Picht, Robert

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Robert Picht (27.9.1937 Berlin – 24.9.2008 Hinterzarten); Sohn des Klassischen Philologen Georg Picht (1913-1982) u. der Pianistin Edith Axenfeld (1914-2001)

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Französische Landeskunde; Soziologie

Stud. Soziologie u. Rom. München, Frankfurt a. M., Hamburg, Paris, Madrid, Freiburg i. Br.; 1964 MA franz. Lit. Hamburg; 1965-72 DAAD-Lektor Paris;1972 Prom. (Pierre Bourdieu) Sorbonne; 1972-2002 Dir. am Deutsch-Französischen Institut Ludwigsburg; 1982 Wiss. Beirat d. Instituts f. Europ. Politik Bonn; 1988 LA Europakolleg Brügge; 1990 Prof. f. Soziologie Hagen; 2001 Hendrik Brugmans Lehrstuhl f. interdisziplinäre Studien; 2004-07 Vizedir. Europakolleg Natolin b. Warschau; 1976-95 Vizepräs. u. Vors. d. Exekutiv-Komitees d. Europ. Kulturstiftung Amsterdam.

1985 Officier dans l’Ordre national du Mérite; Officier de la Légion d’honneur; BVK I. Klasse; Goldmdaille der Stiftung F.V.S. Hamburg.

Europa, die Zukunft einer Idee; [Festschrift] Robert Picht zum 70. Geburtstag. Hrsg. v. Frank Baasner u. Michael Klett, Darmstadt 2007.

Kommentierte Bibliographie: Deutschland nach 1945, Bonn-Bad Godesberg 1972; Perspektiven der Frankreichkunde: Ansätze zu einer interdisziplinär orientierten Romanistik, Tübingen 1974; Deutschland, Frankreich, Europa: Bilanz einer schwierigen Partnerschaft, München 1978; Das Bündnis im Bündnis. Deutsch-französische Beziehungen im internationalen Spannungsfeld, Berlin 1982; Deutsch-französische Beziehungen, Hagen 1984; Einführung in die Frankreichforschung, Hagen 1986; (gemeinsam mit Jacques Leenhardt) Esprit / Geist: 100 Schlüsselbegriffe für Deutsche u. Franzosen, München 1989, 1993 (verändert. Fassung: Fremde Freunde. Deutsche u. Franzosen vor dem 21. Jahrhundert. Hrsg. mit Vincent Hoffmann-Martinot, René Lasserre u. Peter Theiner, München 1997, 2002; auch franz.); Motor für Europa? Deutsch-französischer Bilateralismus u. europäische Integration, Bonn 1900; Deutsch-französischer Hochschulaustausch. Stand und Perspektiven, Ludwigsburg 1998.

„Neben der von ihm immer wieder angemahnten Fremdsprachenkompetenz als Voraussetzung, um ,den Partner [mit seiner spezifischen, über die Sprache vermittelten Identität verstehen] und sich verständlich […] machen‘ zu können, beteiligte er sich Mitte der 1970er Jahre aktiv an der Debatte um die Landeskunde und forderte eine grundlegende Reform der Deutschland- bzw. Frankreichstudien im Rahmen der französischen Germanisten- und der deutschen Romanistenausbildung. Die damalige Landeskunde, wie Picht 1975 scharf resümiert, ,wird […] durch eine doppelte Tradition belastet, deren problematische Vorbilder immer wieder zu Mißverständnissen führen. Einerseits findet man noch in den neuesten Werken Spuren jener Wesensschau, die versuchte, aus angeblich immerwährenden Charakteristika von Völkern und Nationen Erklärungsschemata für jeweils aktuelle Phänomene abzuleiten und diese dann in einem Zirkelschluß wiederum als Beleg für jene Charakteristika anzuführen. […] Andererseits verbindet sich mit dem Begriff Landeskunde noch immer jenes aus den Reisebeschreibungen der Antike stammende Sammelsurium von Absonderlichkeiten und Kuriositäten, das in seiner modernen Form heterogene Sammlungen von uninterpretierbaren Fakten und Daten, die sogenannten Realien, mit auffälligen und deshalb als typisch angesehenen Einzelaspekten des Alltagslebens verbindet‘. Dieser ,unverbundene Realienkram alter Frankreichkunde‘ (bzw. Deutschlandkunde) widersprach diametral seinem Verständnis und seinem Anliegen einer interdisziplinär angelegten, historische und gesellschaftliche Realität in ihrer Vielfalt abbildenden und didaktisch aufbereiteten Landeskunde“ (Puschner, 2012, 341).

Hansgerd Schulte, „Robert Picht – eine europäische Biographie“, Europa, 2007, 277-293; Frankreich Jahrbuch 2008, 9; Uwe Puschner, „Robert Picht. Mittler zwischen Deutschland, Frankreich und Europa“, in: Michel Grunewald [u. a.] (Hrsg.), France-Allemagne au xxe siècle. La production de savoir sur l’autre, vol. 2, Bern [u. a.] 2012 (Convergences), 335-343.