Coseriu, Eugenio: Unterschied zwischen den Versionen
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− | 1926-31 Grundschule in Mihăileni; 1939 | + | 1926-31 Grundschule in Mihăileni; 1939 Liceu Ion Creangă Bălţi; 1939 Matura ebd.; 1939-40 Stud. d. Rom. u. Slavische Philologie Iaşi; 1940-44 La Sapienza Rom; 1944 Prom. (laurea in lettere) (Sugli influssi della poesia epica francese medievale sulla epica popolare degli Slavi meridionali); 1933-45 LA Università Padova; 1945-49 Università di Milano; Dott. di filosofia Milano (L’evoluzione delle idee estetiche in Romania); 1950-58 Prof. f. allgem. u. indogerm. Linguistik Universidad de Montevideo Uruguay; danach Gastprofessuren a. d. Universitäten von Málaga, Navarra, Coimbra, Bonn, Frankfurt a. M.; 1963 o. Prof. f. Romanische Sprachwiss. Tübingen (ab 1966 erw. um Allg. Sprachwiss.); 1991 em.; Dr. h. c. Bukarest. |
− | 19.11.1977 o. Mitgl. d. Heidelberger Akad. d. | + | 19.11.1977 o. Mitgl. d. Heidelberger Akad. d. Wiss. |
Hrsg. Publicaciones del Departamento de Lingüística (zwei Reihen) Montevideo 1952-1962; Cuadernos de Filosofía del Lenguaje, Montevideo 1956-1959; Internationale Bibliothek f. Allg. Linguistik (IBAL), München 1970ff:, Ars Grammatica, München 1973ff. | Hrsg. Publicaciones del Departamento de Lingüística (zwei Reihen) Montevideo 1952-1962; Cuadernos de Filosofía del Lenguaje, Montevideo 1956-1959; Internationale Bibliothek f. Allg. Linguistik (IBAL), München 1970ff:, Ars Grammatica, München 1973ff. | ||
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Teoria del lenguaje y linguistica general, Madrid 1973; Sincronia, diacronia e historia, Madrid 1973; Das romanische Verbalsystem, Tübingen 1976; Sprachkompetenz: Grundzüge der Theorie des Sprechens, Tübingen 1988. | Teoria del lenguaje y linguistica general, Madrid 1973; Sincronia, diacronia e historia, Madrid 1973; Das romanische Verbalsystem, Tübingen 1976; Sprachkompetenz: Grundzüge der Theorie des Sprechens, Tübingen 1988. | ||
− | <blockquote>„Mit den romanistischen Lausberg-Schülern Helmut Lüdtke und Harald Weinrich, dem Romanisten Wolf-Dieter Stempel, dem Schweizer Hansjakob Seiler, dem Anglisten Herbert Pilch und dem Germanisten Hugo Steger, alle um 1925 geboren, bildete Coseriu die Speerspitze der Bewegung für eine Sprachwissenschaft, mit der die | + | <blockquote>„Mit den romanistischen Lausberg-Schülern Helmut Lüdtke und Harald Weinrich, dem Romanisten Wolf-Dieter Stempel, dem Schweizer Hansjakob Seiler, dem Anglisten Herbert Pilch und dem Germanisten Hugo Steger, alle um 1925 geboren, bildete Coseriu die Speerspitze der Bewegung für eine Sprachwissenschaft, mit der die Vertreter einer nur historisch ausgerichteten Sprachwissenschaft, die in Deutschland fast uneingeschränkt herrschte, wenig anzufangen wussten. […] |
Über Zulauf von Studenten konnte sich Coseriu also nie beklagen. Zahlreiche Schülerinnen und Schüler, die er jeweils zu ganz verschiedenen Themen arbeiteten ließ, haben dann ein gutes Dutzend Lehrstühle in Deutschland besetzt. Wichtig waren in Tübingen vor allem die Vorlesungen. 15 Jahre lang präsentierte er in jedem Semester ein neues Thema: z.B. Geschichte der Sprachphilosophie (die sich über sechs Semester erstreckte), Geschichte der romanischen Philologie, Das romanische Verbalsystem, Vulgärlatein, Typologie etc. Studierende schrieben sie mit und veröffentlichten sie – wobei er sich selbst wenig oder gar nicht darum kümmerte, wie richtig das Mitgeschriebene war. Aus dieser Publikationstätigkeit entstand immerhin auch der erfolgreiche Verlag eines ehemaligen Coseriu-Hörers (Gunter Narr). | Über Zulauf von Studenten konnte sich Coseriu also nie beklagen. Zahlreiche Schülerinnen und Schüler, die er jeweils zu ganz verschiedenen Themen arbeiteten ließ, haben dann ein gutes Dutzend Lehrstühle in Deutschland besetzt. Wichtig waren in Tübingen vor allem die Vorlesungen. 15 Jahre lang präsentierte er in jedem Semester ein neues Thema: z.B. Geschichte der Sprachphilosophie (die sich über sechs Semester erstreckte), Geschichte der romanischen Philologie, Das romanische Verbalsystem, Vulgärlatein, Typologie etc. Studierende schrieben sie mit und veröffentlichten sie – wobei er sich selbst wenig oder gar nicht darum kümmerte, wie richtig das Mitgeschriebene war. Aus dieser Publikationstätigkeit entstand immerhin auch der erfolgreiche Verlag eines ehemaligen Coseriu-Hörers (Gunter Narr). | ||
