Meinhard (eigentl. Gemeinhard), Johann Nikolaus

Aus Romanistenlexikon
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Johann Nikolaus Meinhard [eigentl. Gemeinhard] (11.9.1727 Erlangen – 15.6.1767 Berlin); Sohn des markgräflich-bayreuthischen Justizrathes Georg Samuel Gemeinhard († 1756)

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Literaturwissenschaftler; Übersetzer

Ritterakademie Erlangen; ab 1743 Gymn. Idstein; 28.5.1746 Immatr. f. Theol. Helmstedt; etwa 1748–51 Hauslehrer in Livland; 6.8.1751 Immatr. f. antike u. moderne Philol. u. Lit. Göttingen; 1755 erneut in Livland; Bildungsreisen durch Europa; 1760 Magister Helmstedt; Habil. Schöne Wissenschaften; 1763–65 Reisebegleiter eines Grafen Moltke durch Deutschland, Frankreich, England u. Italien; danach weitere Reisen; 1767 Berlin.

Versuche über den Charakter u. die Werke der besten italienischen Dichter, 2 Teile, Braunschweig 1763–1764 [fortges. v. Jagemann].

„Um so mehr sind diejenigen Bemühungen zu unterstreichen, die versuchten, den literarischen Kreisen die sehnsuchtsvoll idealisierte Fremde sachlich näherzubringen. Sieht man vom Zedlerschen Lexikon oder anderen enzyklopädischen Unternehmungen einmal ab, so versucht als erster Johann Nikolaus Meinhard, den Charakter und die Werke der besten italienischen Dichter […] zu erfassen. Nach einem längeren Italienaufenthalt begann Meinhard mit seinem Hauptwerk, einem auf drei Bände geplanten Werk über die italienische Poesie. Die ersten beiden Bände, die noch zu Lebzeiten Meinhards erschienen, behandeln die großen Dichter des 14. Jahrhunderts und als Vertreter der zweiten großen Blütezeit Italiens vor allem Ariost. Es ist nicht eigentlich eine Geschichte der italienischen Literatur, sondern eine literaturkritische Präsentation (und auszugsweise Übersetzung) der bedeutendsten Dichter Italiens. Angesichts des recht niedrigen Kenntnisstandes des deutschen Publikums ist sein ,Versuch‘ eine wichtige Leistung, die der späteren Generation Texte und Informationen in moderner Aufbereitung an die Hand gab. Der Autor betont in seiner Vorrede ausdrücklich – und er bezieht sich dabei auf das eben skizzierte, eingeschränkte Bild Italiens – die Kenntnis der schönen Literatur sei für das Verständnis eines anderen Volkes genauso wichtig wie die Beschäftigung mit den Altertümern und der bildenden Kunst. Eine tiefere Kenntnis über Italien könne den Deutschen nicht schaden, da sie im allgemeinen außer den Namen Tasso und Metastasio wenig über die italienische Literatur wüßten“ (Baasner, 1989, 5).

Franz Muncker, ADB 21, 1885, 232–234; Baasner, „Deutsche Geschichten“, 1989, 5; BSB Digitale Bibliothek – Münchener Digitalisierungszentrum (MDZ).