Ruth, Carl Friedrich Emil

Aus Romanistenlexikon
Wechseln zu: Navigation, Suche

Carl Friedrich Emil Ruth (14.2.1809 Hanau – 28.8.1869 Heidelberg), Sohn des Privatlehrers Johann Heinrich Ruth

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Neuere Sprachen, bes. Französisch u. Italienisch

1828 Stud. Klass. Philol. u. Neuere Sprachen Marburg, München, Heidelberg; 18.12.1832 Prom. (De initiis philosophiae graecae); 1827 StE. Franz. Karlsruhe; 4.4.1838 Erlaubnis, engl. u. franz. Vorlesungen a. d. U Heidelberg zu halten; 1840-44 Dir. einer prot. Erziehungsanstalt in Florenz; 19.6.1844 Habil. Heidelberg; 18.12.1867 ao. Prof. Heidelberg.

Geschichte der italienischen Poesie, Leipzig 1844; Studien über Dante Alighieri. Ein Beitrag zum Verständnis der Göttlichen Komödie, Tübingen 1853 (auch ital.); Geschichte des italienischen Volkes unter der Napoleonischen Herrschaft als Grundlage einer neuesten Geschichte Italiens, Leipzig 1859; Geschichte von Italien vom Jahr 1815 bis 1850, 2 Bde., Heidelberg 1867.

„Oberflächliche Kunstfertigkeit, Mangel an faustischem Streben und tiefem Gemüt, eine seit Jahrhunderten versunkene Nationalkultur: auf diese Schlagworte legt sich die Literaturgeschichte in Deutschland fest. Sie überschneidet sich dabei teilweise mit denjenigen Vorstellungen deutscher Dichter derselben Generation, die gerade wegen der sorglosen Unbekümmertheit den italienischen Himmel suchten: deutsche Schwermut und hektischer Tatendrang lösen sich im Süden, in der dolce vita einer fröhlich dekadenten Welt spielerisch auf. Die Wissenschaft liefert immer neue Belege dessen, was schon festzustehen scheint. Emil Ruth, ein Heidelberger Romanist, liegt mit seiner Geschichte der italienischen Poesie auf derselben Linie. Historisch, klimatisch und nationaltypologisch wird das statische Wesen des Italienischen in der Geschichte festgeklopft. Ein neues Element kommt indessen hinzu: ,Zur Erklärung vieler Erscheinungen im italienischen Charakter müssen wir hier die Bemerkung vorausschicken, daß in Italien das weibliche Element überwiegend ist. Es ist in seiner Art vollkommener ausgebildet als das männliche. Der italienische Himmel ist ein wahrer Weiberhimmel. Während der Mann dort von seiner Energie verliert, oder ein Geltendmachen derselben oft teuer mit seiner Gesundheit bezahlen muß, wirkt Alles, Luft, Sonnenglut, Nahrung und Sitte auf das Blut und die Nerven, auf die Irritabilität, das wahre Element des weiblichen Charakters‘“ (Baasner, 1989, 12).

Drüll, HGL 1803-1932, 1986, 228; Kalkhoff, Romanische Philologie, 2010, 356, bes. 56-57; Baasner, „Deutsche Geschichte“, 1989, 12.