Wolter, Eugen

Aus Romanistenlexikon
Wechseln zu: Navigation, Suche

Eugen Wolter (11.2.1855 Berlin – 20.10.1914); Sohn des Tapeziers Eduard Wolter

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Didaktik des Französischunterrichts

27.9.1873 Abitur Sophien-Realgymn. Berlin; 1873-77 Stud. Rom. u. Engl. Philol. Berlin, Paris, Halle a. S.; 3.1.1879 Examen pro facultate docendi (Engl., Franz.); 12.9.1879 Prom. (Hermann Suchier) Halle; 1879-80 Probejahr Sophien-Realgymn. Berlin; 1881-85 o. Lehrer ebd.; 1.4.1885 o. Lehrer Städt. Höhere Bürgerschule Wassertorstraße (1. Realschule); 14.12.1898 Gymn.-Prof.; 1.4.1900 Direktor Sophien-Realgymn.

1912 RAO IV. Kl.

Die Legende vom Judenknaben, Halle a. S. 1879 (Diss.); Der Judenknabe: 5 griechische, 14 lateinische u. 8 französische Texte. Hrsg. v. E. Wolter, Halle a. S. 1879; Lehr- u. Lesebuch der französischen Sprache, Berlin 1888; Zum französischen Unterricht: kritische Bemerkungen u. praktische Erfahrungen, Berlin 1893; Frankreich: Geschichte, Land u. Leute; ein Lese- u. Realienbuch für den französischen Unterricht; in zwei Teilen, Berlin 1895; Französisch in Laut u. Schrift, 4 Teile, Berlin 1910; Grammatik der französischen Sprache für höhere Lehranstalten, Berlin 1911.

„Das Buch [=Französisch in Laut u. Schrift], das an die Fassungskraft der Schüler ziemlich hohe Anforderungen stellt, erfuhr in den hervorragendsten Organen der pädagogischen Presse eine überaus günstige Beurteilung. Es wurde als ein gediegenes und wohlgelungenes Werk bezeichnet, in dem sich auf das glücklichste gründliche Kenntnis der Sprache mit langer Unterrichtserfahrung und sicherer Einsicht in das für die Schule Erreichbare vereinige, bei dem sich Folgerichtigkeit und Zweckmäßigkeit sofort bemerkbar mache und das die Beachtung aller Fachgenossen verdiene. Der Direktor erlebte noch die Genugtuung, sein Buch in einigen Anstalten zur Einführung gelangt zu sehen. […]

Unser Direktor ist einer der besten Kenner der modernen französischen Sprache gewesen, die wir in Deutschland besitzen. Wie weit er in das Wesen der Sprache eingedrungen war, dafür läßt sich folgender Beleg anführen: Wenn der Direktor für seine Bücher Lesestücke zusammenstellte, nahm er den Text aus einer französischen Quelle und schrieb Einleitung und Schluß dazu. Das Ganze schickte er dann an verschiedene Franzosen zur Durchsicht. Ohne eine solche Korrektur wurde nie eine Zeile veröffentlicht. Dann kam es oft genug vor, daß manche Stellen des französischen Textes beanstandet wurden, daß aber nie das Geringste an dem auszusetzen war, das er selbst verfaßt hatte. Diese Meisterschaft in der Beherrschung der Sprache beruhte einerseits auf einem fabelhaften mimisch-phonetischen Nachahmungstalent, das ihn befähigte, eine Äußerung sogar in dem Tonfall wiederzugeben, in dem er sie gehört hatte. Sie erklärt sich ferner aus seinen ausgebreiteten lexikographischen Kenntnissen, die wieder auf seinen ungeheuren Fleiß und seinen überaus regen, auf 25 Pariser Reisen betätigten Sammeleifer zurückzuführen sind. Er beherrschte das ganze ungeheure Gebiet der Sprache mit souveräner Meisterschaft, selbst die unbedeutendsten Dinge entgingen seiner Beachtung nicht“ (Kallmann, 1915, 32).

BBF, Archivdatenbank; Kössler, Personenlexikon; Richard Kallmann, Rede zum Gedächtnis des Direktors Professor Dr. Eugen Wolter, gehalten am 9. Dez. 1914, Berlin 1915.