Nolting-Hauff, Ilse: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Stellung der Liebeskasuistik im höfischen Roman, Heidelberg 1959 (Diss.); Yvain von Chrestien de Troyes. Übers. u. eingel. von Ilse Nolting-Hauff, München 1962; Vision, Satire u. Pointe in Quevedos Sueños, München 1968, span. 1974 (Habil.-Schr.).
 
Die Stellung der Liebeskasuistik im höfischen Roman, Heidelberg 1959 (Diss.); Yvain von Chrestien de Troyes. Übers. u. eingel. von Ilse Nolting-Hauff, München 1962; Vision, Satire u. Pointe in Quevedos Sueños, München 1968, span. 1974 (Habil.-Schr.).
  
<blockquote>„Ihre ersten Arbeiten fielen in die Zeit der von Ernst Robert Curtius angestoßenen Wiederbelebung der Mittelalterstudien. Allerdings gingen ihre Bestrebungen weniger in die Richtung eine überbordenden mediävistischen Gelehrsamkeit als in die einer neuen Lesbarkeit der großen Texte des französischen und provenzalischen hohen und späten Mittelalters, der ''Lais'' der Marie de France, der Versromane Chrétien de Troyes, des Flamenca-Romans, des der mittelalterlichen Vagantenlyrik nachempfundenen, selbstironischen ''Testament'' François Villons. Hier ist neben ihrer Untersuchung über die ,liebeskasuistische‘ Dialektik des höfischen Romans (1959) die kongeniale Prosaübersetzung des Chrestienschen ''Yvain'' (1962) zu rühmen, die sich ihrer Vorlage bis in die schwindelerregenden Tempussprünge des altfranzösischen Erzählstils anschmiegt.
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<blockquote>„Ihre ersten Arbeiten fielen in die Zeit der von Ernst Robert Curtius angestoßenen Wiederbelebung der Mittelalterstudien. Allerdings gingen ihre Bestrebungen weniger in die Richtung einer überbordenden mediävistischen Gelehrsamkeit als in die einer neuen Lesbarkeit der großen Texte des französischen und provenzalischen hohen und späten Mittelalters, der ''Lais'' der Marie de France, der Versromane Chrétien de Troyes, des Flamenca-Romans, des der mittelalterlichen Vagantenlyrik nachempfundenen, selbstironischen ''Testament'' François Villons. Hier ist neben ihrer Untersuchung über die ,liebeskasuistische‘ Dialektik des höfischen Romans (1959) die kongeniale Prosaübersetzung des Chrestienschen ''Yvain'' (1962) zu rühmen, die sich ihrer Vorlage bis in die schwindelerregenden Tempussprünge des altfranzösischen Erzählstils anschmiegt.
  
 
Obwohl sie die gesellschaftliche und ökologische Entwicklung der BRD schon früh kritisch verfolgte, hat sie in den sechziger und siebziger Jahren allen Versuchungen einer ideologischen Instrumentalisierung ihrer Wissenschaft widerstanden. Zu einer Zeit, wo andere in Quevedos ''Sueños'' eine Generalabrechnung mit der niedergehenden spanischen Monarchie sehen wollten, hat sie in ihrer Studie ''Vision'' […] den absoluten Vorrang der grotesken Verfremdungstechnik des Barocksatirikers vor der vielfach nur topischen Zeitkritik herausgearbeitet. […]
 
Obwohl sie die gesellschaftliche und ökologische Entwicklung der BRD schon früh kritisch verfolgte, hat sie in den sechziger und siebziger Jahren allen Versuchungen einer ideologischen Instrumentalisierung ihrer Wissenschaft widerstanden. Zu einer Zeit, wo andere in Quevedos ''Sueños'' eine Generalabrechnung mit der niedergehenden spanischen Monarchie sehen wollten, hat sie in ihrer Studie ''Vision'' […] den absoluten Vorrang der grotesken Verfremdungstechnik des Barocksatirikers vor der vielfach nur topischen Zeitkritik herausgearbeitet. […]

