Reichenkron, Günter

Aus Romanistenlexikon
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Günter Reichenkron (9.4.1907 Berlin – 20.6.1966 Berlin); Sohn des Kaufmanns Fritz Reichenkron

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie, bes. Sprachwissenschaft u. Balkanologie

Stud. d. Rom., Slaw., Klass. Phil. u. Indogerm. FWU Berlin; 1932 Prom. (Ernst Gamillscheg) Berlin; Wiss. Assist. Gamillschegs; 1939 Habil. (Gamillscheg) Berlin; 1940-42 stellv. Leiter d. DWI Bukarest u. 1943-44 Dir. d. Außenstelle Odessa; 1944 Gründungspräs. DWI Tirana; 1942-45 o. Prof. RU Posen; 1944 in Rumänien interniert; 1947 Wiederaufnahme der Lehre an der HU Berlin; 1948 o. Prof. f. Rom. Phil. FU Berlin; 1960 Gründung d. Instituts f. Balkanologie.

Mithrsg. Z. f. Balkanologie.

Passivum, Medium u. Reflexivum in den romanischen Sprachen, Jena-Leipzig 1933 (Diss.); Beiträge zur romanischen Lautlehre, Jena-Leipzig 1939 (Habil.-Schr.); Historische latein-altromanische Grammatik. Teil 1. Einleitung, Wiesbaden 1965; Das Dakische: (rekonstruiert aus dem Rumänischen), Heidelberg 1966.

„Reichenkrons Ambitionen gingen über die Grenzen der europäischen romanischen Nationen sowie der in diesem Rahmen existierenden romanischen Minderheitensprachen hinaus. Ausgehend von seiner intensiven Beschäftigung mit dem Vulgärlatein sowie mit der Entstehung des Rumänischen begründete er am Institut eine Abteilung für Balkanologie, aus der 1960 das Institut für Balkanologie mit eigenem Studiengang und der Zeitschrift für Balkanologie erwuchs, das nach seinem Tod als Abteilung in das Osteuropa-Institut eingegliedert wurde. Trotz vielfältiger internationaler Proteste mußte das Fach – ein Unikat in Deutschland – 1995 im Rahmen der Neustrukturierung der FU eingestellt werden. Seit Mitte der 50er Jahre strebte Reichenkron die Gründung einer Lateinamerika-Abteilung des Instituts an. Der Plan einer derartigen interdisziplinär konzipierten Abteilung ließ sich erst Mitte der 60er Jahre dank der tatkräftigen Unterstützung seiner Kollegen realisieren. Die Institutionalisierung der lateinamerikanistischen Lehre und Forschung an der FU bot sich außerdem an, da mit den reichen Buchbeständen des Ibero-Amerikanischen Instituts Preußischer Kulturbesitz (gegr. 1930) bereits eine ideale Infrastruktur in Berlin bestand. 1970 erfolgte dann die Gründung des Lateinamerika-Instituts als Zentralinstitut im Rahmen der Universitätsreform“ (Kaehne, „Die Romanistik“, 2012, 180).

Nachruf, Z. f. Balkanologie 4, 1966, 3-7 (Schrift.-Verz.); Klaus-Henning Schroeder, Südostforschungen 25, 1966, 405-407; Ion Popinceanu, Revista scriitorilor români 5, 1966, 142 f.; Hausmann, NDB 21, 2003, 308-309; Hausmann, „Auch im Krieg“, 2002, 395, bes. 61-99 u. 368-374; Hausmann, „L’Enseignement“, 2005, 182-183; Schaller, Die „Reichsuniversität Posen“, 2010, 192-195, 199-200 (P, 222).