Gutkind, Kurt Sigmar: Unterschied zwischen den Versionen

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1914 Abitur Mannheim; Kriegsteilnehmer; 1914 Stud. Rechtswiss. Heidelberg; 1915-20 Stud. iur. et phil. Heidelberg u. Frankfurt a. M.; 1920-21 Florenz; 21.11.1921 Prom. (Leo Olschki) Heidelberg; 1923-28 Lektor f. Dt. Florenz; 1928 PDoz. HH Mannheim; 1930-33 Gründungsmitgl. d. Dolmetscher-Instituts Mannheim u. dessen Dir.; 1934-35 (?) ao. Prof. d. HH Mannheim; 1934 Emigration; 1935 Entziehung d. Venia legendi u. Amtsenthebung; 1935 Italienisch-Lektor Oxford Univ.; 1935-36 Paris (Faculté des lettres, Sorbonne); definitive Emigration nach GB; Lektor f. italien. Sprache u. Lit. Bedford Coll., Univ. London; Lektor Oxford Univ.
 
1914 Abitur Mannheim; Kriegsteilnehmer; 1914 Stud. Rechtswiss. Heidelberg; 1915-20 Stud. iur. et phil. Heidelberg u. Frankfurt a. M.; 1920-21 Florenz; 21.11.1921 Prom. (Leo Olschki) Heidelberg; 1923-28 Lektor f. Dt. Florenz; 1928 PDoz. HH Mannheim; 1930-33 Gründungsmitgl. d. Dolmetscher-Instituts Mannheim u. dessen Dir.; 1934-35 (?) ao. Prof. d. HH Mannheim; 1934 Emigration; 1935 Entziehung d. Venia legendi u. Amtsenthebung; 1935 Italienisch-Lektor Oxford Univ.; 1935-36 Paris (Faculté des lettres, Sorbonne); definitive Emigration nach GB; Lektor f. italien. Sprache u. Lit. Bedford Coll., Univ. London; Lektor Oxford Univ.
  
Die heroisch-komischen Stilelemente in den „Macheronee“ des Teofilo Folengo (Merlin Cocai) mit Ausblicken auf Tassoni u. Boileau, Heidelberg 1921, masch.; Mussolini e il suo Fascismo. Introduzione di Benito Mussolini, Heidelberg-Florenz 1927 (dt. 1928); Molière u. das komische Drama, Halle a. S., 1928 (Habil.-Schr.); Cosimo de Medici, pater patriae 1389-1464, Oxford 1938 (ital. Ausg. Firenze 1940, 1949).
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Die heroisch-komischen Stilelemente in den „Macheronee“ des Teofilo Folengo (Merlin Cocai) mit Ausblicken auf Tassoni u. Boileau, Heidelberg 1921, masch.; Mussolini e il suo Fascismo. Introduzione di Benito Mussolini, Heidelberg-Florenz 1927 (dt. 1928); Molière u. das komische Drama, Halle a. S. 1928 (Habil.-Schr.); Cosimo de Medici, pater patriae 1389-1464, Oxford 1938 (ital. Ausg. Firenze 1940, 1949).
  
 
<blockquote>„Gutkind arbeitete im Exil wissenschaftlich intensiv weiter. Dies war sein Kapital, um Karriere zu machen, denn die etablierten Romanisten ließen seine Aufbautätigkeit am Mannheimer Dolmetsch-Institut nicht gelten. Da ihm nun die deutschen Zeitschriften verschlossen waren und deutsche Verlage ihn nicht mehr druckten, suchte er Möglichkeiten im Ausland, vorzugsweise in Italien, Frankreich und England. Eine erste große philologische Arbeit über ein Exemplar der Mannheimer Bibliothek Desbillons, das ihm der Leiter der Mannheimer Schloßbibliothek, Dr. Herbert Stubenrauch, noch vor dem Aufkommen der Nazis zugänglich gemacht hatte, wurde von Giulio Bertoni für das ''Archivum Romanicum'' zum Druck angenommen und publiziert. In einem sehr persönlichen Brief hatte Gutkind ihm sein Leid geklagt: ,Als ich vor sieben Monaten dieses Manuskript fand, glaubte ich den entscheidenden Schritt auf meiner Karriereleiter getan zu haben. Nun ist alles ruiniert. Entwurzelt, geschmäht, verleumdet und diffamiert suche ich ohne jeden Erfolg eine Arbeitsmöglichkeit im Ausland, denn in Deutschland ist es mir selbst bei bestem Willen nicht mehr möglich zu arbeiten‘“ (Hausmann, 2008, 259-260).
 
