Wechßler, Eduard

Aus Romanistenlexikon
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Eduard Wechßler (19.10.1869 Ulm – 29.1.1949 Sontheim a. d. Brenz); Sohn des Brauereibesitzers, späteren Privatiers u. Schriftstellers Wilhelm Eduard (Edward) Wechßler (1839-1901)

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie

Stud. Tübingen (Evangelisches Stift), München, Heidelberg u. Halle a. S.; 1893 Prom. (Hermann Suchier) Halle; 19.6.1895 Habil. (Suchier) Halle; 27.4.1901 LVtr. Marburg; zugl. Kommiss. Dir. d. Rom. Sem. Marburg; 1903 Prädikat Professor; 7.3.1904 ao. Prof. Marburg; 4.1.1905 Dir. d. Rom. Sem.; 1.10.1909 o. Prof. Marburg; 1915/16 Dekan; 1.4.1920 Vers. a. d. FWU Berlin (Nachf. Ernst Robert Curtius); 1936 Dir. d. Portugal-Instituts; 1937 em. (Nachf. Emil Winkler); Dr. phil. h. c. Coimbra.

Philologisch-philosophische Studien: FS f. Eduard Wechssler zum 19. Okt. 1929, Jena 1929.

Die romanischen Marienklagen: ein Beitrag zur Geschichte des Dramas im Mittelalter, Halle a. S. 1893 (Diss.); Über die verschiedenen Redaktionen des Robert von Borron zugeschriebenen Graal-Lancelot-Cyklus, Halle a. S. 1895 (Habil.-Schr.); Die Sage vom heiligen Graal bis auf Richard Wagners Parsifal, Halle a. S: 1898; Gibt es Lautgesetze?, Halle a. S. 1900; Das Kulturproblem des Minnesangs. I: Minnesang und Christentum, Halle a. S. 1909 (Bd. 2: Minnesang u. Rittertum ist nicht ersch.); Molière als Philosoph, Marburg 1910, 1915; Über die Beziehungen von Weltanschauung u. Kunstschaffen im Hinblick auf Molière u. Victor Hugo, Marburg 1911; Begriff u. Wesen des Volkslieds: Vortrag gehalten 1912, Marburg 1913; Paul Verlaine (1844-96): seine Kunst u. sein Glaube. Rede an des Kaisers Geburtstag, Marburg 1914; Die Franzosen u. wir: der Wandel in der Schätzung deutscher Eigenart, Jena 1915; Wege zu Dante, Halle a. S. 1922; Esprit u. Geist. Versuch einer Wesenskunde des Deutschen u. des Franzosen, Bielefeld-Leipzig 1927; Die Generation als Jugendreihe u. ihr Kampf um die Denkform, Leipzig 1930; Jugendreihen des deutschen Menschen 1733-1933, Leipzig 1934; Hellas im Evangelium, Berlin 1936, 1947.

„Fasst man Wechsslers Interesse an Frankreich, ,den Franzosen‘ und der französischen Sprache zusammen, so lassen sich 3 verschiedene Phasen unterscheiden: Anfänglich – im Rahmen der Mittelalterstudien – geht es Wechssler in der Hauptsache um eine deutsche ,Nationallitteratur‘ (um 1896). Hier, in dieser Phase, lassen sich bereits die ersten Anzeichen der späteren Kulturkunde ausmachen.

Die zweite Phase, ab ca. 1914, ist somit kein ,Neubeginn‘. Sie ist eher als eine Erweiterung der ersten bzw. als Konkretisierung, Präzisierung oder Zuspitzung zu verstehen, die mit dem Beginn des ersten Weltkriegs in Zusammenhang steht. Wechssler formuliert in dieser Phase den Zustand der deutsch-französischen Beziehungen (Wandel in der Schätzung der deutschen Eigenart), wiederum nicht ohne hervorzuheben, was an den Deutschen schätzenswerter sei als an den Franzosen. Aus den Augen verliert er dabei nicht den Gedanken der ,Verquickung‘ der beiden Nationen . Wer sich also für die Zukunft der deutschen Nation interessiert, muss sich auch für Frankreich interessieren. […]

Eine weitere Zuspitzung und damit eine dritte Phase kann nach dem Verlust des Krieges ausgemacht werden: Noch immer stehen die in der ersten Phase gestellten Fragen im Raum, jetzt noch bedrohlicher und übermächtiger, befördert durch das als ,Ungerechtigkeit‘ empfundene ,Versailler Diktat‘. Das, was Wechssler bereits zu Beginn des Weltkrieges geahnt hat, dass die Deutschen nämlich nicht mehr richtig deutsch sind, wird für ihn nun zur Ursache für den verlorenen Krieg. D.h. die Deutschen müssen ab jetzt auch nach Frankreich sehen, um zu verfolgen, wie sich der ,französische Geist‘ weiterentwickelt, um nicht noch mehr von ihm vereinnahmt zu werden“ (Paff, 2010, 343-344).

HSchA Nr. 1296; Gundlach, Catalogus professorum Academiae Marburgensis, 1927, 407-408; Klaus Geisler, Nachruf, Neuphilologische Zeitschrift 19, 1949, 60-62; Walter Mönch, Nachruf, ASNSpr 187, 1950, 83-86; Hans Helmut Christmann, in: Ingeborg Schnack (Hrsg.), Marburger Gelehrte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Marburg 1977, 591-599 (mit einem Beitrag von Bruno Rech); Auerbach, Catalogus professorum Academiae Marburgensis, 1979, 631; Storost, 300 Jahre, 2001, II, 454; Kalwa, Die portugiesischen u. brasilianischen Studien, 2004, 214-218; Susanne [Dalstein-]Paff, „Die französische Vortragsreihe Eduard Wechßlers am Romanischen Seminar der Berliner Universität 1926-1934“, in: Hans Manfred Bock (Hrsg.), Französische Kultur im Berlin der Weimarer Republik, Tübingen 2005, 173–211; Hausmann, „Vom Strudel“, 2008, 817, bes. 524-526; Paff, Eduard Wechßler (1869-1949), Romanist: Im Dienste der deutschen Nation, Thèse Metz/Kassel 2010 (P; Schrift.-Verz.) (auch elektronisch).