Kruse, Margot: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Romanistenlexikon
Wechseln zu: Navigation, Suche
(Die Seite wurde neu angelegt: „'''Margot Kruse''' (2.3.1928 Hamburg – 10.12.2013 Reinbek); Tochter des Kaufmanns Hans E. B. Kruse {| class="wikitable" style="float:right" | Verf. || use…“)
 
(Ergänzung Nachrufe Louis van Delft und Meyer-Minnemann)
 
(Eine dazwischenliegende Version von einem anderen Benutzer werden nicht angezeigt)
Zeile 7: Zeile 7:
 
Romanische Philologie, bes. Literaturwiss., französ. Klassik
 
Romanische Philologie, bes. Literaturwiss., französ. Klassik
  
1947-54 Stud. Rom. (Hellmuth Petriconi; Rudolf Grossmann; Walter Pabst; Hermann Tiemann), Deutsch u. Philos. Hamburg u. Freiburg (Hugo Friedrich); 1954 Prom. (H. Petriconi) Hamburg; 1959 Habil. Hamburg; 1959 PDoz.; 1961 ao. Prof. Hamburg; 1963 nach Rufablehnung Bonn o. Prof. (erste weibl. Ordinaria auf einem Rom. Lehrstuhl der BRD); 1971/72 GProf. Bordeaux; 1993 em.
+
1947-54 Stud. Rom. (Hellmuth Petriconi; Rudolf Grossmann; Walter Pabst; Hermann Tiemann), Deutsch u. Philos. Hamburg u. Freiburg i. Br. (Hugo Friedrich); 1954 Prom. (H. Petriconi) Hamburg; 1959 Habil. Hamburg; 1959 PDoz.; 1961 ao. Prof. Hamburg; 1963 nach Rufablehnung Bonn o. Prof.in (erste weibl. Ordinaria auf einem Rom. Lehrstuhl der BRD); 1971/72 GProf.in Bordeaux; 1993 em.
  
 
1966 o. Mitgl. Akad. d. Wiss. Göttingen; 1972 / 2005 Mitgl. Joachim-Jungius-Ges. / Akad. d. Wiss. in Hamburg); 1985-89 Vorst. Joachim-Jungius-Ges.; Mitgl. d. Cluny-Ges.; 2003 Joachim-Jungius-Medaille.
 
1966 o. Mitgl. Akad. d. Wiss. Göttingen; 1972 / 2005 Mitgl. Joachim-Jungius-Ges. / Akad. d. Wiss. in Hamburg); 1985-89 Vorst. Joachim-Jungius-Ges.; Mitgl. d. Cluny-Ges.; 2003 Joachim-Jungius-Medaille.
Zeile 19: Zeile 19:
 
<blockquote>„Margot Kruses wissenschaftliche Interessen waren vielfältig, und hinsichtlich der Romanistik nicht auf eine der romanischen Literaturen beschränkt. Zwei ihr Leben lang sie beschäftigende umfangreiche Forschungsfelder zeichnen sich ab: die ,moralistische‘ Literatur des 16. bis 18. Jahrhunderts einschließlich ihrer sehr ernst genommenen Verbindungen zu Philosophie und Theologie – in den Schriften des Altertums und des Renaissance-Humanismus wie auch der zeitgenössischen Geisteswelt – auf der einen Seite, auf der anderen die komparatistisch angelegte literaturwissenschaftliche Themen- und Motivforschung mitsamt der Diskussion ihrer theoretischen Begründung und methodischen Differenzierung. Den Anstoß zu ihren Studien auf diesem zweiten Gebiet erfuhr Margot Kruse durch das komparatistische Schaffen ihres Lehrers H. Petriconi, vor allem dessen weit ausholende Essays zu literarischen und mythologischen Themen, deren letzte fünf sie selbst sechs Jahre nach Petriconis Tod als Buch herausgab (''Metamorphosen der Träume,'' 1971), mit einem klugen Nachwort (,Literaturgeschichte als Themengeschichte‘), in dem sie Petriconis Praxis einer als thematologisch definierten Literaturgeschichtsschreibung hinsichtlich ihrer theoretischen Prämissen und methodologischen Konsequenzen analysierte und diskutierte.
 