Aktuelle Version vom 23. Mai 2016, 10:20 Uhr

Ilse Nolting-Hauff (28.4.1933 Bremen – 14.6.1997 Frankfurt a. M.); Tochter des Senators Wilhelm Nolting-Hauff (1902–1986)

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie, bes. französische u. spanische Literaturwissenschaft

1951–57 Stud. Angl., Rom. Hamburg, Heidelberg, Aix-en-Provence; 1956–58 Lektorin f. Dt. Dijon, 16.2.1959 Prom. (Harri Meier) Heidelberg; 18.12.1965 Habil. (Karl Maurer) Bonn; 1958–66 Wiss. Assist.in Rom. Sem. Bonn; 29.4.1966 o. Prof.in Bochum; Rufablehnung Kiel; 1974 o. Prof.in München; 1993–95 Dekanin.

Die Stellung der Liebeskasuistik im höfischen Roman, Heidelberg 1959 (Diss.); Yvain von Chrestien de Troyes. Übers. u. eingel. von Ilse Nolting-Hauff, München 1962; Vision, Satire u. Pointe in Quevedos Sueños, München 1968, span. 1974 (Habil.-Schr.).

„Ihre ersten Arbeiten fielen in die Zeit der von Ernst Robert Curtius angestoßenen Wiederbelebung der Mittelalterstudien. Allerdings gingen ihre Bestrebungen weniger in die Richtung einer überbordenden mediävistischen Gelehrsamkeit als in die einer neuen Lesbarkeit der großen Texte des französischen und provenzalischen hohen und späten Mittelalters, der Lais der Marie de France, der Versromane Chrétien de Troyes, des Flamenca-Romans, des der mittelalterlichen Vagantenlyrik nachempfundenen, selbstironischen Testament François Villons. Hier ist neben ihrer Untersuchung über die ,liebeskasuistische‘ Dialektik des höfischen Romans (1959) die kongeniale Prosaübersetzung des Chrestienschen Yvain (1962) zu rühmen, die sich ihrer Vorlage bis in die schwindelerregenden Tempussprünge des altfranzösischen Erzählstils anschmiegt.

Obwohl sie die gesellschaftliche und ökologische Entwicklung der BRD schon früh kritisch verfolgte, hat sie in den sechziger und siebziger Jahren allen Versuchungen einer ideologischen Instrumentalisierung ihrer Wissenschaft widerstanden. Zu einer Zeit, wo andere in Quevedos Sueños eine Generalabrechnung mit der niedergehenden spanischen Monarchie sehen wollten, hat sie in ihrer Studie Vision […] den absoluten Vorrang der grotesken Verfremdungstechnik des Barocksatirikers vor der vielfach nur topischen Zeitkritik herausgearbeitet. […]

Ihrer strikt auf die literarischen Textqualitäten ausgerichteten Arbeitsweise kam die Wiederentdeckung der russischen Formalisten entgegen. Die in zwei Folgen in der Zeitschrift Poetica abgedruckte fast hundertseitige Abhandlung ,Märchen und Märchenroman‘ (1974) […] überträgt die von Vladimir Propp an der ,einfachen Form‘ des Märchens entwickelten Handlungsfunktionen und Verläufe auf die narrative Großform des hellenistischen Liebesromans und des mittelalterlichen Artusromans; der Aufsatz ,Zur Psychoanalyse der Heldendichtung‘ (1978; französische Kurzfassung 1982) analysiert danach in einem zweiten Schritt am Beispiel des altfranzösischen Rolandslieds die psychologischen Gesetzmäßigkeiten, die die Transformation des geschichtlichen Ereignisses in die Sage und weiter in das Heldenepos steuern“ (Maurer, 1998, 82–83).

Wenig, Verzeichnis, 1968, 213; Michael Rössner, „En memoria de Ilse Nolting-Hauff (1933–1997)“, Boletín de la Asociación internacional de hispanistas 4, 1997, 21; Karl Maurer, RF 110, 1998, 82–84.