Lerch, Eugen

Aus Romanistenlexikon
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Eugen Lerch (25.12.1888 Berlin – 16.11.1952 Mainz); Sohn des Kaufmanns Philipp Lerch

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie, bes. franz. Sprache u. Literatur

Realschule u. Friedrich-Wilhelmstädtische Oberrealschule Berlin; Michaelis 1908 Abitur; 1909 Abitur des Realgymn.; 1908–11 Stud. Rom., Germ., Angl. u. Philos. Berlin (Adolf Tobler; Heinrich Morf), Marburg u. München; 15.12.1911 Prom. (Karl Vossler) München; Febr. 1914 Habil. (Vossler) München; 1914–18 freiwilliger Krankenpfleger in Frankreich, dann im Zentralkomitee des Roten Kreuzes München; 1920 nb. ao. Prof München; 1921 b. ao. Prof. München; 1930 o. Prof. Münster i. W.; 1935 zwangspens. („jüdische Versippung“); 1935–42 wohnhaft in Köln, dort Bibliotheksarbeit; 1937 Ruf an die Univ. Saint Louis, MO (abgelehnt); 1942–45 wohnhaft in einem Dorf im Riesengebirge; 1945/46 LVtr. Köln; 1946 Wiedereinsetzung Münster i. W.; 1946/47 o. Prof. Mainz.

Studia Romanica. Gedenkschrift für Eugen Lerch. Hrsg. v. Charles Bruneau u. Peter M. Schon, Stuttgart 1955 (Schrift.-Verz. 454–493).

Prädikative Participia für Verbalsubstantiva im Französischen, Halle a. S. 1912 (Diss.); Das invariable Participium praesentis des Französischen, München 1913 (Habil.-Schr., gedr. in RF 33, 1914/15, 369–488); Die Verwendung des romanischen Futurums als Ausdruck eines sittlichen Sollens, Leipzig 1919; Historische französische Syntax, 3 Bde., Leipzig 1925–34; Hauptprobleme der französischen Sprache, 2 Bde., Braunschweig 1930–31; Französische Sprache u. Wesensart, Frankfurt a. M. 1933; Das Wort „Deutsch“. Sein Ursprung u. seine Geschichte bis auf Goethe, Frankfurt a. M. 1942; Lessing, Goethe, Schiller u. die französische Klassik, Mainz 1948.

„Mit Eugen Lerch ist eine der markantesten Persönlichkeiten der älteren Generation der deutschen Romanistik von uns gegangen. […] Eugen Lerch beherrschte das unübersehbare Material und die Fülle der Literatur zur historischen Syntax des Französischen wie niemand anders in Deutschland, ja wahrscheinlich in der Welt überhaupt. Und dazu hatte er die Gabe zur feinsinnigen, verständnisvollen Interpretation dieses Materials. In dieser Hinsicht kann niemand sein Erbe antreten. Die altfranzösische Literatur kannte er bis in den letzten Winkel und den altfranzösischen Sprachbestand bis in die abgelegenste Form. In zahllosen Fällen hat er das bewiesen. Diese Kenntnisse sind mit ihm erloschen, denn sie sind nur zum kleineren Teil in seinen Publikationen niedergelegt. Ein tragisches Schicksal hat gefügt, daß er den vierten Band seiner Historischen französischen Syntax, in dessen Vollendung er die letzte große Aufgabe seines Lebens sah, nicht abschließen konnte. Damit ist auch der schwerste Verlust bezeichnet, den sein allzu früher Tod der romanischen Philologie zugefügt hat. Eines der grundlegenden und unentbehrlichen Werke der französischen Philologie ist ein Torso geblieben. Darüber hinaus stellte Eugen Lerch fast allein noch die lebendige Verbindung mit einer Epoche und einer Richtung des Faches dar, die in den beiden großen Meistern Adolf Tobler und Heinrich Morf ihre würdige Vertretung gefunden hatte“ (Schramm, Gedächtnisrede, in: Studia Romanica, 1955, 5–6).

HSchA Nr. 06412–06415; Edmund Schramm, RoJb 5, 1952, 56–58; Th.W. Elwert, NDB 14, 1984, 310–311; Christmann, Idealistische Philologie, 1974, 155, bes. 39–42, 55–60, 140–144; Christmann, in: Christmann/Hausmann, Deutsche und österreichische Romanisten, 1989, 301–303; LexGramm 1996, 294–295 (Jörn Albrecht); Court, Victor Klemperers Kölner Kandidatur, 1999, 154; Heike Schoo, „Eugen Lerch und Karl Vossler“, in: Wolf Dietrich/Ulrich Hoinkes (Hrsg.), Festgabe für Horst Geckeler zu seinem 65. Geburtstag, Romanistica se movet, Münster 2000, 163–178; LRL I, 2, 2001, 200–201 (Wolf-Dieter Stempel); Knobloch, „Volkhafte Sprachforschung“, 2005, 465, bes. 66f., 144f., 237f., 425f.; Ehlers, Strukturalismus, 2006, 588, bes. 379–400, 505–507; Hausmann, „Vom Strudel“, 2008, 803, bes. 275 u. 670–671; Horrath, Bücherspuren, 2009, 100–108, 223; Maas, Verfolgung u. Auswanderung, 2010, I, 454–462.