<blockquote>„Margot Kruses wissenschaftliche Interessen waren vielfältig, und hinsichtlich der Romanistik nicht auf eine der romanischen Literaturen beschränkt. Zwei ihr Leben lang sie beschäftigende umfangreiche Forschungsfelder zeichnen sich ab: die ,moralistische‘ Literatur des 16. bis 18. Jahrhunderts einschließlich ihrer sehr ernst genommenen Verbindungen zu Philosophie und Theologie – in den Schriften des Altertums und des Renaissance-Humanismus wie auch der zeitgenössischen Geisteswelt – auf der einen Seite, auf der anderen die komparatistisch angelegte literaturwissenschaftliche Themen- und Motivforschung mitsamt der Diskussion ihrer theoretischen Begründung und methodischen Differenzierung. Den Anstoß zu ihren Studien auf diesem zweiten Gebiet erfuhr Margot Kruse durch das komparatistische Schaffen ihres Lehrers H. Petriconi, vor allem dessen weit ausholende Essays zu literarischen und mythologischen Themen, deren letzte fünf sie selbst sechs Jahre nach Petriconis Tod als Buch herausgab (''Metamorphosen der Träume,'' 1971), mit einem klugen Nachwort (,Literaturgeschichte als Themengeschichte‘), in dem sie Petriconis Praxis einer als thematologisch definierten Literaturgeschichtsschreibung hinsichtlich ihrer theoretischen Prämissen und methodologischen Konsequenzen analysierte und diskutierte.
  
Ohne engere Verbindung zu den Arbeitsgebieten ihrer Hamburger Lehrer, wenn auch natürlich geprägt durch deren Interpretationsweise, entstanden Margot Kruses Untersuchungen zu den Schriften der französischen ,Moralisten‘ des 17. Und 18. Jahrhunderts (unter Berücksichtigung ihrer Beziehungen zu den ,Vorläufern‘ in der Antike und in der vorhergehenden französischen, der italienischen und spanischen, auch der englischen Literatur, sowie ihrer Nachwirkungen insbesondere in der neueren französischen und deutschen Literatur bis hin zu Schopenhauer und Nietzsche). Die bedeutendste dieser Untersuchungen bleibt ihre Habilitationsschrift ''Die Maxime in der französischen Literatur. Studien zum Werk La Rochefoucaulds und seiner Nachfolger'' (im Druck erschienen 1960). Mit ihr und damit mit der historisch fundierten Bestimmung der Eigenart der ,literarischen Form‘ der Maxime, der besonderen Gestaltungsprinzipien und -leistungen La Rochefoucaulds, mit der Abgrenzung seiner ''Maximes'' gegenüber anderen verwandten Formen bei Autoren wie etwa La Bruyère, Vauvenargues, Chamfort, und schließlich mit der Erhellung der ,Auflösung der Kunstform der Maxime‘ in der romantischen ''Pensée'' (beispielsweise bei Joubert und Sainte-Beuve) gelang der jungen Gelehrten eine Forschungsleistung, die ihr sofort einen Platz unter den allerersten Kennern der ,klassischen‘ französischen Literatur sicherte“ (König, 2014, X).
+
Ohne engere Verbindung zu den Arbeitsgebieten ihrer Hamburger Lehrer, wenn auch natürlich geprägt durch deren Interpretationsweise, entstanden Margot Kruses Untersuchungen zu den Schriften der französischen ,Moralisten‘ des 17. Und 18. Jahrhunderts (unter Berücksichtigung ihrer Beziehungen zu den ,Vorläufern‘ in der Antike und in der vorhergehenden französischen, der italienischen und spanischen, auch der englischen Literatur, sowie ihrer Nachwirkungen insbesondere in der neueren französischen und deutschen Literatur bis hin zu Schopenhauer und Nietzsche). Die bedeutendste dieser Untersuchungen bleibt ihre Habilitationsschrift ''Die Maxime in der französischen Literatur. Studien zum Werk La Rochefoucaulds und seiner Nachfolger'' (im Druck erschienen 1960). Mit ihr und damit mit der historisch fundierten Bestimmung der Eigenart der ,literarischen Form‘ der Maxime, der besonderen Gestaltungsprinzipien und -leistungen La Rochefoucaulds, mit der Abgrenzung seiner ''Maximes'' gegenüber anderen verwandten Formen bei Autoren wie etwa La Bruyère, Vauvenargues, Chamfort, und schließlich mit der Erhellung der ,Auflösung der Kunstform der Maxime‘ in der romantischen ''Pensée'' (beispielsweise bei Joubert und Sainte-Beuve) gelang der jungen Gelehrten eine Forschungsleistung, die ihr sofort einen Platz unter den allerersten Kennern der ,klassischen‘ französischen Literatur sicherte“ (König, 2014, X).
 
