Scherer, Johann Benedict

Aus Romanistenlexikon
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Johann Benedict [auch Johann Benedikt, Jean Benoît Schérer, John Benedict von Scherer] Scherer (1.9.1741 Straßburg i. E. – 4.7.1828 Barr i. E.); Sohn des Straßburger Universitätsrektors u. Altphilologen Johann Friedrich Scherer u. dessen Frau Marie Salome Lederlin; Vater des Alexander Nikolas von Scherer (1771-1824), Professor der Chemie in Halle a. S. u. Dorpat

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanist; Jurist; Historiker; Reiseschriftsteller; Diplomat; Topograph

1755 u. 60 Stud. phil. Straßburg; dort Licentiatenex.; Stud. Rechtswiss. Jena, Leipzig, Freiburg i. Br.; Prom. (Dr. iur.); Diplomat im franz. Staatsdienst; ab 1775 im franz. Außenministerium in Versailles; 1780 Demission; wieder in Straßburg, Mitgl. d. Stadtrats; nach d. Franz. Revolution Übersiedlung nach Baden-Baden; Tätigkeit f. das österr. Kriegsministerium; 23.3.1808 o. Lehrer am Collegium Illustre Tübingen; zugl. ao. Prof. f. franz. Sprache U Tübingen; eine Ernennung zum o. Prof. lehnt das Ministerium nach Auflösung des Collegium Illustre 1819 ab; 16.8.1824 em.

Mitgl. von sieben gelehrten Gesellschaften; 1814 Décoration du Lys (Lilienorden) durch Kg. Ludwig XVIII.

Ursprung aller Revolutionen u. Volksempörungen. Demokratische Republikanische Regierungsform ist ein mit ewiger Anarchie vermischtes trauriges u. stets jämmerliches Regiment. Vorzüge der Monarchie. Allen Regenten besonders aber den Unterthanen zum Nachdenken gewidmet, Karlsruhe 1796; Wichtige Anekdoten eines Augenzeugen über die französische Revolution: Ein unentbehrlicher Nachtrag zu [Christoph] Girtanner’s historischen Nachrichten u. Betrachtungen, 2 Bde., Berlin-Leipzig 1800.

„Am 23. März 1808 genehmigte König Friedrich die Errichtung ,eines Lehrstuhles der französischen Sprache und Litteratur‘ und übertrug ,dieses Professorat dem von Scherer in Kirchheim unter Teck mit der Verbindlichkeit, eine Lektion in jedem Semester zu halten‘. Die Gehaltssumme durfte Scherer selbst festsetzen, er wählte das bescheidene Gehalt von 600 Gulden. Ende April verzog er nach Tübingen, die ,Aufzugskosten‘ in Höhe von 60 Gulden wurden ihm ,mit Rücksicht auf die bekannten ökonomischen Umstände des Professors‘ auf Ersuchen ersetzt. Scherer las übrigens auch über die Geschichte der französischen Revolution und über jene des russischen Reiches, über Diplomatik, griechische Altertümer und andere geschichtliche Fächer. 1824 wurde ihm bescheinigt, daß er seinem Amte trotz seines vorgerückten Alters mit einer in seinem Alter seltenen Regsamkeit nachzukommen gesucht habe‘“ (Friedel, 1975, 19).

Ludwig Stieda, ADB 31, 1890, 103-104 (fehlerhaft); Heinz Friedel, „Aus dem Leben des Tübinger Professors J. B. von Scherer“, Der Sülchgau 19, 1975, 19-23.