Thurneysen, Eduard Rudolf

Aus Romanistenlexikon
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Eduard Rudolf Thurneysen (14.3.1857 Basel – 9.8.1940 Bonn); Sohn des Seidenbandfabrikanten Emil Thurneysen u. der Elisa(beth) geb. Merian

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie

Keltologie 1875-79 Stud. Rom., Klass. Philol. u. Vgl. Sprachwiss. Basel, Leipzig, Berlin u. Paris; 1879 Prom. Leipzig; Parisaufenthalt, Stud. am Collège de France u. der ÉPHÉ; 1882 Habil. Jena; 1882-84 PDoz. f. Rom. u. keltische Philol.; 1884-87 ao. Prof. Jena; 1887-1913 o. Prof. Freiburg i. Br.; 1913-23 o. Prof. Bonn; Geh. RRat.

1911 Dr. lit. h. c. Cambridge; 1911 Trinity College; Dr. iur. h. c. 1925 FWU Berlin; Dr. lit. h. c.1929 Belfast.

1919 Korr. Mitgl. d. Bayer. Akad. d. Wiss.; 1925 Korr. Mitgl. d. Preuß. Akad. d. Wiss.; Goethe-Medaille.

FS f. Rudolf Thurneysen, Straßburg 1927; Rudolf Thurneysen zum 70. Geburstage. Gewidmet v. Osborn Bergin u. a., Halle a. S. 1927.

Über Herkunft u. Bildung der lateinischen Verba auf -io der dritten u. vierten Conjugation u. über ihr gegenseitiges Verhältniß, Leipzig 1879 (Diss.); Das Verbum être u. die französische Conjugation: Ein Bruchstück aus der Entwicklungsgeschichte der französischen Flexion, Halle a. S. 1882 (Habil.-Schr.); Keltoromanisches, die keltischen Etymologieen im etymologischen Wörterbuch der romanischen Sprachen von F. Diez, Halle a. S. 1884; Die Etymologie: Eine akademische Rede, Freiburg i. Br. 1905.

„Dann aber auch die Latinität selbst und […] mit besonderer Neigung die keltische Latinität […] lediglich wetteifernd mit einem ebenso ernst und wichtig zu nehmenden Faktor innerhalb der nach Westen zu orientierten europäischen Sprachwissenschaft: dem der keltischen Romanität, sowie der Romanistik schlechthin. Das erklärt, wieso sich der Jenenser Privatdozent mit einer ausgesprochen romanistischen Abhandlung (Das Verbum être und die französische Conjugation) 1882 die Licentia docendi erwirbt und eine Zeitlang in Jena neben dem Extraordinariat für vergleichende Sprachforschung einen besonderen Lehrauftrag für romanische Philologie innehält. Die wahre Frucht aber der zahlreichen Ansätze um die Säuberung des romanischen Wortschatzes von den Schlacken zweifelhafter keltischer Etymologien stellt Thurneysens Nachprüfung sämtlicher keltischer Etymologien in dem von F. Diez herausgegebenen Fundamentalwörterbuch der romanischen Sprachen dar, unter dem Titel ,Keltoromanisches‘ 1884, ein Werk, das in einer auf harter Rodungsarbeit aufgebauten Einleitung die innerkeltischen Sprachverhältnisse zu sichten, vor allem aber die Beziehungen des Festlandkeltischen zum Irischen (Gälischen oder Goedelischen) einerseits und zum britannischen Sprachzweig des Keltischen anderseits aufzudecken sucht“ (Anneliese Heiermeier, in: Rudolf Thurneysen zum Gedenken, 1940, 15-16).

HSchA Nr. 11697-11698; J. Leo Weisgerber, „Zum 70. Geburtstag Rudolf T.s“, Indogermanist. Jb. 11, 1927, 554-561; Rudolf Thurneysen zum Gedenken, Bonn 1940; August Knoch, „Rudolf T. zum Gedächtnis“, Indogermanist. Jb. 25, 1941, 372-385; Ferdinand Sommer, SB d. Bayer. Akad. d. Wiss., Phil.-Hist. Klasse 1941; Wirbelauer, Die Freiburger Philosophische Fakultät, 2006, 1013; Joachim Lerchenmueller, „Keltischer Sprengstoff“. Eine wissenschaftsgeschichtliche Studie über die deutsche Keltologie von 1900 bis 1945, Tübingen 1997, 478, bes. 148-151; Christian Baertschi, hls (online).