Palgen, Rudolf

Aus Romanistenlexikon
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Rudolf Palgen (23.4.1895 Echternach, Luxemburg – 17.11.1975 Graz); Sohn des Gymnasiallehrers Nicolas Palgen u. der Helena Elisabeth Charlotte, geb. Freiin von Keyserling; Bruder der Sprachwissenschaftlerin Helene (Hélène) Palgen (1902-1993)

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie, bes. Literaturwissenschaft; Dante

Stud. München, Heidelberg, Marburg, Montpellier; 1917 Prom. Marburg; 1919 Lektor f. Franz. Breslau; 1929 Erwerb der dt. Staatsangehörigkeit; 1936 Habil. f. Rom. u. Vgl. Lit.-Gesch. Breslau; 1939 Doz. Breslau; 1940 LVtr. Tübingen; 1941 ao. Prof. Graz (Nachf. v. H. Jeschke); o. Prof. 1946, zugl. Vorst. d. Sem. f. Rom. Philol. u. d. Sem. f. ital. Spr. u. Lit.; 1966 em.

Vorstandsmitgl. DDG.

Studien zu Dante u. zu anderen Themen d. romanischen Literaturen. FS für Rudolf Palgen zum 75. Geburtstag. Hrsg. v. Klaus Lichem u. Hans Joachim Simon, Graz 1971 (P; Schrift.-Verz. 13-14).

Über Zacharias Werners „Söhne des Tals“. Ein Beitrag zur Geschichte der Romantik, Marburg 1917 (Diss.); Der Stein der Weisen. Quellenstudien zu Parzival, Breslau 1922; (Rodolphe Palgen), Villiers de l’Isle-Adam, auteur dramatique. Etude critique, Paris 1925; Die Weltanschauung Henri Bergsons, Breslau 1929; Le Cimetière marin von Paul Valéry. Versuch einer Deutung, Breslau 1931; Das mittelalterliche Gesicht der Göttlichen Komödie. Quellenstudien zu Inferno u. Purgatorio, Heidelberg 1935; Dantes Sternglaube. Beiträge zur Erklärung des Paradiso, Heidelberg 1940; Geschichte der italienischen Literatur, Bonn 1949; Werden u. Wesen der Komödie Dantes, Graz-Wien-Köln 1955; L’orgine del Purgatorio, Graz-Wien-Köln 1967; Dantes Luzifer. Grundzüge einer Entstehungsgeschichte der Komödie Dantes, München 1969; Mittelalterliche Eschatologie in Dantes Komödie. Motive und Motivketten aus der mittelalterlichen Sagenliteratur. Die Timaios-Motive in der Göttlichen Komödie, veröffentlicht zum 80. Geburtstag des Verfassers, Graz 1975.

„Das internationale Ansehen, das unser Jubilar in der Fachwelt genießt, verdankt er […] seinen Studien zur Göttlichen Komödie. Ihnen geht jedoch eine Reihe von Untersuchungen auf verschiedenen Gebieten voraus. Ich erwähne von den Studien zur mittelhochdeutschen Literatur die Arbeit: Der Stein der Weisen […], welche Wolframs Gral alchimistisch deutete und in der germanistischen Fachwelt starke Beachtung fand. Ihr folgte in französischer Sprache ein Buch über Villiers de l’Isle-Adam […], eine Untersuchung über die Weltanschauung Henri Bergsons und ein Deutungsversuch der vielumstrittenen Dichtung Paul Valerys, le cimetière marin. Die Studie fand bei dem französischen Literarhistoriker Gustave Cohen vorbehaltlose Anerkennung, und Emil Winkler hob hervor, daß sie als Sinneskommentar auf besonderer Höhe stehe und von staunenswertem humanistischen Wissen des Autors zeuge.

Mit dem 1932 erschienenen Aufsatz, Die Vergilsage in der Göttlichen Komödie, beginnt sich der Jubilar dem Weltepos Dantes zuzuwenden, dem nunmehr seine ganze Forschungstätigkeit gewidmet sein soll. In diese Studien eingebettet erscheint 1949 Palgens Geschichte der italienischen Literatur, die den Studierenden des Italienischen und einem breiteren Publikum ein würdiges, modernes Pendant zu Voßlers ausgezeichnetem, vor allem aber für die jüngere Vergangenheit nicht mehr entsprechenden Bändchen schenkte. Der Romanist Albert Junker hebt an Palgens klarer, gedrängter Darstellung den Mut zur eigenen Deutung hervor, wobei ,dem Verfasser die Profilierung der großen Autoren aufs beste geglückt‘ sei, aber ,auch die geistigen Strömungen vorzüglich gezeichnet und voneinander abgehoben‘ erschienen“ (Rabuse, Studien zu Dante, 1971, 9-10).

ÖdG 1951, 221; Joachim Storost, „Zur Methodologie der Quellenforschung bei Dante“, DDJb 33, 1954, 184-211 (Bibl. d. Dantearbeiten Palgens); W. Th. Elwert, EncDant 4, 1973, 261; Hausmann, „Vom Strudel“, 2008, 807, bes. 112, 472; Hausmann, Die Deutsche Dante-Gesellschaft, 2012, 17, 34, 151, 237, 262f.