Planta, Robert von: Unterschied zwischen den Versionen
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<blockquote>„Mehrfach traten an den früh berühmten Linguisten diskrete Anfragen bezüglich Habilitation, und die Universität Basel war sogar bereit, ihm den Lehrstuhl für indogermanische Sprachen ohne vorausgehende Lehrtätigkeit anzuvertrauen. Seine Sprödigkeit gegenüber jeder Hochschultätigkeit hing zum Teil mit seinem übersteigerten Verantwortlichkeitsgefühl zusammen, aber in letzter Linie gab doch der immer stärker reifende Entschluß den Ausschlag, die zweite Hälfte seines Lebens in den Dienst der sprachlichen Erforschung seiner bündnerischen Heimat zu stellen, mit der er sich mit allen Fasern seines Herzens verbunden fühlte. Der einstige Erforscher abgestorbener altitalischer Sprachen wandelte sich zum unumstrittenen Meister der bündnerischen Dialektologie, der Orts- und Personennamenforschung. Um die Jahrhundertwende packte er mit wahrer Leidenschaft die bis dahin nicht genügend erkannten Probleme der sprachlichen Vergangenheit Alt Fry Rätiens an. Damals war in der Ostecke unseres Landes niemand für eine derartige Aufgabe wissenschaftlich und methodisch so vorgebildet wie er. Aus seinen eigenen Mitteln nahm er um 1900 drei große Werke in Angriff, mit denen sein Name auf alle Zeiten unzertrenntlich verknüpft bleibt. Zum deutschschweizerischen Idiotikon und dem Glossaire des patois de la Suisse romande begründete er das rätoromanische Parallelwerk, dessen Erscheinen nun unter dem Titel ''Dicziunari Rumantsch Grischun'' bevorsteht. Dann folgte eine systematische ''Sammlung'' und Bearbeitung der ''Orts-, Flur-, Personen- und Familiennamen des Kantons Graubünden'' im Hinblick auf eine allgemeine Siedlungsgeschichte seiner Heimat. Endlich entschloß er sich zur ''Aufnahme der meisten rätoromanischen Dorfmundarten'', die einer immer stärkeren Nivellierung entgegengehen“ (Jud, 1938, 224). | <blockquote>„Mehrfach traten an den früh berühmten Linguisten diskrete Anfragen bezüglich Habilitation, und die Universität Basel war sogar bereit, ihm den Lehrstuhl für indogermanische Sprachen ohne vorausgehende Lehrtätigkeit anzuvertrauen. Seine Sprödigkeit gegenüber jeder Hochschultätigkeit hing zum Teil mit seinem übersteigerten Verantwortlichkeitsgefühl zusammen, aber in letzter Linie gab doch der immer stärker reifende Entschluß den Ausschlag, die zweite Hälfte seines Lebens in den Dienst der sprachlichen Erforschung seiner bündnerischen Heimat zu stellen, mit der er sich mit allen Fasern seines Herzens verbunden fühlte. Der einstige Erforscher abgestorbener altitalischer Sprachen wandelte sich zum unumstrittenen Meister der bündnerischen Dialektologie, der Orts- und Personennamenforschung. Um die Jahrhundertwende packte er mit wahrer Leidenschaft die bis dahin nicht genügend erkannten Probleme der sprachlichen Vergangenheit Alt Fry Rätiens an. Damals war in der Ostecke unseres Landes niemand für eine derartige Aufgabe wissenschaftlich und methodisch so vorgebildet wie er. Aus seinen eigenen Mitteln nahm er um 1900 drei große Werke in Angriff, mit denen sein Name auf alle Zeiten unzertrenntlich verknüpft bleibt. Zum deutschschweizerischen Idiotikon und dem Glossaire des patois de la Suisse romande begründete er das rätoromanische Parallelwerk, dessen Erscheinen nun unter dem Titel ''Dicziunari Rumantsch Grischun'' bevorsteht. Dann folgte eine systematische ''Sammlung'' und Bearbeitung der ''Orts-, Flur-, Personen- und Familiennamen des Kantons Graubünden'' im Hinblick auf eine allgemeine Siedlungsgeschichte seiner Heimat. Endlich entschloß er sich zur ''Aufnahme der meisten rätoromanischen Dorfmundarten'', die einer immer stärkeren Nivellierung entgegengehen“ (Jud, 1938, 224). | ||
