Walser, Ernst

Aus Romanistenlexikon
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Ernst Walser (11.4.1878 Wöhlen, Kt. Aargau – 29.6.1929 Basel); Vater des Althistorikers Gerold Walser (1917-2000)

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie (Romanische Sprachen u. Literaturen)

Nach zwei Jahren im elterlichen Geschäft Stud. Rom. Paris u. Zürich; 30.4.1908 Prom. (Ernest Bovet) Zürich; 22.6.1912 Habil. Zürich; 1912-18 PDoz.; 30.8.1918 ao. Prof. f. Ital. Lit. Basel; 13.12.1926 o. Prof. ebd.

Die Theorie des Witzes u. der Novelle nach dem De sermone des Jovianus Pontanus. Ein gesellschaftliches Ideal vom Ende des XV. Jahrhunderts, Straßburg 1908 (Diss.); Poggius Florentinus: Leben u. Werke, Leipzig-Berlin 1914 (Habil.-Schr.); Lebens- und Glaubensprobleme aus dem Zeitalter der Renaissance. Die Religion des Luigi Pulci, ihre Quellen u. ihre Bedeutung, Marburg 1926; Leben u. Werke. Gesammelte Studien zur Geistesgeschichte der Renaissance. Mit einer Einführung v. Werner Kaegi. Aus dem Nachlass ausgew. v. Marguerite Walser-Escher, Basel 1932.

„Es ist die Tragik des Gelehrten, spät zu reifen und spät zu ernten. Walsers Lebenswerk kennen nur seine Schüler. Für einen weiteren Kreis besteht es in einer Unzahl verstreuter Einzelpublikationen. Doch sie gruppieren sich alle um die eine große Frage des Renaissanceproblems. Walser hat mit einer Stoffbeherrschung, wie sie diesseits der Alpen kaum einem anderen so möglich war, die Fäden Jacob Burckhardts wieder aufgenommen. Das helle Bild, das Burckhardt geschaffen hatte, war ein Lichtzentrum gewesen, dessen Grenzen nach allen Seiten im Dunkel verdämmerten. Die Grenzen des Renaissancebegriffs aufzusuchen, sowohl seine zeitliche Bestimmung als seine inhaltliche Fixierung, war das heiße Mühen Walsers. Geschichtsphilosophie und Entwicklungstheorie lag ihm fern. Sein im Grunde südliches Wesen verlangte nicht so sehr nach der Darstellung des sich Wandelnden, als des Ewigen in der Geschichte. Typenforschung war sein eigenstes Gebiet. Hier wußte er Bilderreihen zu geben, aus denen das Ewige wie das Zeitliche in innigem Durcheinanderwirken zu erkennen war.

Eine Zusammenfassung ist ihm in seinen letzten Lebensjahren vergönnt gewesen, als er an der Universität von Cambridge sechs Vorträge über italienische Dichtung von Dante bis Michelangelo in englischer Sprache hielt. Es war eine letzte Höhezeit seines Lebens. Er durfte hier eine Synthese all seines Schaffens geben, und diese Synthese bedeutete zugleich die Vermittlung des geistigen Gutes der Italiener an seine englischen Zuhörer. Geistiger Austausch, Vermittlung der Kulturen, das war immer ein Hauptgedanke seines Schaffens gewesen“ (Werner Kaegi, National-Zeitung 2.7.1929).

Zur Erinnerung an Professor Dr. Ernst Walser, Basel 1929; Nachruf Basler Jahrbuch 1930; Basel, StA Universitätsarchiv F. 61.1; Basel, UB Hs. NL 258; Marbach, DLA A:Rüegg°Walser.