Schlegel, Friedrich

Aus Romanistenlexikon
Wechseln zu: Navigation, Suche

Friedrich Schlegel (10.3.1772 Hannover – 12.1.1829 Dresden); Sohn des Pfarrers Johann Adolf Schlegel u. der Johanna Christiane Erdmuthe Hübsch,Tochter eines Mathematiklehrers in Schulpforta

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Literaturkritiker; Historiker u. Altphilologe; Kulturphilosoph

1800 Habil. Philos. Jena; 1810, 1827, 1828 Vorlesungstätigkeit in Wien.

„August Wilhelm und Friedrich Schlegel, so ist rückblickend festzustellen, entwerfen im Grundsätzlichen übereinstimmende Bilder der italienischen Literatur. Auch ihre methodischen Verfahrensweisen lassen prinzipielle Gemeinsamkeiten erkennen, wozu in erster Linie eine historische Grundhaltung und ein zusehends komparatistisches Vorgehen zu zählen sind. Innerhalb dieser Markierungen neigt August Wilhelm sicherlich eher zu einer kulturhistorischen Perspektive, die Faktoren der politischen und gesellschaftlichen Geschichte ebenso umfaßt wie ästhetische Fragestellungen. Sein Bruder hingegen privilegiert vornehmlich die Betrachtungsebenen der Gattungstheorie und der Poetik. Beide Wege haben sich zweifellos für die spätere literarhistorische Methodik als bedeutsam erwiesen und sind vielfach eingeschlagen worden. Doch ein nur auf das Segment der italienischen Literaturgeschichte gerichteter Blick reicht zu einem weiterführenden methodologischen Vergleich einsichtigerweise nicht aus. Ein anderer Aspekt aber muß unserere Aufmerksamkeit noch beanspruchen, welches spezifische Erkenntnisinteresse die Schlegel gerade mit der italienischen Literatur verbinden. […]

Besonderes Gewicht erhält in diesem Kontext das toskanische Dreigestirn von Dante, Petrarca und Boccaccio, für die Schlegel die Begründer der ,romantischen‘ Literatur und folglich auch der ersten Nationalliteratur. Ihre Epoche wird gelegentlich der historischen Gegenwart als beispielhaft entgegengehalten. Bedenkt man zugleich, daß sich für August Wilhelm wie für Friedrich Schlegel, in ebendieser Gegenwart, was die deutsche Literatur betrifft, markante Entwicklungen zu einer Überwindung lange anhaltender Öde abzeichnen […], so gewinnt der von Sympathie geprägte Italienbezug zusätzlich an Relief“ (Meter, 1996, 166-167).

Ernst Robert Curtius, „Friedrich Schlegel und Frankreich“, ZfSL 31, 1932, 1-17; Hans Dierkes, Literaturgeschichte als Kritik. Untersuchungen zu Theorie u. Praxis von Friedrich Schlegels frühromantischer Literaturgeschichtsschreibung, Tübingen 1980; Helmut Meter, „Die italienische Literatur in den Schriften von August Wilhelm u. Friedrich Schlegel“, in: Hausmann, „Italien in Germanien“, 1996, 150-168; LRL I, 1, 2001, 29-31 (Jens Lüdtke).