Landau, Marcus

Aus Romanistenlexikon
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Marcus Landau (21.11.1837 Brody, Galizien – 10.1.1918 Wien); Sohn des Kaufmanns Eleazar Landau

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Italianist; Schriftsteller

Erlernte den Beruf eines Kaufmanns u. bereiste Deutschland, Italien u. Frankreich; ließ sich 1869 in Wien nieder u. studierte dort; Korrespondent für die „Allgemeine Zeitung“ München, „Presse“, „Frankfurter Zeitung“ u. „Zeitschrift f. Vergleichende Literaturgeschichte“; 1871 Dr.-Titel Gießen; ab 1878 literarhist. Studien zu ital. Autoren; Vf. von ca. 700 Artikeln in dt. u. ital. Sprache zu histor. u. literaturgesch. Themen.

Korr. Mitgl. der Akademien in Messina (Reale Accademia Peloritana dei Pericolanti) u. Cosenza (Accademia Cosentina) sowie der Hist. Komm. d. Israelit. Kultusgemeinde Wien.

Beiträge zur Geschichte der italienischen Novelle, Wien 1875; Giovanni Boccaccio, sein Leben und seine Werke, Stuttgart 1877; Die italienische Literatur am Österreichischen Hofe, Wien 1879; Die Quellen des Decamerone, Wien 1869, 2. Aufl. Stuttgart 1884; Geschichte der italienischen Literatur im achtzehnten Jahrhundert, Berlin 1899; Hölle u. Fegefeuer in Volksglaube, Dichtung und Kirchenlehre, Greiz 1919.

„Marcus Landaus italienische Literaturgeschichte war darum bemüht, ein Zeichen der Freundschaft und der Aussöhnung zwischen Österreich und Italien in einer Zeit zu setzen, in der man in den politischen Beziehungen beider Länder auf neue Formen der Zusammenarbeit setzte. Denn 1882, drei Jahre nach der Veröffentlichung von Landaus Monografie, trat Italien der Dreibundallianz mit Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reich bei, und somit schien eine neue Ära der politischen Beziehungen begonnen zu haben. So konnte Landau in positivistischer Haltung schreiben: ,Wissenschaft, Menschenliebe und fleissige Arbeit achten keine staatliche Grenzen, und nur sie können Versöhnung bringen und die Wunden heilen, welche das Schwert geschlagen hat‘. Doch der Irredentismus und der Erste Weltkrieg führten zu einem neuen Höhepunkt in der Erzfeindschaft zwischen Österreich und Italien“ (Boaglio, 2012, 12).

Große Jüdische Nationalbiographie 3, 1928, 575f.; Red., ÖBL 4, 1969, 426; Boaglio, Geschichte der ital. Literatur in Österreich, 2, 2012, 274, bes. 11-14.