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Was Coseriu seinen Schülern mitgegeben hat, war vor allem die Fähigkeit zum selbständigen Arbeiten. Die Prinzipien dafür hat er in der erwähnten Antrittsrede genannt. Zunächst das aristotelische tà ónta hos éstin légein, ,die Dinge so sagen, wie sind sind‘. Dann das (hermeneutische) Prinzip, dass der Gegenstand der Kulturwissenschaften, gleichgültig ob Sprache oder Kunst, nie von außen erklärt werden kann, weil wir immer schon wissen müssen, um was es geht. Das Prinzip der Tradition – niemand beginnt bei Null – besagt, dass das, was vorher war, zur Kenntnis genommen werden muss, da man immer davon ausgehen darf, dass andere ebenfalls vernünftig gedacht haben – auch dort, wo sie sich irren. Daraus folgt, auf die Gegenwart angewandt, das Prinzip des Anti-Dogmatismus. Schließlich das Prinzip der sozialen Verantwortung, oder, mit Leibniz: scientia, quo magis theorica, magis practica“ (Raible, 2003, 162-163). | Was Coseriu seinen Schülern mitgegeben hat, war vor allem die Fähigkeit zum selbständigen Arbeiten. Die Prinzipien dafür hat er in der erwähnten Antrittsrede genannt. Zunächst das aristotelische tà ónta hos éstin légein, ,die Dinge so sagen, wie sind sind‘. Dann das (hermeneutische) Prinzip, dass der Gegenstand der Kulturwissenschaften, gleichgültig ob Sprache oder Kunst, nie von außen erklärt werden kann, weil wir immer schon wissen müssen, um was es geht. Das Prinzip der Tradition – niemand beginnt bei Null – besagt, dass das, was vorher war, zur Kenntnis genommen werden muss, da man immer davon ausgehen darf, dass andere ebenfalls vernünftig gedacht haben – auch dort, wo sie sich irren. Daraus folgt, auf die Gegenwart angewandt, das Prinzip des Anti-Dogmatismus. Schließlich das Prinzip der sozialen Verantwortung, oder, mit Leibniz: scientia, quo magis theorica, magis practica“ (Raible, 2003, 162-163). | ||
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− | Kürschner, LH, 1994, 1, 141-143 (P); Johannes Kabatek / A. Murguía, „Die Sachen sagen, wie sie sind …” Eugenio Coseriu im Gespräch, Tübingen 1997, Anhang II „Verzeichnis der Schriften Eugenio Coserius”, 271-305, „Auswahlbibliograpie über Eugenio Coserio”, 310-311; Wolfgang Raible, „Nachruf auf Eugenio Coseriu (1921-2002)”, Jb. d. Heidelberger Akad. d. Wiss | + | Kürschner, LH, 1994, 1, 141-143 (P); Johannes Kabatek / A. Murguía, „Die Sachen sagen, wie sie sind …” Eugenio Coseriu im Gespräch, Tübingen 1997, Anhang II „Verzeichnis der Schriften Eugenio Coserius”, 271-305, „Auswahlbibliograpie über Eugenio Coserio”, 310-311; Wolfgang Raible, „Nachruf auf Eugenio Coseriu (1921-2002)”, Jb. d. Heidelberger Akad. d. Wiss. 2002, 2003, 160-163. |
[[Kategorie:Romanist]] | [[Kategorie:Romanist]] |
Aktuelle Version vom 9. Mai 2016, 08:56 Uhr
Eugenio Coseriu [Eugen Coşeriu] (27.7.1921 Mihăileni, Rumänien [heute Moldavien] – 7.9.2002 Tübingen); Sohn des Sanitätsbeamten Ion Coşeriu
Verf. | Frank-Rutger Hausmann |
Romanist; Allgemeiner Sprachwissenschaftler
1926-31 Grundschule in Mihăileni; 1939 Liceu Ion Creangă Bălţi; 1939 Matura ebd.; 1939-40 Stud. d. Rom. u. Slavische Philologie Iaşi; 1940-44 La Sapienza Rom; 1944 Prom. (laurea in lettere) (Sugli influssi della poesia epica francese medievale sulla epica popolare degli Slavi meridionali); 1933-45 LA Università Padova; 1945-49 Università di Milano; Dott. di filosofia Milano (L’evoluzione delle idee estetiche in Romania); 1950-58 Prof. f. allgem. u. indogerm. Linguistik Universidad de Montevideo Uruguay; danach Gastprofessuren a. d. Universitäten von Málaga, Navarra, Coimbra, Bonn, Frankfurt a. M.; 1963 o. Prof. f. Romanische Sprachwiss. Tübingen (ab 1966 erw. um Allg. Sprachwiss.); 1991 em.; Dr. h. c. Bukarest.
