Wesch, Andreas

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Andreas Wesch (2.12.1961 Darmstadt – 11.1.2008 Köln)

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie

1981-87 Stud. Rom. u. Bibliothekswiss. FU Berlin, Sorbonne Nouvelle, Universidad de Barcelona; 1987-92 Wiss. Mitarb. Inst. f. Rom. Philol. FU Berlin; mehrere Forschungsaufenthalte Archivo General de las Indias, Sevilla; 1992 Prom. (Jens Lüdtke) FU Berlin; 1992-98 Wiss. Assist. Lehrstuhl Hans Martin Gauger, U Freiburg i. Br.; GDoz. Granada, Odense; 1995-98 maître de conférences associé Dpt. d‘Études Ibériques et Latinoaméricaines d. Université des Sciences Humaines Straßburg; 1997 u. 1998-1999 LVtr. für iberoroman. Sprachwiss. Dpt. d‘Études Ibériques et Latinoaméricaines Université Marc Bloch (früher Université des Sciences Humaines) Straßburg; 1999 Habil. Freiburg i. Br.; 1999-2000 Vertr. Professur für Romanistik/Sprachwiss. in d. Fachgruppe Sprachwiss. U Konstanz; 2000 Wiss. OAssist. Freiburg i. Br.; 2001 C3-Prof. Köln (Schwerp.: Iberoromanistik; Franz.).

2001-06 Präs. DKV.

Kommentierte Edition u. linguistische Untersuchung der Información de los Jerónimos, Santo Domingo 1517, Tübingen 1993 (Diss.); [urspr.: Spanische Indianerpolitik u. spanische Sprache auf Hispaniola: Quellentexte aus den Jahren 1512-1517]; Grundkurs Sprachwissenschaft Spanisch, Stuttgart 2001; Zwei sprachliche Diasysteme im Vergleich: Französisch u. Spanisch, Freiburg 1999, masch. (Habil.-Schr.).

„An all seinen Wirkungsplätzen stand er vornehmlich im Gespräch mit sprachtheoretisch-strukturlinguistisch orientierten Kollegen, zu deren Fragen er gerade auch in jüngerer Zeit Beiträge geleistet hat; primär aber verkörperte er ,die andere‘ Sprachwissenschaft, man könnte auch sagen die ,eigentliche‘: eine Sprachwissenschaft, die Respekt hat vor ihrem Gegenstand, den Sprachen (im Plural), die die Fakten, die Vielfalt und Individualität ernst nimmt, die sich interessiert für die jeweils dahinterstehende Kultur und somit für die Historizität der Sprachen: in seiner Dissertation über die Información de los Jerónimos (eine kommentierte Textausgabe des Protokolls einer Untersuchung über die spanische Indio-Politik in Santo Domingo aus dem frühen 16. Jh) ist er Philologe, Sprachhistoriker und Diskursanalytiker. Vor allem aber war er ein ausgewiesener Soziolinguist: seine noch unpublizierte Habilitationsschrift vergleicht in exemplarischer Weise die Varietätensysteme des Spanischen und des Französischen. Ihr Anliegen ist ebenso ein theoretisches, nämlich die einzelsprach-historische Dimension des Variegefüges oder Diasystems aufzuzeigen, wie ein deskriptives: mit dem Interesse an der genauen sprachlichen Situation der beiden romanischen Hauptsprachen in ihrer inneren dialektalen und sozialen Vielfalt und ihren verschiedenen Gebrauchsmodi steht die Habilitationsschrift in der Reihe früherer Arbeiten, in denen A. Wesch sich mit der Ausprägung des Spanischen im Kontakt mit dem Katalanischen in Barcelona beschäftigt hat. Katalonien war ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit; er war ein exzellenter Kenner und Sprecher des Katalanischen […]. Das Katalanische verkörperte in besonderer Weise A. Weschs Interesse an Minderheitensprachen und ihrer sprachpolitischen Situation (er war Mitbegründer von De Lingulis, einer Schriftenreihe zu ,lesser used languages‘); kaum weniger lagen ihm die anderen Sprachen und Dialekte der Iberischen Halbinsel am Herzen, die kleinen wie die großen, und die Modalitäten ihrer weltweiten Verbreitung“ (Jacob, 2008).

Daniel Jacob, Nachruf, Romanistik.de (14.1.2008).