</blockquote>
 
</blockquote>
Solveig Malatrait, Nachruf (Romanistik.de); Bernhard König, Nachruf, RoJb 64, 2014, IX-XIII.
+
Solveig Malatrait, Nachruf (Romanistik.de); Bernhard König, Nachruf, RoJb 64, 2014, IX-XIII; Louis van Delft: In memoriam Margot Kruse, XVIIe siécle 263 (2014),S.195-195; Klaus Meyer-Minnemann: Margot Kruse (1928-2013), RZLG 38 (2015), S.205-207.
  
 
[[Kategorie:Romanist]]
 
[[Kategorie:Romanist]]
Zeile 28: Zeile 28:
 
[[Kategorie:Literaturwissenschaft]]
 
[[Kategorie:Literaturwissenschaft]]
 
[[Kategorie:Französische Literatur]]
 
[[Kategorie:Französische Literatur]]
 +
[[Kategorie:Print ausstehend]]

Aktuelle Version vom 24. Juli 2018, 10:06 Uhr

Margot Kruse (2.3.1928 Hamburg – 10.12.2013 Reinbek); Tochter des Kaufmanns Hans E. B. Kruse

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie, bes. Literaturwiss., französ. Klassik

1947-54 Stud. Rom. (Hellmuth Petriconi; Rudolf Grossmann; Walter Pabst; Hermann Tiemann), Deutsch u. Philos. Hamburg u. Freiburg i. Br. (Hugo Friedrich); 1954 Prom. (H. Petriconi) Hamburg; 1959 Habil. Hamburg; 1959 PDoz.; 1961 ao. Prof. Hamburg; 1963 nach Rufablehnung Bonn o. Prof.in (erste weibl. Ordinaria auf einem Rom. Lehrstuhl der BRD); 1971/72 GProf.in Bordeaux; 1993 em.

1966 o. Mitgl. Akad. d. Wiss. Göttingen; 1972 / 2005 Mitgl. Joachim-Jungius-Ges. / Akad. d. Wiss. in Hamburg); 1985-89 Vorst. Joachim-Jungius-Ges.; Mitgl. d. Cluny-Ges.; 2003 Joachim-Jungius-Medaille.

Mithrsg. Romanistisches Jahrbuch, 1963f. (1954-63 Redaktorin).

Gestaltung - Umgestaltung: Beiträge zur Geschichte der romanischen Literaturen; FS zum 60. Geburtstag von Margot Kruse. Hrsg. v. Bernhard König u. Jutta Lietz in Verbindung mit Rudolf Harneit u. Ulrich Schulz-Buschhaus, Tübingen 1990 (Bibl. XIII-XV); Friedhelm Debus, „Laudatio auf Prof. Dr. Margot Kruse, Hamburg anlässlich der Verleihung der Joachim-Jungius-Medaille“ (online).

