Naumann, Walter Friedrich

Aus Romanistenlexikon
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Walter Friedrich Naumann (3.11.1910 Aussig – 1.4.1997 Darmstadt); Sohn des Ingenieurs Martin Naumann u. Neffe des Sozialpolitikers Friedrich Naumann (1860–1919); in erster Ehe (1941–1975) verh. mit Hanna Jacobsohn, der Tochter des Marburger Indogermanisten Hermann Jacobsohn (1879–1933)

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie; Vergleichende Literaturwissenschaft, bes. moderne französische Literatur, Dante, Grillparzer, Hofmannsthal, Shakespeare; Übersetzer

Bis 1922 Elisabeth-Gymnas. Breslau; 1923–29 Humanist. Gymn. Hirschberg, Riesengeb.; März 1929 Abitur; 1929–35 Stud. Rom., Germ., Angl. Marburg, München, Dijon, Bonn; Förderung durch die Studienstiftung; 15.10.1936 Prom. (Ernst Robert Curtius) Bonn; 1935–38 Lektor f. Dt. U Toulouse u. Lycée Condorcet Paris; 1938, da „jüdisch versippt“, Emigration in die USA; 1939–43 Lehrtätigkeit am McPhearson College Kansas; 1943–45 Staatsunivers. Michigan; 1945–47 Oberlin College Ohio; 1947 U Chicago; ab 1945 Staatsuniv. Wisconsin; 1951–52 Stipendiat d. Guggenheim-Foundation; 18.7.1956 Habil. f. Neuere Deutsche Literaturgeschichte Marburg; 1956–60/61 LA Marburg; auf Dauer zur Wahrnehmung der Lehrverpflichtungen in den USA beurlaubt; ab WS 1962/63 o. Prof. f. Vgl. Literaturwiss. TH Darmstadt; 1979 em.

Europäische Lehrdichtung. FS für W. N. Hrsg. v. Hans Gerd Rötzer u. Herbert Walz, Darmstadt 1981.

Der Sprachgebrauch Mallarmés, Marburg 1936 (Diss.); Grillparzer. Das dichterische Werk, Stuttgart 1955, 1967; Traum u. Tradition in der deutschen Lyrik, Stuttgart 1966; Hofmannsthal – der jüngste deutsche Klassiker, Darmstadt 1967; Dante, Die göttliche Komödie. Übers. von W. N., Darmstadt 1997.

„In seinem Studium war er vor allem von SPITZER beeinflußt, nach dessen Modell er seine Dissertation als Stilanalyse verfaßte […]. Nach SPITZERS und AUERBACHS Weggang in die Türkei promovierte er damit bei Curtius in Bonn. Die Arbeit verstand er als deskriptive Grundlegung literaturwissenschaftlicher Interpretation: Inhaltliche Interpretationsfiguren ordnet er so ein Inventar von Ausdrucksformen zu, die er mit dem Anspruch der Vollständigkeit in einem umfangreichen Register erschloß. Diese Akzentuierung bestimmte auch sein weiteres literaturwissenschaftliches Werk […]. Er schrieb und publizierte selbst Gedichte, wie er auch literarische Übersetzungen anfertigte. Daß er sich selbst wohl als reinen Literaturwissenschaftler verstand, wird nicht zuletzt auch bei der Festschrift deutlich, in der sprachwissenschaftliche Beiträge fehlen“ (Maas, Verfolgung und Auswanderung, 2010, I, 538).

Auerbach, Catalogus professorum academiae Marburgensis, 1979, 577–578; Hausmann, in: Christmann/Hausmann, Deutsche u. österreichische Romanisten, 1989, 310; Gerald Gillespie, „Walter Naumann in memoriam“, Yearbook of Comparative and General Literature 45/46, 1996/97, 201–203; Maas, Verfolgung u. Auswanderung, 2010, I, 538.