Kreis, Karl-Wilhelm

Aus Romanistenlexikon
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Karl-Wilhelm Kreis (16.9.1936 Wilhelmshaven – 3.3.2018 Göttingen); Sohn des Kriminalbeamten Karl Kreis u. der Dora geb. Schwartz

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie, bes. Literaturwissenschaft (Hispanistik)

Grundschule Posen (1942-45), Mittelschule Syke (1946-52), Oberstufe Hermann-Böse-Gymn. Bremen (1952-55); dort Frühjahr 1955 Reifeprüfung; 1955-57 Stud. Englisch u. Latein Göttingen, später Schwerpunkt Hispanistik; 1959 StE. Philos. u. Päd.; 1959/60 Sprachlehrer Colegio Mayor del S.E.U. „Julio Ruiz de Alda“ Sevilla; Lektor f. Deutsch Univ. Murcia; 1963-65 Hilfs.-Ass. Rom. Sem. Göttingen; 1965/66 Assistant d’allemand Lycée St. Charles Marseille; gleichzeitig Kurse Goethe-Institut Marseille u. Faculté des Sciences, Université Marseille-Aix.; 1970 Prom. Göttingen (Heinrich Bihler; Wilhelm Kellermann); 1984 Habil. Hamburg, „Ibero-Amerikanisches Forschungsinstitut“; 1990 Göttingen apl. Prof.

Studien zur Liebesmetaphorik im Theater Tirso de Molinas, Göttingen 1970 (Diss.); Zur Ästhetik des Obszönen: Arrabals Theater und die repressive Sexualpolitik des Franco-Regimes, Hamburg 1990 (Kurzfassung der Habil.-Schr. Hamburg 1984); „Zur Situation der Frau in Spanien: ein Vierteljahrhundert Demokratie“, in: Spanien heute, ed. W. Bernecker – K. Dirscherl, Frankfurt a. M. 42000, 477-532.

„In den folgenden Jahren wendet sich Kreis mehr und mehr einer grundlegend erneuerten Literaurwissenschaft zu, die historische, soziale und psychoanalytische Aspekte berücksichtigt, ohne die Praktiken einer textnahen Analyse aufzugeben. - Das Ergebnis ist seine 1981 fertig gestellte Habilitationsschrift […]. Zwischen Spanien und Frankreich ist auch das Thema seiner großen Arbeit situiert, Zur Ästhetik des Obszönen - Arrabals Theater und die repressive Sexualpolitik des Franco-Regimes. – Für die Zunft bedeutete sie eine doppelte Herausforderung. Zum einen war die Beschäftigung mit einem so gut wie tabuisierten Thema (zumal das Obszöne mit der Frage nach der ,Wertigkeit‘ der Pornographie und ihrem rechtlichen Status verknüpft war) zumindest ungewöhnlich, wenn nicht verdammenswert. Zum anderen war die Auseinandersetzung mit einem unmittelbar zeitgenössischen, in der damaligen Bundesrepublik gerichtlich bekannten ,Skandalautor‘ ein weiterer Stein akademischen Anstoßes (das inkriminierte Stück Arrabals hieß ,Und sie legten den Blumen Handschellen an‘). […] Die Folge dieser radikalen Offenheit war in den immer noch vor allem konservativen ,Geisteswissenschaften‘ die Verhinderung der Habilitation von Kreis in Göttingen, die erst 1984 am Hamburger ,Ibero-Amerikanischen Forschungsinstitut‘ der Philosophischen Fakultät erfolgte“ (Manfred Engelbert, Nachruf).

Dissertation, CV; Manfred Engelbert, „Professor Karl-Wilhelm Kreis†“ (www.uni-goettingen.de); Vera Wölk, „Karl-Wilhelm Kreis verstorben“, Göttinger Tageblatt, 14.3.2018.