertens, Eva Jenny Martha: Unterschied zwischen den Versionen
(Die Seite wurde neu angelegt: „'''''Eva'' Jenny Martha Rechel-Mertens, geb. Mertens''' (7.3.1895 Perleberg, Kr. Westprignitz – 12.10.1981 Heidelberg), Tochter des Oberstudienrats Professor…“) |
(kein Unterschied)
|
Version vom 10. August 2018, 14:55 Uhr
Eva Jenny Martha Rechel-Mertens, geb. Mertens (7.3.1895 Perleberg, Kr. Westprignitz – 12.10.1981 Heidelberg), Tochter des Oberstudienrats Professor Friedrich Mertens zu Frankfurt a. O.
Verf. | Frank-Rutger Hausmann |
Romanische Philologie, bes. Französische Literaturwissenschaft und Übersetzungswesen
Aufgewachsen in Frankfurt a. O.; 1901-1914 Lyzeum u. Oberlyzeum (Städt. Augustaschule) Frankfurt a. O.; 1914 Reifeprüfung; 1915 Lehrerinnenexamen; 1918 Erwerb des Latinums u. Hochschulreife; 1918-22 Stud. Rom., Germ. u. Angl. Berlin u. Marburg, dort zunächst bei Eduard Wechßler; 20.4.1925 Prom. (Ernst Robert Curtius) Marburg; 1925-29 Ass.in Heidelberg; 1930-31 Ass.in Bonn; 1932f. LA Heidelberg; 1938 Eheschließung mit dem Ingenieur Georg Rechel.
Sie wurde besonders als Übersetzerin bekannt (Roger Martin du Gard, Julien Green, Jean Paul Sartre, Simone de Beauvoir, Claude Simon, vor allem Marcel Proust, À la recherche du temps perdu u.a.).
1957 Deutscher Kritikerpreis; 1966 Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung.
Balzac und die bildene Kunst, Marburg 1925 (Diss.).
„Auch mit Curtius hatte ich ein recht interessantes Gespräch, das von der Betrachtung der schönen Marmorbüste seines Großvaters ausging, die mir wie jedem Eintretenden sofort in die Augen fiel. ,Schon mein Großvater Ernst Curtius galt für einen Philologen moderner Art‘, meinte ER. ,Ich habe ihn auch stets als mein Vorbild betrachtet und die Ideale des klassischen Humanismus hochgehalten, obwohl ich freilich weitgehend ins Essayistische abgetrieben worden bin. Schon über meine Arbeitsweise hätte sich der alte Herr doch wohl gewundert. Ich arbeite mit einer Assistentin [= Eva Mertens], die mir das ganze Material jeden Tag so vorbereitet auf den Schreibtisch legt, daß ich selbst auch nicht ein einziges Zitat nachzulesen brauche. Das beständige Suchen und Herumlesen unterbricht den künstlerischen Gestaltungsprozeß in der peinlichsten Weise, finde ich - obwohl ich natürlich ein Gelehrter bin und bleiben möchte. […] In den romanischen Ländern arbeiten die Kollegen schon längst auf diese Art“ (Hermann Glockner, Heidelberger Bilderbuch. Erinnerungen, Bonn 1969, 255).
„Als sich Peter Suhrkamp auf Anregung Hermann Hesses 1949 entschloß, den ganzen Proust der ,Recherche‘ in einer einheitlichen Übersetzung herauszubringen, fehlte es denn auch nicht an warnenden Stimmen, die auf die steckengebliebene Proust-Rezeption in Deutschland und die enormen Schwierigkeiten der Übersetzung hinwiesen. Suhrkamp aber verfolgte auch pädagogische Absichten, wollte den Deutschen via Proust literarische Erinnerungsarbeit verordnen. Als Übersetzerin wurde nach einer Art Wettbewerb ironischerweise schließlich die Curtius-Schülerin Eva Rechel-Mertens verpflichtet. Sie übersetzte das Werk innerhalb von nur vier Jahren, so daß zwischen 1953 und 1957 die sieben Bände der ersten vollständigen Übersetzung erscheinen konnten. Sie wurde ein überraschender Erfolg“ (Friedmar Apel, „Der wasserdichte Abendanzug. Proust auf Deutsch: Was die revidierte Übersetzung leistet“, FAZ, 8.2.1997).
CV Diss.; Walter Mönch, Aus meinem Leben. Erfahrungen-Gestalten-Betrachtungen, Elztal-Dallau 1981, S. 71; Walter Berschin / Arnold Rothe (Hrsg.), Ernst Robert Curtius. Werk, Wirkung, Zukunftsperspektiven. Heidelberger Symposion zum hundertsten Geburtstag 1986, Heidelberg 1989, ad Indicem (S. 297); Ernst Robert Curtius, Briefe aus einem halben Jahrhundet. Hrsg. u. komm. von Frank-Rutger Hausmann, Baden-Baden 2015, ad Indicem (S. 681).