Ettmayer, Karl von: Unterschied zwischen den Versionen
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<blockquote>„Oft bekannte sich Ettmayer zu den wissenschaftlichen Anregungen, die er Schuchardt, Meinong, Meyer-Lübke verdankte. Gerne nannte er sich ihren Schüler. Schuchardt mochte Ettmayers Besonderheit und seinen Blick fürs Grundsätzliche entwickelt haben, in dem beide wohl das eigentliche Ziel linguistischer Forschungsarbeit erkannten. Meinong hat sein philosophisches Interesse befruchtet, Meyer-Lübke seinen linguistischen Sinn aufs Geschichtliche und Systematische gelenkt. In jeder Zeile seines Werkes aber war Ettmayer, je weiter desto mehr, doch nur er selbst. Sein wissenschaftlicher Weg war nur der seine. Er fühlte sich als Linguist, als Grammatiker, betonte es und grenzte sich gelegentlich ab. Aber der Kreis seiner Interessen, seines Forschens und Wissens überschritt die Linguistik. Engere Freunde wußten um geheime dichterische Neigungen des Jünglings und reifen Mannes, um sein aufgeschlossenes Kunstempfinden, seine musikalische Begabung. Und wie er einen Geschichtsschreiber der Literatur nicht ohne Können in Textphilologie und Grammatik, die Philologie nicht ohne Sprachwissenschaft und Literaturgeschichte denken konnte, so würde nach einem Wort, das Ettmayer selber schrieb, ,ein Grammatiker sich der ärgsten Mißgriffe schuldig machen, wenn er ahnungslos grammatische Formen bespräche, deren Wert und Bedeutung nur der Philologe richtig einzuschätzen vermag, zu deren Stellung in der Gesamtentwicklung der Sprache oft der Literarhistoriker den richtigen Schlüssel besitzt‘“ (Winkler, 1939, 387). | <blockquote>„Oft bekannte sich Ettmayer zu den wissenschaftlichen Anregungen, die er Schuchardt, Meinong, Meyer-Lübke verdankte. Gerne nannte er sich ihren Schüler. Schuchardt mochte Ettmayers Besonderheit und seinen Blick fürs Grundsätzliche entwickelt haben, in dem beide wohl das eigentliche Ziel linguistischer Forschungsarbeit erkannten. Meinong hat sein philosophisches Interesse befruchtet, Meyer-Lübke seinen linguistischen Sinn aufs Geschichtliche und Systematische gelenkt. In jeder Zeile seines Werkes aber war Ettmayer, je weiter desto mehr, doch nur er selbst. Sein wissenschaftlicher Weg war nur der seine. Er fühlte sich als Linguist, als Grammatiker, betonte es und grenzte sich gelegentlich ab. Aber der Kreis seiner Interessen, seines Forschens und Wissens überschritt die Linguistik. Engere Freunde wußten um geheime dichterische Neigungen des Jünglings und reifen Mannes, um sein aufgeschlossenes Kunstempfinden, seine musikalische Begabung. Und wie er einen Geschichtsschreiber der Literatur nicht ohne Können in Textphilologie und Grammatik, die Philologie nicht ohne Sprachwissenschaft und Literaturgeschichte denken konnte, so würde nach einem Wort, das Ettmayer selber schrieb, ,ein Grammatiker sich der ärgsten Mißgriffe schuldig machen, wenn er ahnungslos grammatische Formen bespräche, deren Wert und Bedeutung nur der Philologe richtig einzuschätzen vermag, zu deren Stellung in der Gesamtentwicklung der Sprache oft der Literarhistoriker den richtigen Schlüssel besitzt‘“ (Winkler, 1939, 387). | ||
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− | HSchA Nr. 02790-02817; Gerhard Moldenhauer, Die Neueren Sprachen 46, 1938, 369-371; Friedrich Wild, Almanach d. Akad. d. Wiss. in Wien für das Jahr 1938, 88 (1939), 314-324; Emil Winkler, ZfSL 62, 1939, 385-392; ÖBL 1, 1957, 272; W. Th. Elwert, NDB 4, 1959, 667f.; LexGramm 1996, 282 (Hans Goebl); Hausmann, „Vom Strudel“, 2008, 794; Wien-Geschichte-Wiki; Universität Innsbruck, Institut f. Romanistik, Institutsgeschichte (online; P); Tanzmeister, „Die Wiener Romanistik“, 2010, 496-498, hier 494-496, 510-511. | + | HSchA Nr. 02790-02817; Gerhard Moldenhauer, Die Neueren Sprachen 46, 1938, 369-371; Friedrich Wild, Almanach d. Akad. d. Wiss. in Wien für das Jahr 1938, 88 (1939), 314-324; Emil Winkler, ZfSL 62, 1939, 385-392; ÖBL 1, 1957, 272; W. Th. Elwert, NDB 4, 1959, 667f.; Hans Goebl, Lombardisch-ladinisches aus Südtirol: ein Beitrag zum oberitalienischen Vokalismus; die zugrundeliegenden Dialektmaterialien / Karl von Ettmayer. Neu hrsg. von Hans Goebl mit einem vorwärts und einem rückwärts alphabetischen Register der Etyma...einer Würdigung des wissenschaftlichen Oeuvres Karl von Ettmayer, San Martin de Tor 1995; LexGramm 1996, 282; ²2009, 441 (Hans Goebl); Hausmann, „Vom Strudel“, 2008, 794; Wien-Geschichte-Wiki; Universität Innsbruck, Institut f. Romanistik, Institutsgeschichte (online; P); Tanzmeister, „Die Wiener Romanistik“, 2010, 496-498, hier 494-496, 510-511. |
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Version vom 9. Mai 2016, 14:42 Uhr
Karl von Ettmayer (Ritter von Adelsburg) (22.7.1874 Jessenetz [heute: Jesenece, Tschechien – 24.3.1938 Wien); Sohn des K. u. K. Feldmarschalleutnants (Geniewaffe) Friedrich von Ettmayer (1829-1922)
Verf. | Frank-Rutger Hausmann |
1884 Übersiedl. d. Familie nach Trient; 1892 Matura Deutsches Gymn. Trient; 1892 Stud. d. Medizin Innsbruck; dann Rom. Innsbruck u. Graz (Hugo Schuchardt; Antonio Ive); 1899 Prom. (Schuchardt) Graz; Beamter in der Wiener UB; 1903 Habil. (Wilhelm Meyer-Lübke) Wien; 1905 o. Prof. f. Rom. Phil. Fribourg; 1911 Innsbruck (Nachf. v. Theodor Gartner); 1915-38 Wien (Nachf. v. W. Meyer-Lübke).
