Ross (auch: Roß) Werner

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Werner Ross [Roß] (27.1.1912 Krefeld-Uerdingen – 16.7.2002 München); Sohn des Kaufmanns Hubert Roß u. der Martha geb. Pick

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie, bes. Italienisch; Vgl. Literaturgeschichte u. Literaturkritik

Volksschule Uerdingen; 1931 Abitur Realgymn. Uerdingen (Gymn. Fabritianum); 1931-36 Stud. Germ., Rom. u. Philos. Bonn; 1.10.1938 Prom. (Ernst Robert Curtius); 1938-43 Lektor f. Dt. Pisa u. Florenz; 1944-45 Wehrdienst; Dolmetscher f. d. amerik. Militärverwaltung; 1945-50 StR. Uerdingen, 1950-55; OStDir. Brühl; 1.7.1950-55 Lektor f. Ital. Bonn; 1956 Leiter Dt. Schule Rom; 1964 Dir. Goethe-Institut München; 1972 Amtsverzicht wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem AA; 1978 HonProf. f. Vgl. Literaturgesch. u Literaturkritik München; 1993-96 Präs. d. Freien Deutschen Autorenverbandes (FDA).

1992 Ernst-Robert Curtius-Preis f. Essayistik; 1995 Niederrheinischer Literaturpreis; Medaille „München leuchtet“.

Hrsg. u. Red. Politische Meinung, 1978-92.

Ich schreibe, also bin ich: Werner Ross zum 85. Geburtstag. Hrsg v. Wolfgang Bergsdorf, Bonn 1987.

Trockene Spätlese. Mein Leben u. meine Ansichten. Hrsg. v. Johann Prossliner, München 2003. Das Bild der römischen Kaiserzeit in der französischen Literatur des 19. Jahrhunderts, Bochum 1938 (Diss.); 30 Stunden Italienisch f. Anfänger, Berlin 1938,141952; 1000 idiomatische Redensarten. Mit Erklärungen u. Beispielen. Unter Mitarb. v. Herbert Frenzel, Berlin 1939, 31954; Baudelaire u. die Moderne: Porträt einer Wendezeit, München-Zürich 1993; Venezianische Promenade, München 1998.

„Gleich nach seiner Heimkehr aus dem Krieg begründete er in Krefeld die regelmäßige Lectura Dantis, die er bis zu seinem Umzug nach Brühl leitete. In München übernahm er die Lectura von Hans Rheinfelder im Rahmen der Società Dante Alighieri und leitete sie bis kurz vor seinem Tode. In vielen Vorträgen in Universitäten und auf Tagungen legte er Dante-Texte aus, meistens aus der Divina Commedia. Freilich: Die quaestiunculae der Detail-Philologie fanden nicht sein Interesse, wenngleich er als Curtius-Schüler das Handwerk beherrschte. Er stellte ungewohnte, originelle Fragen an den Text und entlockte ihm mit sicherer Methode oft überraschende Antworten. […].

Sein ganzes langes Leben legte sich Werner Ross nicht als Gelehrter auf ein Spezialgebiet fest. Literat französischer Prägung wollte er sein, und er war es. Daß dieses Ideal sich mit Gelehrsamkeit und Methodenbewußtsein verträgt, hat er überzeugend bewiesen.

Streitbar griff er auch in die Literaturdebatten nach 1968 ein. Als ihm der PEN zu weit nach links zu rücken schien, gründete er mit Gleichgesinnten den Freien Deutschen Autorenverband, dessen Präsident er bis 1996 blieb. Die konservative Zeitschrift Die politische Meinung hatte mehrere Jahre an ihm einen engagierten Redakteur. Er, der nach seinem Naturell und seiner geistigen Formung liberal war, wurde durch die politische Polarisierung auch der Kultur zum Konservativen. Aber nie war er parteiisch“ (Bungarten, 2003, 11-12).

CV; Wenig, Verzeichnis, 1968, 250; W. Bergsdorf, „In memoriam Werner Ross“, Die politische Meinung, Nr. 394, Sept. 2002, 53-54 (P); Hans Bungarten, „Nachruf auf Werner Ross“, DDJb 78, 2003, 9-12.