Kuhn, Alwin

Alwin Kuhn (13.1.1902 Berlin – 30.6.1968 Innsbruck); Sohn des Ingenieurs Alwin Kuhn (1875-1910)

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie, bes. Sprachwissenschaft

Als Schüler 1913-19 Mitgl. im „Jungsturm“; 1917-18 in der „Staatlichen Jungmannenorganisation“; 1919-21 „Deutschnationaler Jugendbund“, Abitur Chemnitz; bis 1926 Bankkaufmann u. Angestellter eines Textilunternehmens; 1926-31 Stud. Rom. u. Angl. Tübingen (Gerhard Rohlfs), Bonn (Wilhelm Meyer-Lübke), Leipzig (Walther von Wartburg; Theodor Frings); 1931 Prom. (Wartburg) Leipzig; 1.1.1931 Hilfslektor u. gleichz. Assist. Leipzig; Juli u. Nov. 1933 Dozentenlager Burg Rieneck; 31.5.1935 Habil. (v. Wartburg) Leipzig; 14.8.1936 Doz. Leipzig; 1.4.1938 ao. Prof. Freiburg i. Br.; 1.9.1939-31.8.1940 Stellv. Ordinarius Leipzig; 2.9.1940 o. Prof. Marburg (Nachf. v. Friedrich Schürr); 1952 o. Prof. Innsbruck (Nachf. v. Josef Brüch); 1957/58 Dekan d. Phil. Fak.; 1960 u. 63 GProf. Ann Arbor.

1958 o. Mitgl. Akad. d. Wiss. Wien; 1963 Michigan Academy of Sciences, Art and Letters.

Hrsg. Supplementbände d. ZrP, 1943f.; Romanica Aenipontana, 1962-67.

Weltoffene Romanistik: FS f. Alwin Kuhn zum 60. Geburtstag. Hrsg. v. Guntram Plangg u. Eberhard Tiefenthaler, Innsbruck 1963 (P; Schrift.-Verz.).

Die französische Handelssprache im 17. Jahrhundert, Leipzig-Engelsdorf / Paris 1931 (Diss.); Der hocharagonesische Dialekt, Leipzig 1935 (Habil.), gedr. in: RLiR 11, 1936; auch span. 1950; El aragonés, idioma pirenaico, Zaragoza 1950; Romanische Philologie. Teil 1: Die romanischen Sprachen, Bern 1951.

„Bei der Würdigung seines sprachwissenschaftlichen Œuvres lassen sich drei hauptsächliche Forschungsgebiete unterscheiden: der romanische, insbesondere französische Wortschatz, die romanische Sprachgeographie und Dialektologie unter besonderer Berücksichtigung des Aragonesischen und die Erforschung der versunkenen Romania in den Talschaften Tirols und Vorarlbergs sowie der rätoromanischen Dolomitenmundarten. Im letzteren Sektor wirkte er, indem er die Tradition Theodor Gartners aufnahm, neben eigenen Publikationen […] als Animator und Leiter einer stattlichen Reihe von seinen Innsbrucker Schülern ausgeführter Untersuchungen. Die Bestandsaufnahme und Erklärung des Orts- und Flurnamenschatzes war gedacht als Vorarbeit für ein späteres tirolisch-vorarlbergisches Toponomastikon, das den Anschluß an das schweizerische ,Rätische Namenbuch‘ von Robert von Planta und Andrea Schorta hätte bilden sollen. Seinen Schülern obliegt nun die Aufgabe, das Erbe ihres Lehrers anzutreten und der Vollendung zuzuführen.

In Kuhns Beschäftigung mit Wortschatzproblemen äußert sich der tiefgehende Einfluß, den Walther von Wartburg auf ihn ausgeübt hat. Seine Mitarbeit am ,Französischen Etymologischen Wörterbuch‘ erstreckte sich vor allem auf Termini der Kultur- und Geistesgeschichte. […]

Die Erforschung des Hocharagonesischen darf wohl als ein zentrales Anliegen Kuhns gewertet werden. Seine Habilitationsschrift ist eine der grundlegenden Arbeiten der hispanistischen Dialektologie geworden, und ihr Verfasser ist bis zu seinem Lebensende immer wieder zu diesem Arbeitsfeld zurückgekehrt […], wobei er, neben der Onomasiologie, auch Morphologie, Syntax und Toponomastik berücksichtigte“ (Gossen, 1968, 694-695).

Freiburg, UA Generalia B 24/1922; Franz Huter, „Im Gedenken an Univ.-Prof. Dr. Alwin Kuhn: Abschiedsworte, gesprochen am Pradler Friedhof 4.7.1968“, Tiroler Heimat; mit Unterstützung d. Kulturabteilung u. d. Archivs der Landesregierung für Tirol hrsg., Innsbruck, 1969, N.F. 33, 1969 143-144; Guntram Plangg, RLiR 32, Nr. 127-128,1968, 427-429; Carl Theodor Gossen, Nachruf, ZrP 84, 1968, 693-698 (Schrift.-Verz.); Manuel Alvar, Revista de dialectología y tradiciones populares 26, 1970, Cuadernos 1-2, 239-241; José Mondéjar, Revista de filología española 55, 1972, Cuadernos 1-2, 65-67; W. Th. Elwert, NDB 13, 1982, 259; Wirbelauer, Die Freiburger Philosophische Fakultät, 2006, 957; Hausmann, „Vom Strudel“, 2008, 802, bes. 107-109, 202, 560-561; Stammbaum der Professoren d. Rom. Sem. d. Univ. Freiburg (online) (P).

Zuletzt geändert am 21. Mai 2016 um 21:13