Steub, Ludwig

Aus Romanistenlexikon
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Ludwig Steub (20.2.1812 Aichach – 16.3.1888 München); Sohn eines Stiftungsadministrators u. Finanzkammerrats

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Jurist; Reiseschriftsteller

Über die Urbewohner Rätiens u. ihren Zusammenhang mit den Etruskern, München 1843; Zur rhätischen Ethnologie, Stuttgart 1854, Bremen 2010.

„1843 erschien seine Schrift ,Ueber die Urbewohner Rhätiens und ihren Zusammenhang mit den Etruskern‘. Auf seinen Wanderungen in den räthischen Alpen waren ihm die vielen seltsamen Ortsnamen aufgefallen, und der Wunsch, die Räthsel aufzulösen, hatte ihn zu eingehendem Studium angeregt. Vor den Sünden des Dilettantismus war er ein für alle Mal bewahrt durch seine tüchtige philologische Bildung, auch in der italienischen Sprache besaß er große Fertigkeit, und so untersuchte er denn ,mit seltenem Scharfsinn, mit Jahrzehnte hindurch fortgeführtem Sammelfleiß und mit souveräner Beherrschung correcter Methode‘ (Dahn) eine Reihe der schwierigsten Ortsnamen. Auf das Ergebniß seiner Forschungen gestützt, behauptete er, daß die Urbewohner Rhätiens nicht, wie bisher angenommen war, dem keltischen, sondern dem tuskisch-rasenischen Stamme angehört hätten. Später modificirte er die Hypothese einigermaßen, und in seinem linguistischen Hauptwerk ,Zur räthischen Ethnologie‘ (1854) wird weniger das etruskische, als das romanische Element betont; er begründet auf die Thatsache, daß sich zahlreiche römische Namen aus seltsamer Verkleidung hervorziehen lassen, die Annahme, daß sich die Einwohner der ganzen Provinz Rhätien allmählich die Sprache der siegreichen Römer angeeignet und auch noch im Mittelalter beibehalten hätten, so daß z. B. im Stubai noch im 14. und 15. Jahrhundert romanisch gesprochen worden wäre. Später traten die etymologischen Studien mehr in den Hintergrund, doch bot er noch in ,Onomatologische Belustigungen aus Tirol‘ (1879), ‚Zur Namens- und Landeskunde der deutschen Alpen‘ (1885), ,Zur Ethnologie der deutschen Alpen‘ (1887) eine Reihe von Zusätzen und Berichtigungen“ (Heigel, 1893).

Karl Theodor von Heigel, ADB 36, 1893, 135-140; Gröber, Grundriß, 1904-06, 107.