19.11.1977 o. Mitgl. d. Heidelberger Akad. d. Wiss.
Hrsg. Publicaciones del Departamento de Lingüística (zwei Reihen) Montevideo 1952-1962; Cuadernos de Filosofía del Lenguaje, Montevideo 1956-1959; Internationale Bibliothek f. Allg. Linguistik (IBAL), München 1970ff:, Ars Grammatica, München 1973ff.
Antrittsreden Heidelberg, 2009, 451-453.
Logos Semantikos. Studia linguistica in honorem Eugenio Coseriu 1921-1981. Hrsg. v. H. Geckeler, B. Schlieben-Lange, J. Trabant u H. Weydt, 5 Bde., Berlin-New York-Madrid 1981; Energeia u. Ergon. Sprachliche Variation – Sprachgeschichte – Sprachtypologie. Studia in honorem Eugenio Coseriu, 3 Bde. Hrsg. v. J. Albrecht, J. Lüdtke u. H. Thun, Tübingen 1988.
Teoria del lenguaje y linguistica general, Madrid 1973; Sincronia, diacronia e historia, Madrid 1973; Das romanische Verbalsystem, Tübingen 1976; Sprachkompetenz: Grundzüge der Theorie des Sprechens, Tübingen 1988.
„Mit den romanistischen Lausberg-Schülern Helmut Lüdtke und Harald Weinrich, dem Romanisten Wolf-Dieter Stempel, dem Schweizer Hansjakob Seiler, dem Anglisten Herbert Pilch und dem Germanisten Hugo Steger, alle um 1925 geboren, bildete Coseriu die Speerspitze der Bewegung für eine Sprachwissenschaft, mit der die Vertreter einer nur historisch ausgerichteten Sprachwissenschaft, die in Deutschland fast uneingeschränkt herrschte, wenig anzufangen wussten. […]Über Zulauf von Studenten konnte sich Coseriu also nie beklagen. Zahlreiche Schülerinnen und Schüler, die er jeweils zu ganz verschiedenen Themen arbeiteten ließ, haben dann ein gutes Dutzend Lehrstühle in Deutschland besetzt. Wichtig waren in Tübingen vor allem die Vorlesungen. 15 Jahre lang präsentierte er in jedem Semester ein neues Thema: z.B. Geschichte der Sprachphilosophie (die sich über sechs Semester erstreckte), Geschichte der romanischen Philologie, Das romanische Verbalsystem, Vulgärlatein, Typologie etc. Studierende schrieben sie mit und veröffentlichten sie – wobei er sich selbst wenig oder gar nicht darum kümmerte, wie richtig das Mitgeschriebene war. Aus dieser Publikationstätigkeit entstand immerhin auch der erfolgreiche Verlag eines ehemaligen Coseriu-Hörers (Gunter Narr).
Was Coseriu seinen Schülern mitgegeben hat, war vor allem die Fähigkeit zum selbständigen Arbeiten. Die Prinzipien dafür hat er in der erwähnten Antrittsrede genannt. Zunächst das aristotelische tà ónta hos éstin légein, ,die Dinge so sagen, wie sind sind‘. Dann das (hermeneutische) Prinzip, dass der Gegenstand der Kulturwissenschaften, gleichgültig ob Sprache oder Kunst, nie von außen erklärt werden kann, weil wir immer schon wissen müssen, um was es geht. Das Prinzip der Tradition – niemand beginnt bei Null – besagt, dass das, was vorher war, zur Kenntnis genommen werden muss, da man immer davon ausgehen darf, dass andere ebenfalls vernünftig gedacht haben – auch dort, wo sie sich irren. Daraus folgt, auf die Gegenwart angewandt, das Prinzip des Anti-Dogmatismus. Schließlich das Prinzip der sozialen Verantwortung, oder, mit Leibniz: scientia, quo magis theorica, magis practica“ (Raible, 2003, 162-163).
Kürschner, LH, 1994, 1, 141-143 (P); Johannes Kabatek / A. Murguía, „Die Sachen sagen, wie sie sind …” Eugenio Coseriu im Gespräch, Tübingen 1997, Anhang II „Verzeichnis der Schriften Eugenio Coserius”, 271-305, „Auswahlbibliograpie über Eugenio Coserio”, 310-311; Wolfgang Raible, „Nachruf auf Eugenio Coseriu (1921-2002)”, Jb. d. Heidelberger Akad. d. Wiss. 2002, 2003, 160-163.