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− | HSchA Nr. 08874-08878; Jakob Jud, „In Memoriam. Robert von Planta“, VRom 3, 1938, 222-228 (mit dem Hinweis auf weitere Nachrufe in Schweizer Tageszeitungen u. Schrift.-Verz. 227-228); LexGramm 1996, 733 (Dieter Kattenbusch); Adolf Collenberg | + | HSchA Nr. 08874-08878; Jakob Jud, „In Memoriam. Robert von Planta“, VRom 3, 1938, 222-228 (mit dem Hinweis auf weitere Nachrufe in Schweizer Tageszeitungen u. Schrift.-Verz. 227-228); LexGramm 1996, 733 (Dieter Kattenbusch); Adolf Collenberg, hls (online); Georges Darms, NDB 20, 2001, 505-506. |
[[Kategorie:Romanist]] | [[Kategorie:Romanist]] |
Aktuelle Version vom 24. Mai 2016, 13:13 Uhr
Robert von Planta (7.3.1864 Alexandria – 12.12.1938 Chur); Sohn des Überseekaufmanns u. Musterlandwirts Peter Conradin von Planta (1829-1910)
Verf. | Frank-Rutger Hausmann |
Indogermanistik; Bündnerromanisch
1870 Deutsche Schule Alexandria; 1874 Rückkehr d. Familie in die Schweiz; 1875-82 Gymn. Basel; 1882-90 Stud, Klass. Philol. u. indogerm. Sprachwiss. Basel, Berlin, München, Leipzig u. Zürich; 1890 Prom. (Heinrich Schweizer-Sidler) Zürich; Privatgelehrter; ab 1898 Arbeit am Konzept eines rätorom. Idiotikons, des späteren „Dicziunari Rumantsch Grischun“ (DRG); ab 1907 Präs. d. philolog. Kommission des DRG; ab 1912 Vorbereitungen eines Rätischen Namensbuchs.
Grammatik der oskisch-umbrischen Dialekte, Bd. 1: Einleitung u. Lautlehre, Straßburg 1892; Bd. 2: Formenlehre, Syntax, Sammlung der Inschriften u. Glossen, Anhang Glossar, Straßburg 1897 [die Zürcher Diss., Teildruck von Bd. 1, ist erschienen als: Vokalismus der oskisch-umbrischen Dialekte, 1892].
„Mehrfach traten an den früh berühmten Linguisten diskrete Anfragen bezüglich Habilitation, und die Universität Basel war sogar bereit, ihm den Lehrstuhl für indogermanische Sprachen ohne vorausgehende Lehrtätigkeit anzuvertrauen. Seine Sprödigkeit gegenüber jeder Hochschultätigkeit hing zum Teil mit seinem übersteigerten Verantwortlichkeitsgefühl zusammen, aber in letzter Linie gab doch der immer stärker reifende Entschluß den Ausschlag, die zweite Hälfte seines Lebens in den Dienst der sprachlichen Erforschung seiner bündnerischen Heimat zu stellen, mit der er sich mit allen Fasern seines Herzens verbunden fühlte. Der einstige Erforscher abgestorbener altitalischer Sprachen wandelte sich zum unumstrittenen Meister der bündnerischen Dialektologie, der Orts- und Personennamenforschung. Um die Jahrhundertwende packte er mit wahrer Leidenschaft die bis dahin nicht genügend erkannten Probleme der sprachlichen Vergangenheit Alt Fry Rätiens an. Damals war in der Ostecke unseres Landes niemand für eine derartige Aufgabe wissenschaftlich und methodisch so vorgebildet wie er. Aus seinen eigenen Mitteln nahm er um 1900 drei große Werke in Angriff, mit denen sein Name auf alle Zeiten unzertrenntlich verknüpft bleibt. Zum deutschschweizerischen Idiotikon und dem Glossaire des patois de la Suisse romande begründete er das rätoromanische Parallelwerk, dessen Erscheinen nun unter dem Titel Dicziunari Rumantsch Grischun bevorsteht. Dann folgte eine systematische Sammlung und Bearbeitung der Orts-, Flur-, Personen- und Familiennamen des Kantons Graubünden im Hinblick auf eine allgemeine Siedlungsgeschichte seiner Heimat. Endlich entschloß er sich zur Aufnahme der meisten rätoromanischen Dorfmundarten, die einer immer stärkeren Nivellierung entgegengehen“ (Jud, 1938, 224).
HSchA Nr. 08874-08878; Jakob Jud, „In Memoriam. Robert von Planta“, VRom 3, 1938, 222-228 (mit dem Hinweis auf weitere Nachrufe in Schweizer Tageszeitungen u. Schrift.-Verz. 227-228); LexGramm 1996, 733 (Dieter Kattenbusch); Adolf Collenberg, hls (online); Georges Darms, NDB 20, 2001, 505-506.