Das Pascal-Bild in d. französischen Literatur, Hamburg 1955 (Diss.); Die Maxime in der französischen Literatur. Studien zum Werk La Rochefoucaulds u. seiner Nachfolger, Hamburg 1960 (Habil.-Schr.); Beiträge zur französischen Moralistik. Hrsg. v. J. Küpper, A. Kablitz u. B. König, Berlin 2008.

„Margot Kruses wissenschaftliche Interessen waren vielfältig, und hinsichtlich der Romanistik nicht auf eine der romanischen Literaturen beschränkt. Zwei ihr Leben lang sie beschäftigende umfangreiche Forschungsfelder zeichnen sich ab: die ,moralistische‘ Literatur des 16. bis 18. Jahrhunderts einschließlich ihrer sehr ernst genommenen Verbindungen zu Philosophie und Theologie – in den Schriften des Altertums und des Renaissance-Humanismus wie auch der zeitgenössischen Geisteswelt – auf der einen Seite, auf der anderen die komparatistisch angelegte literaturwissenschaftliche Themen- und Motivforschung mitsamt der Diskussion ihrer theoretischen Begründung und methodischen Differenzierung. Den Anstoß zu ihren Studien auf diesem zweiten Gebiet erfuhr Margot Kruse durch das komparatistische Schaffen ihres Lehrers H. Petriconi, vor allem dessen weit ausholende Essays zu literarischen und mythologischen Themen, deren letzte fünf sie selbst sechs Jahre nach Petriconis Tod als Buch herausgab (Metamorphosen der Träume, 1971), mit einem klugen Nachwort (,Literaturgeschichte als Themengeschichte‘), in dem sie Petriconis Praxis einer als thematologisch definierten Literaturgeschichtsschreibung hinsichtlich ihrer theoretischen Prämissen und methodologischen Konsequenzen analysierte und diskutierte.

Ohne engere Verbindung zu den Arbeitsgebieten ihrer Hamburger Lehrer, wenn auch natürlich geprägt durch deren Interpretationsweise, entstanden Margot Kruses Untersuchungen zu den Schriften der französischen ,Moralisten‘ des 17. Und 18. Jahrhunderts (unter Berücksichtigung ihrer Beziehungen zu den ,Vorläufern‘ in der Antike und in der vorhergehenden französischen, der italienischen und spanischen, auch der englischen Literatur, sowie ihrer Nachwirkungen insbesondere in der neueren französischen und deutschen Literatur bis hin zu Schopenhauer und Nietzsche). Die bedeutendste dieser Untersuchungen bleibt ihre Habilitationsschrift Die Maxime in der französischen Literatur. Studien zum Werk La Rochefoucaulds und seiner Nachfolger (im Druck erschienen 1960). Mit ihr und damit mit der historisch fundierten Bestimmung der Eigenart der ,literarischen Form‘ der Maxime, der besonderen Gestaltungsprinzipien und -leistungen La Rochefoucaulds, mit der Abgrenzung seiner Maximes gegenüber anderen verwandten Formen bei Autoren wie etwa La Bruyère, Vauvenargues, Chamfort, und schließlich mit der Erhellung der ,Auflösung der Kunstform der Maxime‘ in der romantischen Pensée (beispielsweise bei Joubert und Sainte-Beuve) gelang der jungen Gelehrten eine Forschungsleistung, die ihr sofort einen Platz unter den allerersten Kennern der ,klassischen‘ französischen Literatur sicherte“ (König, 2014, X).

Solveig Malatrait, Nachruf (Romanistik.de); Bernhard König, Nachruf, RoJb 64, 2014, IX-XIII; Louis van Delft: In memoriam Margot Kruse, XVIIe siécle 263 (2014),S.195-195; Klaus Meyer-Minnemann: Margot Kruse (1928-2013), RZLG 38 (2015), S.205-207.