Knauer, Karl August Friedrich: Unterschied zwischen den Versionen

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Romanische Philologie, bes. quantitative Linguistik
 
Romanische Philologie, bes. quantitative Linguistik
  
1925 Abitur Oberrealschule Augsburg; Stud. Neuere Sprachen München; 1.5.1930 Prom. (Eugen Lerch) München; 1929-32 Lektor f. Dt. U Lille; 15.3.1935 Habil. (Lerch) Münster; 1935 apl. Prof. Münster; 1939 beamt. Diätendozent neuer Ordnung; 1940-41 Mitarb. im „Kriegseinsatz d. Deutschen Geisteswissenschaften“ (Aktion Ritterbusch); 24.4.1942 beamt. apl. Prof.; 1965 WRat u. ao. Prof. Münster.
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1925 Abitur Oberrealschule Augsburg; Stud. Neuere Sprachen München; 1929-32 Lektor f. Dt. U Lille; 1.5.1930 Prom. (Eugen Lerch) München; 15.3.1935 Habil. (Lerch) Münster; 1935 apl. Prof. Münster; 1939 beamt. Diätendozent neuer Ordnung; 1940-41 Mitarb. im „Kriegseinsatz d. Deutschen Geisteswissenschaften“ (Aktion Ritterbusch); 24.4.1942 beamt. apl. Prof.; 1965 WRat u. ao. Prof. Münster.
  
 
Beiträge zum Ausdruck von Abstraktem im Französischen. Zustands-(Eigenschafts-) u. Bewegungs-Denkakte im altfranzösischen Sprachgebrauch, 1930 (Diss.; gedr. RF 44, 1930, 185-254); Ein Künstler poetischer Prosa in der französischen Vorromantik. Jean-François Marmontel, Bochum 1936 (Habil.-Schr.); Künstlerisches Schaffen im Dienste der nationalen Gemeinschaft u. der politischen Propaganda Frankreichs im Zeitalter der nationalen Festigung (von Franz. I bis Ludwig XIV.), Stuttgart-Berlin 1944; Vulgärfranzösisch. Charakterzüge u. Tendenzen des gegenwärtigen französischen Wortschatzes, München 1954; (gem. mit Elisabeth Knauer) Bertelsmann Wörterbuch Französisch-Deutsch, Deutsch-Französisch, Gütersloh 1960.
 
Beiträge zum Ausdruck von Abstraktem im Französischen. Zustands-(Eigenschafts-) u. Bewegungs-Denkakte im altfranzösischen Sprachgebrauch, 1930 (Diss.; gedr. RF 44, 1930, 185-254); Ein Künstler poetischer Prosa in der französischen Vorromantik. Jean-François Marmontel, Bochum 1936 (Habil.-Schr.); Künstlerisches Schaffen im Dienste der nationalen Gemeinschaft u. der politischen Propaganda Frankreichs im Zeitalter der nationalen Festigung (von Franz. I bis Ludwig XIV.), Stuttgart-Berlin 1944; Vulgärfranzösisch. Charakterzüge u. Tendenzen des gegenwärtigen französischen Wortschatzes, München 1954; (gem. mit Elisabeth Knauer) Bertelsmann Wörterbuch Französisch-Deutsch, Deutsch-Französisch, Gütersloh 1960.
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<blockquote>„Karl Knauer ist für die Quantitative Linguistik bedeutsam, weil er sich mit der Klangästhetik der romanischen Sprachen auf exakter Grundlage, d. h. mit Methoden wissenschaftlicher Stilistik, befasste und eindringlich für eine stärkere Berücksichtigung statistischer Methoden in Linguistik und Literaturwissenschaft plädierte. Er beklagte ,ein Übergewicht an qualitativen Urteilen‘, ja ,eine unleugbare Mathematikfeindlichkeit‘, die im Widerspruch zu ,der von Platon geforderten zentralen Bedeutung der Mathematik‘ stehe. […]
 
<blockquote>„Karl Knauer ist für die Quantitative Linguistik bedeutsam, weil er sich mit der Klangästhetik der romanischen Sprachen auf exakter Grundlage, d. h. mit Methoden wissenschaftlicher Stilistik, befasste und eindringlich für eine stärkere Berücksichtigung statistischer Methoden in Linguistik und Literaturwissenschaft plädierte. Er beklagte ,ein Übergewicht an qualitativen Urteilen‘, ja ,eine unleugbare Mathematikfeindlichkeit‘, die im Widerspruch zu ,der von Platon geforderten zentralen Bedeutung der Mathematik‘ stehe. […]
  
Zur Demonstration seiner Ansichten befasst sich Knauer […] u. a. mit der These, das Italienische weise spezifische Klangeigenschaften auf, indem er die Rangordnung der Lauthäufigkeit des Italienischen mit der des Französischen vergleicht. [Er meint], die Einsicht nehme zu, ,daß die quantifizierende Arbeitsweise dazu geneigt ist, das Verständnis des Forschers über die Findung und Erklärung des neuen Einzelfalles in größere, unifzierende Zusammenhänge zu leiten‘.
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Zur Demonstration seiner Ansichten befasst sich Knauer […] u. a. mit der These, das Italienische weise spezifische Klangeigenschaften auf, indem er die Rangordnung der Lauthäufigkeit des Italienischen mit der des Französischen vergleicht. [Er meint], die Einsicht nehme zu, ,daß die quantifizierende Arbeitsweise dazu geneigt ist, das Verständnis des Forschers über die Findung und Erklärung des neuen Einzelfalles in größere, unifizierende Zusammenhänge zu leiten‘.
  
