Schneegans, Heinrich Alfred

Aus Romanistenlexikon
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Heinrich Alfred Schneegans (11.9.1863 Straßburg i. E. – 6.10.1914 Bonn); Sohn des elsässischen Politikers u. späteren deutschen Generalkonsuls in Messina u. Genua, Carl August Schneegans (1835-1898), u. der Sophie Anna Bruch (1839-?), Tochter des Theologieprofessors Johann-Friedrich Bruch (1792-1874)

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Schulbesuch Lyon, Straßburg u. Messina; 1883 Abitur Protestant. Gymn. Straßburg; 1883-87 Stud. Rom., Germ. u. Gesch. Straßburg u. Bonn; 24.10.1887 Prom. (Gustav Gröber) Straßburg; 1888 StE. u. Probekandidat bzw. Wiss. Hilfslehrer Protestant. Gymn. Straßburg; SS 1890 Lektor f. Ital. U Straßburg; 13.6.1892 Habil. Straßburg; nach Rufablehnung Rostock 23.6.1897 ao. Prof. Straßburg; 14.7.1898 ao. Prof. Erlangen; 1.10.1900 o. Prof. Würzburg; 7.12.1908 o. Prof. Bonn (Nachf. v. Wendelin Foerster); 25.10.1913 beurl.; 1910 Rufablehnung Straßburg.

Laute u. Lautentwicklung des sicilianischen Dialectes nebst Mundartenkarte u. aus dem Volksmund gesammelten Sprachproben, Straßburg 1888 (Diss.); Geschichte der grotesken Satire, Straßburg 1894 (Habil.-Schr.); Die Lieder u. Melodien der Geissler des Jahres 1349: Nach der Aufzeichnung Hugo’s von Reutlingen. Nebst einer Abhandlung über die italienischen Geisslerlieder von Heinrich Schneegans u. einem Beitrag zur Geschichte der deutschen u. niederländischen Geissler von Heino Pfannenschmid. Hrsg. von Paul Runge, Leipzig 1900; Molière, Berlin 1902; Studium u. Unterricht der romanischen Philologie, Heidelberg 1912.

„Schneegans hat mit unter den ersten in Deutschland und stets mit besonderem Nachdruck von der Universität verlangt, daß sie den Studierenden neben der Einführung in wissenschaftliches Arbeiten auch die notwendigen praktischen Kenntnisse vermittle, daß über dem unentbehrlichen Studium der Sprachgeschichte und der Anfänge französischer Sprache nicht die für den künftigen Oberlehrer gleich unentbehrliche Vertrautheit mit der modernen Sprache vernachlässigt werde und daß auch im wissenschaftlichen Teil der Ausbildung die Gebiete zu ihrem Recht kommen, die in der Schule am dringendsten gebraucht werden, also vor allem die neuere Literaturgeschichte seit dem 17. Jahrhundert, betrachtet im Zusammenhang mit der geistigen und kulturellen Entwicklung Frankreichs. Jeder einseitigen Begrenzung feind, hat er selber keine Mühe gescheut, mit gutem Beispiel voranzugehen, hat gewissenhaft versucht, in seinen Vorlesungen und Übungen das ausgedehnte, für einen einzigen Dozenten kaum mehr zu bewältigende Gebiet der Romanistik möglichst in allen Abschnitten nach Maßgabe ihrer Wichtigkeit zu berücksichtigen und den Kandidaten Gelegenheit zu bieten, vom ganzen Fach so viel zu lernen, als die Semesterzahl erlaubt.

Er nahm in Übungen die ältesten französischen Sprachdenkmäler ebenso vor, wie Lamartinesche Gedichte oder den Tartuffe, die Novelas ejemplares wie den Orlando furioso, das Rolandslied oder seinen Alexanderroman wie J.J.Rousseau, Rabelais wie den Atlas linguistique. Er trug über historische Grammatik der französischen Sprache ebenso vor wie über romantische Dichtung, über das mittelalterliche Epos wie über Dante oder die vergleichende Lautentwicklung der romanischen Sprachen. Und zur Zeit, wo er in Bayern noch nicht die Schaffung eines hauptamtlichen Lektorates erreicht hatte, hielt er unverdrossen auch neusprachliche Kurse ab. Und er mochte dozieren, wovon er wollte, […] er vergaß nie, daß es nicht galt, Spezialisten heranzuzüchten, sondern romanistische Allgemeinbildung zu geben, auf deren Grundlage sich später ein solider französischer Schulunterricht aufbauen könnte“ (Heiss, 1915, 196-197).

HSchA Nr. 10134; Philipp August Becker, GRM 6, 1914, 609-615; Hanns Heiss, ZfSL 43, 1915, 195-198; Bucher, Aus der Vergangenheit, 1932, 261-264; Wenig, Verzeichnis, 1968, 275; Birgit Tappert, in: Hirdt, Romanistik, eine Bonner Erfindung, 1993, I, 231-319 (Schrift.-Verz. 313-319), II, 1069-1227 (P: I, 247, 268); Hillen, Wegbereiter, 1993, 517, bes. 9-11 u. 44-46; Birgit Tappert, „Heinrich Schneegans u. die beiden Curtius“, in: Baum, Lingua et Traditio, 1994, 501-515; Tappert, NDB 23, 2007, 282-283; Wachter, Die Professoren u. Dozenten, 2009, 194-195; Curtius, Briefe aus einem halben Jahrhundert, 2015, 52, 54, 66, 72, 73, 473; Kössler, Personenlexikon (online).