Kissner (Kißner), Alfons Paul Eduard

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Alfons Paul Eduard Kissner [auch: Kißner] (3.4.1844 Hamburg – 21.8.1928 Naumburg); Sohn des Musikdirektors Karl Kißner in Meiningen u. der Babette geb. Scheurich

Verf. Frank-Rutger Hausmann

Romanische Philologie

1863 Abitur Gymn. Meiningen; Stud. Klass. u. Rom. Philol. Würzburg, Marburg u. Bonn (Friedrich Diez; Nikolaus Delius); 22.5..1867 Prom. (Ludwig Lemcke) Marburg; 1868 Hauslehrer in einer russ. Familie in Paris; 1870-73 Bibliothekar u. Privatsekr. d. Großfürstin Helene Paulowna v. Rußland in St. Petersburg, Oranienbaum u. auf Reisen in Italien; deswegen Rufablehnung Königsberg; Privatgelehrter Würzburg; 1.8.1875 o. Prof. f. neuere Sprachen Erlangen; 1.4.1877 Königsberg; 1.11.1901 Marburg (Nachf. v. Eduard Koschwitz); 6.12.1904 beurlaubt; 20.11.1905 auf eigenen Antrag entpflichtet; 19.5.1909 GehRR.; lebte später in der Schweiz, 1914-19 in Halle, dann in Auerbach/Bergstraße, zuletzt in Naumburg.

Chaucer in seinen Beziehungen zur italienischen Literatur, Bonn 1867 (Diss.); Ludovico Ariosto, Sämtliche poetischen Werke, 4 Bde., übertr. von A. K., Berlin 1922.

„Ungeachtet der Tatsache, daß überhaupt kein Lehrstuhl vorhanden war, wiederholte sie [=die Philosophische Fakultät Königsberg] ihren Versuch und schlug im Juni 1870 den nicht habilitierten Privatsekretär Alfons Kissner unico loco für ein vornehmlich romanistisch auszurichtendes Ordinariat vor. Infolge des deutsch-französischen Krieges kam der Stein ins Rollen. Die Fakultät und Kurator v. Horn wiesen zur Jahreswende 1870/71 darauf hin, daß mindestens dem Französisch-Unterricht fortan staatspolitisch große Bedeutung zukomme, angesichts der nicht-deutschen Bevölkerung von Elsaß-Lothringen. Beamte und Lehrer, die dorthin versetzt würden, müßten zwangsläufig die französische Sprache beherrschen. Ein von v. Mühler erbetenes Handschreiben des kronprinzlichen Königsberger Ehrenrektors Friedrich Wilhelm, ausgefertigt im Februar 1871 zu Versailles, bewirkte dann endlich die Zustimmung des störrischen Finanzministers v. Camphausen. Immer noch war Kissner der Favorit der Fakultät, dem nun zwar die Aussicht auf ein für 1872 etatisiertes Ordinariat geboten wurde, das er aber ablehnte und auf den ebenfalls nicht habilitierten Bonner Studienfreund Jakob Schipper verwies, der sich bereit fand, den Posten zunächst nur gegen eine Remuneration anzunehmen. […]

Die Regelung seiner Nachfolge [=1876, Berufung Schippers nach Wien] mutet an wie ein Bäumchen-wechsle-dich. Diesmal empfahl Schipper den inzwischen in Erlangen etablierten Freund Kissner. Und der von Falk prompt berufene fachlich bestürzend unausgewiesene, aber polyglotte und weltläufige ,secrétaire intime‘ (vulgo: ,Vorleser‘) einer russischen Großfürstin, der sich für Anglistik wie Romanistik gleichermaßen empfehlende Ordinarius, er entschied sich diesmal, das heimische Frankenland mit Ostpreußen zu vertauschen, um der Albertina fast 25 Jahre treu zu bleiben. Wohl zwangsläufig, denn Kissners Chancen auf eine Wegberufung minderten sich mit jedem Jahr, das er verstreichen ließ, ohne das kleinste publizistische Licht zu entzünden“ (Tilitzki, 2012, 111-112).

Gundlach, Catalogus professorum academiae Marburgensis 1, 1927, Nr. 726; Ulrich Bertram / Dieter Petzold, Erlanger Anglistik u. Amerikanistik in Vergangenheit u. Gegenwart. FS zum hundertjährigen Bestehen eines Instituts 1890-1990, Erlangen 1990, 12-13; Haenicke / Finkenstaedt, Anglistenlexikon, 1992, 168; Hudde, „Zur Geschichte“, 2003, 553; Wachter, Die Professoren u. Dozenten, 2009, 108-109; Kalkhoff, Romanische Philologie, 2010, 278 (fälschlich als „Kissinger“ ausgewiesen); Tilitzki, Die Albertus-Universität, 2012, 111-112.