 
Ein gutes Beispiel für Knauers Bemühungen um eine statistisch fundierte Stilistik ist seine Habilitationsschrift zu Marmontel. Er vertritt die These, dass Marmontel ,seine stilistischen Bestrebungen so gut wie ausschließlich auf das Gebiet der lautlichen Formgebung beschränkt“ (Best, 2006, 86-87).
 
Ein gutes Beispiel für Knauers Bemühungen um eine statistisch fundierte Stilistik ist seine Habilitationsschrift zu Marmontel. Er vertritt die These, dass Marmontel ,seine stilistischen Bestrebungen so gut wie ausschließlich auf das Gebiet der lautlichen Formgebung beschränkt“ (Best, 2006, 86-87).

Aktuelle Version vom 21. Mai 2016, 20:09 Uhr

Karl August Friedrich Knauer (16.8.1906 Hamburg – 22.5.1966 Münster); Sohn des Ingenieurs u. Betriebsleiters Paul Knauer u. der Hedwig geb. Hoffmann

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie, bes. quantitative Linguistik

1925 Abitur Oberrealschule Augsburg; Stud. Neuere Sprachen München; 1929-32 Lektor f. Dt. U Lille; 1.5.1930 Prom. (Eugen Lerch) München; 15.3.1935 Habil. (Lerch) Münster; 1935 apl. Prof. Münster; 1939 beamt. Diätendozent neuer Ordnung; 1940-41 Mitarb. im „Kriegseinsatz d. Deutschen Geisteswissenschaften“ (Aktion Ritterbusch); 24.4.1942 beamt. apl. Prof.; 1965 WRat u. ao. Prof. Münster.

Beiträge zum Ausdruck von Abstraktem im Französischen. Zustands-(Eigenschafts-) u. Bewegungs-Denkakte im altfranzösischen Sprachgebrauch, 1930 (Diss.; gedr. RF 44, 1930, 185-254); Ein Künstler poetischer Prosa in der französischen Vorromantik. Jean-François Marmontel, Bochum 1936 (Habil.-Schr.); Künstlerisches Schaffen im Dienste der nationalen Gemeinschaft u. der politischen Propaganda Frankreichs im Zeitalter der nationalen Festigung (von Franz. I bis Ludwig XIV.), Stuttgart-Berlin 1944; Vulgärfranzösisch. Charakterzüge u. Tendenzen des gegenwärtigen französischen Wortschatzes, München 1954; (gem. mit Elisabeth Knauer) Bertelsmann Wörterbuch Französisch-Deutsch, Deutsch-Französisch, Gütersloh 1960.

„Karl Knauer ist für die Quantitative Linguistik bedeutsam, weil er sich mit der Klangästhetik der romanischen Sprachen auf exakter Grundlage, d. h. mit Methoden wissenschaftlicher Stilistik, befasste und eindringlich für eine stärkere Berücksichtigung statistischer Methoden in Linguistik und Literaturwissenschaft plädierte. Er beklagte ,ein Übergewicht an qualitativen Urteilen‘, ja ,eine unleugbare Mathematikfeindlichkeit‘, die im Widerspruch zu ,der von Platon geforderten zentralen Bedeutung der Mathematik‘ stehe. […]

Zur Demonstration seiner Ansichten befasst sich Knauer […] u. a. mit der These, das Italienische weise spezifische Klangeigenschaften auf, indem er die Rangordnung der Lauthäufigkeit des Italienischen mit der des Französischen vergleicht. [Er meint], die Einsicht nehme zu, ,daß die quantifizierende Arbeitsweise dazu geneigt ist, das Verständnis des Forschers über die Findung und Erklärung des neuen Einzelfalles in größere, unifizierende Zusammenhänge zu leiten‘.

Ein gutes Beispiel für Knauers Bemühungen um eine statistisch fundierte Stilistik ist seine Habilitationsschrift zu Marmontel. Er vertritt die These, dass Marmontel ,seine stilistischen Bestrebungen so gut wie ausschließlich auf das Gebiet der lautlichen Formgebung beschränkt“ (Best, 2006, 86-87).

Karl-Heinz Best, „Karl Knauer (1906-1966)“, Glottometrics 12, 2006, 86-94; Hausmann, „Deutsche Geisteswissenschaft im Zweiten Weltkrieg“, 2007, 508, bes. 347f.; Hausmann, „Vom Strudel“, 2008, 801, bes. 149-151.