Tieck, Ludwig

Aus Romanistenlexikon
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Ludwig Tieck (31.5.1773 Berlin – 28.4.1853 Berlin); Sohn eines Seilermeisters

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Dichter; Schriftsteller; Herausgeber; Übersetzer

1792-94 Stud. Gesch., Philol. u. Neuere Literatur Halle, Göttingen, Erlangen (ohne Abschluß); Stud. Jura 1794 Berlin (ohne Abschluß).

„Die Leistungen Tiecks für die sich nach 1810 institutionell etablierenden neueren Philologien sind differenzierter zu bewerten. […] Für die Anglistik und Romanistik ist Ludwig Tieck – der mit der Don Quixote-Übersetzung seine wohl bedeutendste Vermittlungsleistung liefert und zur altspanischen Literatur ebenso forscht wie zu Dante – eher anregender Inspirator als konzeptionell prägender Initiator oder methodisch reflektierter Sachwalter wissenschaftlicher Disziplinen geblieben, deren Entfaltung durch zunehmend spezialisierte Fachvertreter geleistet wurde. So gilt heute Jacob Grimms Edition spanischer Romanzen, 1815 unter dem Titel Silva de romances viejos veröffentlicht, ,ohne Einschränkung als Fundament der romanischen Philologie neuer Prägung‘ (Baum 1999, S. 229). Als ebenso bedeutsam und folgenreich wird das Wirken von Friedrich Diez eingeschätzt, der ähnlich wie die Grimms und Karl Lachmann auf dem Feld der Deutschen Philologie zu den professionellen Spezialisten der sich entwickelnden universitären Romanistik gehört und deren Arbeitsfelder im Studium der altromanischen Literaturen, in der Erarbeitung von Grammatiken bzw. Wörterbüchern verortet (Storost 1992, S. 85). Auch wenn Tieck mit diesen Formen disziplinierter Wissensproduktion nicht mithalten kann und seine groß angelegten wissenschaftlich-gelehrten Projekte wie das Buch über Shakespeare oder eine Geschichte der deutschen Poesie nicht vollendet werden […], bleiben seine hier skizzierten Entdeckungen und Reflexionen nicht ohne inspirierende Wirkung auf die philologischen Wissenskulturen“ (Klausnitzer, 2011, 616-617).

Claudia Stockinger / Stefan Scherer (Hrsg.), Ludwig Tieck: Leben, Werk, Wirkung, Berlin [u.a.] 2011; darin: Antonie Magen, „Romanische Literaturen des Mittelalters u. der frühen Neuzeit (Calderón, Cervantes, Dante, Ariost, Tasso, Camões)“, 234-246; Ralf Klausnitzer, „Tieck und die Formierung der neueren Philologien“, 604-619.