<blockquote>„Gutkind arbeitete im Exil wissenschaftlich intensiv weiter. Dies war sein Kapital, um Karriere zu machen, denn die etablierten Romanisten ließen seine Aufbautätigkeit am Mannheimer Dolmetsch-Institut nicht gelten. Da ihm nun die deutschen Zeitschriften verschlossen waren und deutsche Verlage ihn nicht mehr druckten, suchte er Möglichkeiten im Ausland, vorzugsweise in Italien, Frankreich und England. Eine erste große philologische Arbeit über ein Exemplar der Mannheimer Bibliothek Desbillons, das ihm der Leiter der Mannheimer Schloßbibliothek, Dr. Herbert Stubenrauch, noch vor dem Aufkommen der Nazis zugänglich gemacht hatte, wurde von Giulio Bertoni für das ''Archivum Romanicum'' zum Druck angenommen und publiziert. In einem sehr persönlichen Brief hatte Gutkind ihm sein Leid geklagt: ,Als ich vor sieben Monaten dieses Manuskript fand, glaubte ich den entscheidenden Schritt auf meiner Karriereleiter getan zu haben. Nun ist alles ruiniert. Entwurzelt, geschmäht, verleumdet und diffamiert suche ich ohne jeden Erfolg eine Arbeitsmöglichkeit im Ausland, denn in Deutschland ist es mir selbst bei bestem Willen nicht mehr möglich zu arbeiten‘“ (Hausmann, 2008, 259-260).

Aktuelle Version vom 9. Mai 2016, 17:54 Uhr

Curt (Kurt) Sigmar Gutkind (29.9.1896 Mannheim – vermutl. 2.7.1940 beim Sinken der Arandora Star, einem Deportationsschiff, das deutsche Emigranten aus Großbritannien nach Kanada bringen sollte u. von einem deutschen Torpedo getroffen wurde); Sohn des praktischen Arztes Dr. Albert Gutkind; verh. mit der Übersetzerin Laura Maria Kutzer (1886-1990), der Tochter des zeitweiligen (1914-28) Mannheimer Oberbürgermeisters Theodor Kutzer (1864-1948)

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie, bes. italienische u. französische Literatur; Renaissanceforschung; Übersetzungswissenschaften; Konferenzdolmetscher

1914 Abitur Mannheim; Kriegsteilnehmer; 1914 Stud. Rechtswiss. Heidelberg; 1915-20 Stud. iur. et phil. Heidelberg u. Frankfurt a. M.; 1920-21 Florenz; 21.11.1921 Prom. (Leo Olschki) Heidelberg; 1923-28 Lektor f. Dt. Florenz; 1928 PDoz. HH Mannheim; 1930-33 Gründungsmitgl. d. Dolmetscher-Instituts Mannheim u. dessen Dir.; 1934-35 (?) ao. Prof. d. HH Mannheim; 1934 Emigration; 1935 Entziehung d. Venia legendi u. Amtsenthebung; 1935 Italienisch-Lektor Oxford Univ.; 1935-36 Paris (Faculté des lettres, Sorbonne); definitive Emigration nach GB; Lektor f. italien. Sprache u. Lit. Bedford Coll., Univ. London; Lektor Oxford Univ.

Die heroisch-komischen Stilelemente in den „Macheronee“ des Teofilo Folengo (Merlin Cocai) mit Ausblicken auf Tassoni u. Boileau, Heidelberg 1921, masch.; Mussolini e il suo Fascismo. Introduzione di Benito Mussolini, Heidelberg-Florenz 1927 (dt. 1928); Molière u. das komische Drama, Halle a. S. 1928 (Habil.-Schr.); Cosimo de Medici, pater patriae 1389-1464, Oxford 1938 (ital. Ausg. Firenze 1940, 1949).

„Gutkind arbeitete im Exil wissenschaftlich intensiv weiter. Dies war sein Kapital, um Karriere zu machen, denn die etablierten Romanisten ließen seine Aufbautätigkeit am Mannheimer Dolmetsch-Institut nicht gelten. Da ihm nun die deutschen Zeitschriften verschlossen waren und deutsche Verlage ihn nicht mehr druckten, suchte er Möglichkeiten im Ausland, vorzugsweise in Italien, Frankreich und England. Eine erste große philologische Arbeit über ein Exemplar der Mannheimer Bibliothek Desbillons, das ihm der Leiter der Mannheimer Schloßbibliothek, Dr. Herbert Stubenrauch, noch vor dem Aufkommen der Nazis zugänglich gemacht hatte, wurde von Giulio Bertoni für das Archivum Romanicum zum Druck angenommen und publiziert. In einem sehr persönlichen Brief hatte Gutkind ihm sein Leid geklagt: ,Als ich vor sieben Monaten dieses Manuskript fand, glaubte ich den entscheidenden Schritt auf meiner Karriereleiter getan zu haben. Nun ist alles ruiniert. Entwurzelt, geschmäht, verleumdet und diffamiert suche ich ohne jeden Erfolg eine Arbeitsmöglichkeit im Ausland, denn in Deutschland ist es mir selbst bei bestem Willen nicht mehr möglich zu arbeiten‘“ (Hausmann, 2008, 259-260).

Heidelberg, UA; Fromm, Bibl. 6763, 7237; Bollmus, Handelshochschule u. Nationalsozialismus, 1973, 162, bes. 155; Christmann / Hausmann, Deutsche und österreichische Romanisten, 1989, 281 (Hausmann); Renate Heuer, Lexikon deutsch-jüdischer Autoren, München 2002, Bd. 10, 76-80; Hausmann, „Vom Strudel“, 2008, 797, bes. 255-263; Maas, Verfolgung und Auswanderung, 2010, I, 269-270.