1927 o. Mitg. d. Akad. d. Wiss. Wien; Officier de la Légion d’honneur.
Lombardisch-Ladinisches aus Südtirol, in: RF 13, 1902, 321-672 (Diss.); Bergamaskische Alpenmundarten, Leipzig 1903 (Habil.-Schr.); Benötigen wir eine wissenschaftlich deskriptive Grammatik?, Halle a. S., 1910; Vademecum für Studierende der romanischen Philologie, Heidelberg 1919; Über das Wesen der Dialektbildung, erläutert an den Dialekten Frankreichs, Wien 1927; Vorläufiger Bericht über Phonogramm-Aufnahmen der Grödner Mundart, Wien, 1920; Analytische Syntax der französischen Sprache mit besonderer Berücksichtigung des Altfranzösischen, 2 Bde., Halle a. S. 1930-1936; Das Ganze der Sprache u. seine logische Bedeutung, Jena 1938.
„Oft bekannte sich Ettmayer zu den wissenschaftlichen Anregungen, die er Schuchardt, Meinong, Meyer-Lübke verdankte. Gerne nannte er sich ihren Schüler. Schuchardt mochte Ettmayers Besonderheit und seinen Blick fürs Grundsätzliche entwickelt haben, in dem beide wohl das eigentliche Ziel linguistischer Forschungsarbeit erkannten. Meinong hat sein philosophisches Interesse befruchtet, Meyer-Lübke seinen linguistischen Sinn aufs Geschichtliche und Systematische gelenkt. In jeder Zeile seines Werkes aber war Ettmayer, je weiter desto mehr, doch nur er selbst. Sein wissenschaftlicher Weg war nur der seine. Er fühlte sich als Linguist, als Grammatiker, betonte es und grenzte sich gelegentlich ab. Aber der Kreis seiner Interessen, seines Forschens und Wissens überschritt die Linguistik. Engere Freunde wußten um geheime dichterische Neigungen des Jünglings und reifen Mannes, um sein aufgeschlossenes Kunstempfinden, seine musikalische Begabung. Und wie er einen Geschichtsschreiber der Literatur nicht ohne Können in Textphilologie und Grammatik, die Philologie nicht ohne Sprachwissenschaft und Literaturgeschichte denken konnte, so würde nach einem Wort, das Ettmayer selber schrieb, ,ein Grammatiker sich der ärgsten Mißgriffe schuldig machen, wenn er ahnungslos grammatische Formen bespräche, deren Wert und Bedeutung nur der Philologe richtig einzuschätzen vermag, zu deren Stellung in der Gesamtentwicklung der Sprache oft der Literarhistoriker den richtigen Schlüssel besitzt‘“ (Winkler, 1939, 387).
HSchA Nr. 02790-02817; Gerhard Moldenhauer, Die Neueren Sprachen 46, 1938, 369-371; Friedrich Wild, Almanach d. Akad. d. Wiss. in Wien für das Jahr 1938, 88 (1939), 314-324; Emil Winkler, ZfSL 62, 1939, 385-392; ÖBL 1, 1957, 272; W. Th. Elwert, NDB 4, 1959, 667f.; Hans Goebl, Lombardisch-ladinisches aus Südtirol: ein Beitrag zum oberitalienischen Vokalismus; die zugrundeliegenden Dialektmaterialien / Karl von Ettmayer. Neu hrsg. von Hans Goebl mit einem vorwärts und einem rückwärts alphabetischen Register der Etyma...einer Würdigung des wissenschaftlichen Oeuvres Karl von Ettmayer, San Martin de Tor 1995; LexGramm 1996, 282; ²2009, 441 (Hans Goebl); Hausmann, „Vom Strudel“, 2008, 794; Wien-Geschichte-Wiki; Universität Innsbruck, Institut f. Romanistik, Institutsgeschichte (online; P); Tanzmeister, „Die Wiener Romanistik“, 2010, 496-498, hier 494-496, 510-511.